Bonn. .

Zuschauerzahl hin, Marktanteil her – Maybrit Illners Talk hat schon bessere Zeiten gesehen. Ein Grund für Illner, ihre Gesprächsrunde aufzufrischen. Was sie vorhat, verriet sie Jürgen Overkott in ihrem Bonner Lieblingsrestaurant.

Was tun Sie dafür, dass Sie unverkennbar bleiben?

Maybrit Illner: Wir sind jetzt im elften Jahr. Wann immer wir das Gefühl hatten, wir könnten die eine oder andere Erfrischung brauchen, haben wir sie uns auch gegönnt. An uns läuft nix vorbei, an uns ist auch der digitale Zug nicht vorbeigefahren.

Was meinen Sie damit?

Wir haben einen eigenen YouTube-Kanal, und sind seit drei Monaten bei Facebook. Die Nutzer können uns ihre Fragen zur Sendung schicken, und Sie glauben nicht, auf welch’ schlaue Ideen die Leute kommen. Es ist beeindruckend, und teilweise sind richtig gute Filme dabei. Wir sind nach einem Jahr bei 900 000 Klicks und 600 Abonnenten, bei Facebook haben wir 800 Freunde. Dabei ist das Ganze noch im Pionierstadium. Wir überlegen, innerhalb der Sendung eine eigene Rubrik für diese Mini-Filme anzulegen. In jedem Fall kommen wir mit diesen digitalen Kanälen an ein breitest mögliches junges Publikum heran.

Wie halten Sie’s mit Facebook?

Ich nutze Facebook als Privatperson nicht. Ich käme sowieso selten dazu, an einer Art Pinwand mit mehreren Leuten gleichzeitig zu kommunizieren. Aber für das Fernsehen und beispielsweise auch die Politik sind Netzwerke wie Facebook Medien, die sicher noch viel zu wenig genutzt werden.

Dabei hatten Kenner doch erwartet, dass schon der letzte Bundestagswahlkampf durch den Stil von Barak Obama geprägt werden würde.

Manche deutschen Politiker glauben immer noch, dass man sich im Internet am besten in der eigenen Heimatstadt vor dem Stadtschloss oder im Fluss auf dem Einbaum präsentiert, und damit hat sich`s! Das Internet lässt sich ganz anders nutzen! Es ist ein echtes Mitmach-Medium, und auch der Journalismus ist gut beraten, die Debatten zu gesellschaftspolitischen Fragen im Netz zu führen.

Wann ist eine Sendung für Sie gelungen?

…wenn mir 60 Minuten vorkommen wie 30! Der Reiz einer Talkshow besteht darin, dass es immer ein Moment der Unberechenbarkeit gibt. Es geschehen einfach Dinge, die man nicht voraussehen kann. Und die Leute warten natürlich darauf! Darauf, dass sich jemand verquatscht, inklusive der Moderatorin, dass jemand die Kontrolle verliert, dass jemand einen unfreiwilligen Schenkelklopfer produziert.