Mexiko-Stadt. .
Zwei Tage nach dem Beben in Chile verstärken die Rettungskräfte die Suche nach Überlebenden noch einmal deutlich.
Die Streitkräfte brachten in großer Zahl Rettungsteams mit Spürhunden, Spezialeinheiten und Polizisten nach Concepción, um in den am stärksten betroffenen Regionen die Präsenz des Staates zu erhöhen.
Im Laufe des Wochenendes war es in Concepción zu Plünderungen von Supermärkten gekommen, und die Obdachlosen beschwerten sich über ausbleibende Hilfe.
„Wir sehen uns einer Katas-trophe gegenüber, mit deren Ausmaß wir alle überfordert sind“, sagte Innenminister Edmundo Perez-Yoma. Bei dem Beben vom Samstag der Stärke 8,8 auf der Richterskala waren mindestens 700 Menschen ums Leben gekommen. Concepción, zweitgrößte Stadt Chiles mit 250.000 Einwohnern, wurde in weiten Teilen zerstört. Hauptbetroffen ist allerdings die Gegend um die Stadt Parral, 300 Kilometer südlich von Santiago.
Insgesamt 10.000 Soldaten sandte Präsidentin Michelle Bachelet ins Katastrophengebiet. Sie brachten Feldlazarette und Lebensmittel. Mehr als 50 Nachbeben folgten bis zum Sonntag dem Hauptbeben. Der Minister für Öffentliche Arbeiten bekannte, dass die Zerstörung weit schlimmer sei, als die Regierung das erwartet habe. „Es ist nichts, was wir schnell lösen können“, sagte er. „Das wird mehrere Monate dauern.“
In Concepción rief Bürgermeisterin Jacqueline van Rysselberghe zu verstärkten Hilfsanstrengungen auf. „Die Menschen haben nichts mehr zu essen, und das ermuntert zum Plündern.“ In den Gegenden, wo die Wasserversorgung auf Grund geborstener Leitungen ausgefallen ist, versorgen Tankwagen die Bevölkerung.
Die Menschen verbrachten vielfach auch die zweite Nacht in Folge auf der Straße aus Angst vor weiteren Erdstößen. In der Hauptstadt Santiago schliefen die Menschen in Autos, ihren Gärten und auf den Parkplätzen ihrer Apartmentgebäude. In Chile herrscht derzeit Sommer. Nach Angaben von Minister Bitar ist auch der Präsidentenpalast La Moneda beschädigt.
Sebastián Piñera, der am 11. März die Nachfolge von Michelle Bachelet als Präsident Chiles antritt, forderte die Privatwirtschaft auf zu helfen. Der künftige Staatschef ist selbst Finanzinvestor und einer der reichsten Chilenen. Das Beben könnte die chilenische Wirtschaft deutlich zurückwerfen, da einige Kupferminen vorübergehend schließen mussten. Zudem sind die Schäden an der Infrastruktur immens. Experten zufolge könnte sich der wirtschaftliche Schaden auf rund 30 Mrd. Dollar belaufen. Dies entspricht rund 15 Prozent des chilenischen Bruttoinlandsprodukts.
Finanzminister Andrés Velasco sagte, die Regierung werde die Erdbebenhilfe aus dem Sonderfonds bezahlen, der mit den Überschüssen aus dem Verkauf des Kupfers, Chiles Hauptexportgut, finanziert wurde. „Chile hat lange gespart, um in der Lage zu sein, solche Katastrophen schultern zu können.“