Köln. .

TV-Experten diskutieren in Köln über Zukunft der TV-Unterhaltung. Kameras in der Säuglingsstation wie in England oder Extrem-Abnehmshow inklusive Fettschürzenentfernung wie in den USA? Deutsche Sender setzen lieber auf bekannte Formate in abgespeckter Form.

Nervöse Väter, hektische Hebammen und erschöpfte Mütter unmittelbar nach der Geburt. Will man so etwas sehen? Darf man so etwas zeigen? Im Fernsehen? In England sind diese Fragen längst beantwort. Dort hängen 40 Kameras auf einer Säuglingsstation und „One Born Every Minute” ist eine der erfolgreichsten Sendungen des Frühlings. Deshalb wurde sie jetzt auch auf dem Show-Gipfel in Köln vorgestellt.

Mehr als 200 Experten und Fernseh-Macher waren zusammengekommen, um über Trends und Tendenzen der Fernsehunterhaltung zu sprechen. Über neue Shows und Doku-Soaps. Banales Programm, seicht wie eine Pfütze nach dem Sommerregen. Aber wichtig. Denn ob in Deutschland, England oder den USA - nichts ist erfolgreicher im Fernsehen als Shows und Doku-Soaps. Bis auf Sportübertragungen. Aber die muss man nicht neu erfinden.

Verschärftes Koch-Duell

Shows schon. Dringend sogar. Denn was den Sendern derzeit hohe Quoten beschert, hat oft schon etliche Jahre auf dem Buckel. „Wetten, dass...”, wird bald 30, „Wer wird Millionär” läuft schon über zehn Jahre und sogar den Superstar suchte Deutschland neulich bereits zum siebten Mal.

In den USA ist „Undercover Boss” der Überraschungshit des Jahres. Bis zu 38 Millionen Zuschauer schalten ein, wenn der Chef eines großen Unternehmens inkognito als kleiner Angesteller im eigenen Laden anheuert. Aber selbst die britische Produzentenlegende David Liddiment räumt ein, dass sich diese Show nicht in jedem Land machen lässt.

Genau wie „Obese”, eine neues Format, das mit „Übergewicht” nur verharmlosend übersetzt ist. In „Obese” stehen Menschen im Mittelpunkt, die selbst für die Abnehm-Show „The Biggest Loser” zu dick sind. Menschen, denen der Arzt bescheinigt hat, dass sie nicht mehr lange zu leben haben, wenn sie nicht dünner werden. Einen Trainer stellt das US-Fernsehen ihnen zur Seite, der sie schleift, der sie quält und an ihre Grenzen führt. 15 Monate dauert die Show. Zwölf davon wird trainiert, drei dauert es die Hautfalten zu operieren, die nach dem Abnehmen zurückgeblieben sind.

Deutsche Interessenten gibt es bisher noch nicht. Stattdessen setzen die Sender auf Bewährtes. Vox übernimmt mit „X-Factor” eine weitere klassische Casting-Show, Sat.1 hat die deutschen Rechte für „Master Chef” erworben, eine Art verschärfte Version des Koch-Duells. Ansonsten sind neue Staffeln bekannter Formate in Planung. Oft in abgespeckter Form. Mal werde an der Ausstattung gespart, mal an den Gagen für die Teilnehmer, sagt Jan Kromschröder, Geschäftsführer der Granada Produktionsgesellschaft und unter anderem verantwortlich für „Let’s Dance” oder das „Dschungelcamp”.

Dabei ist es in der Theorie ganz einfach, eine erfolgreiche Show zu erfinden, wie britische Untersuchungen zeigen. Jeder muss mitmachen können und einfache Menschen muss sie zu Helden machen. Weil sie ihnen die Chance ihres Lebens bietet. Praktisch, sagt Liddiment, sei die Sache schon schwieriger. Weil jede Erfolgsshow etwas besonderes brauche. Und sei es nur der pöbelnde Mann in der Jury. Oder spannende Musik. Letztlich, sagt der Erfolgsproduzent, „zählt das Bauchgefühl”.