Köln. .
Den Ort Hengasch gibt es nicht wirklich. Gäbe es ihn, samt Schützenfest und Schnitzfiguren – er wäre für die Weltenbummlerin Caroline Peters ein ähnliches Grauen wie für ihre Rolle als Kommissarin Sophie Haas, die aus der Metropole Köln ins 395-Seelen-Dorf Hengasch versetzt wird.
„Ist es okay, wenn ich zur Straße hin sitze?“, fragt Peters, als wir uns in einem Kölner Café treffen. Sie habe einfach gerne alles im Blick. Vor allem hier, in einer ihrer vielen Heimaten. Geboren ist die 38-Jährige in Mainz. Um nicht als Mainzerin bezeichnet zu werden, gibt sie manchmal aber Köln als Geburtsort an. Dort ist sie aufgewachsen, just in diesem Café hat sie „Millionen Stunden“ verbracht. Inzwischen sei ihr die Stadt „komisch vertraut und fremd zugleich“. Die Zeiten, zu denen sie Jahr für Jahr zum Karneval herkam, sind lange Vergangenheit.
Caroline Peters lebt heute in den Hauptstädten. Madrid, Lissabon, Paris hat sie für Gastspiele mit dem Theater bereist. In Wien gehört sie zum Ensemble des renommierten Burgtheaters. „Aber auch als Wienerin fühle ich mich nicht“, sagt sie, „dort ist man dauerhaft Deutsche.“ Seit sechs Jahren lebt sie regelmäßig in der österreichischen Hauptstadt. Ein Taxifahrer schloss ein längeres Gespräch jüngst mit der Frage ab: „Und? Haben’s scho’ Heimweh?“
Ein bunter Klecks
Berlin. Würde sie heute nach ihrer gefühlten Heimat gefragt – das wäre ihre Antwort. „Bei allem Rumreisen ist es wichtig, einen Punkt zu haben, zu dem man zurückkehrt“, sagt sie. Ist sie nach Monaten des Reisens wieder in Berlin, seien Straßenbild und Bevölkerung stets wie ausgetauscht. Dann schwingt sie sich auf den Sattel, radelt umher, sieht sich alles an.
Caroline Peters ist neugierig und umtriebig wie in der Rolle der TV-Kommissarin Sophie Haas, die nicht nur kleidungstechnisch ein bunter Klecks im klischee-grauen Dorf Hengasch ist. Nicht die Ruhe auf dem Land empfindet Peters als beruhigend, sondern den Puls der Stadt. Sie braucht Veränderung, Abwechslung.
Ein Lord als erste Rolle
„Ich bin gerne auf mehreren Baustellen tätig“, sagt sie. TV kann sie, und Kino. Den alten „Othello“ in Wien, bald ein neues Stück zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Als die Bedienung nach Getränken fragt, bestellt sie eine Apfelschorle, einen Espresso. Ach, und ein kleines Wasser, bitte.
Das Fernsehen war die Brutstätte ihrer Bekanntheit. Für „Arnies Welt“ bekam sie 2007 den Grimme-Preis. Ihre berufliche Heimat aber ist die Bühne. Lord Windermere war die erste Rolle. Peters war damals gerade 14. Ein Schultheater. Eine Männerrolle. „Und meine Lehrerin meinte, alle Jungs bräuchten auf der Bühne auch Zigaretten“, erinnert sie sich. „So bin ich zum Rauchen gekommen.“
Und zum Berufswunsch. Abitur, dann Studium in Saarbrücken. Mit 24 an der Berliner Schaubühne. Jobs in Hamburg, Zürich, Wien. Und nun: Hengasch im Eifel-Landkreis Liebernich. „Ich finde es schrecklich, noch gefragt zu werden, was mein Traum ist“, verrät die 38-Jährige. „Ich bin jetzt in einem Alter, wo man auch sagen können muss: Das ist doch schon mal ganz gut.“
Traum von Tarantino
Was wünscht sich dann noch jemand, dem die Band „TempEau“ sogar ein Lied gewidmet hat? „Hier kommt Caroline Peters“, singen die Herren, die sie privat gut kennt, „ein Superstar mit Sex-Appeal, jeder will ein Kind von ihr.“ Neulich forderten Fans den Song auf einem Konzert lautstark als Zugabe. Auf dem Album „Kein Weg zurück“ hat er einen festen Platz.
Wovon träumt Caroline Peters? Von einer weiblichen Filmrolle bei Quentin Tarantino, von den männlichen Theaterrollen Danton und Mephisto. Und – man muss zweimal fragen, um es zu glauben: „Von einem Haus auf dem Land, mit viel Platz, einem Pool. Das wär’ was.“ Aber nur für die Ferien, schiebt die 38-Jährige rasch nach. Auf Dauer würde sie die Ruhe nicht ertragen.