Köln/Berlin. .
Sie jubelte erst, jetzt klagt sie. Frauenrechtlerin Alice Schwarzer (67) spendete einem Berliner Hilfsverein 500.000 Euro. Monate später spricht sie von Betrug.
Dabei hätte es so schön werden können, damals im September vorigen Jahres. Günther Jauch feierte das Zehnjährige seines RTL-Quiz „Wer wird Millionär?“ und bat, wie schon so oft zuvor, Promis zur heiteren Rate-Runde. Alice Schwarzer war gut drauf. Kein Wunder, dass die Chefredakteurin der feministischen Zeitschrift „Emma“ 500 000 Euro erspielte. Das Geld spendete sie dem Berliner Verein „Hatun & Can e.V.“, der misshandelten muslimischen Frauen helfen will.
Ein Verein, dem sie vertraute, gegründet nach der Ermordung der türkischstämmigen Berlinerin Hatun Sürücü (23) im Sommer 2005. Er wollte, wie Alice Schwarzer unserer Zeitung mitteilte, bedrohten muslimischen Frauen „spontan und unbürokratisch“ unterstützen.. „Emma“ berichtete mehrfach darüber.
Schwarzer öffnete nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Portemonnaie. Allerdings wechselten schnell die Rollen der Beteiligten: Erst ging Schwarzer auf den Verein zu, dann, nach einer Schwarzer-Spende über 3000 Euro, ging der Verein auf die Frauenrechtlerin zu. Wie sich Schwarzer erinnert, ging 2008 und 2009 zweimal ein finanzieller „Hilferuf“ bei ihr ein. Schließlich bot Schwarzer an, ihren Gewinn aus der Raterunde zu spenden: „Natürlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich auf 500 000 Euro kommen würde.“
Nach der Ausstrahlung gingen „ein paar knappe Zeilen“ des Dankes bei Schwarzer ein. Zudem bot ihr ein Vereinsvorstand an, sie könne „über den Einsatz des Geldes zusammen mit ,Hatun und Can’ bestimmen“. Schwarzer weiter: „So weit wollte ich mich nicht einmischen, aber es interessierte mich schon, was nun mit dieser beachtlichen Summe geschehen sollte“.
Schwarzer fragte nach. Doch bei einem Treffen waren ihre Gesprächspartner vom Verein „nicht bereit, auch nur ein einziges Wort über die beabsichtigte Verwendung des Geldes zu sagen“. Dafür erschien im Berliner „Tagesspiegel“ eine Anzeige mit „Dank an Alice Schwarzer und RTL“.
Schließlich erstatteten Schwarzer, RTL und deutsch-türkische Autorin Necla Kelek (52) als Ex-Vereinsmitglied Anzeige wegen Betruges. Sie wollen das Geld zurück.
Inzwischen ließ die Berliner Staatsanwaltschaft Räume der Organisation durchsuchen und Konten sicherstellen. In dem Streit geht es laut „Süddeutscher Zeitung“ auch um einen BMW X 6 (Neupreis: 60 000 Euro). Das große Auto sei nötig, um die Habe der Betroffenen zu transportieren, sagte der Berliner Star-Anwalt Hubert Dreyling (63) dem Blatt. Und weiter: „Eine andere Karre hält ja nur drei Jahre.“
Der Verein bestreitet die Vorwürfe. Auf seiner Internetseite hieß es noch am Freitag in holprigem Deutsch: „Der Verein hat nicht ein Cent privat benutzt, dies ist durch ein Finanzbericht eines unabhängigen Steuerbüros lückenlos nachvollziehbar.“