Agadir/ Essen. .
„Der Kompromiss ist vom Tisch.“ Thilo Maack, Walfang-Experte von Greenpeace und ein Vertreter der insgesamt 81 Nicht-Regierungs-Organisationen bei der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Agadir, ist enttäuscht. Einen legalen Walfang mit festen Fangquoten wird es in Zukunft nicht geben. Die Kommission vertagte sich auf 2011.
2000 Wale werden jedes Jahr getötet
So bleibt alles wie gehabt: Japan, Island und Norwegen werden weiterhin bis zu 2000 Meeressäuger jährlich abschlachten. Dem IWC-Vorschlag zufolge sollte die Zahl der getöteten Tiere jedoch in den kommenden zehn Jahren drastisch reduziert werden. Die Fangquoten sollten bereits im nächsten Jahr geringer sein als die bisherigen realen Fangzahlen. „Das wäre langfristig das Aus für den kommerziellen Walfang gewesen“, sagt Maack.
Schon der Beginn der Tagung, an der 88 Nationen teilnahmen, wurde von Korruptinsvorwürfen überschattet. Laut Recherchen der britischen Zeitung „Sunday Times“ hat Japan nicht nur die Anreise und das Nobelhotel von IWC-Vizechef Anthony Liverpool bezahlt. 24 Vertreter weiterer Nationen sollen bestochen worden sein. Reporter der Zeitung deckten auf, wie die Korruption funktioniert: Sie gaben sich gegenüber Repräsentanten des IWC als Mitarbeiter eines vermögenden Schweizer Walschützers aus, boten Geld für die Stimme des Landes. Die Antwort war immer dann positiv, wenn die versprochene Geldsumme über dem Angebot Nippons lag.
Das Treffen in Agadir war für Walschützer und Walfänger gleichermaßen ein wichtiger Kampfplatz: Nach jahrelangem Stillstand hatte der Kompromissvorschlag des chilenischen IWC-Chefs Cristian Maquieira ein Bündel an Schutzmaßnahmen für die bedrohten Meeressäuger beinhaltet: „Es ging weit über den Walfang hinaus“, erklärt Maack. „Beifänge, die Verlärmung und Verschmutzung der Meere wurden aufgegriffen.“
Auch Australien ist aktiv geworden
Für das Scheitern gibt Maack auch den sogenannten Walschutznationen wie Deutschland und den USA eine Mitschuld. Offiziell fordern ihre Vertreter zwar eine „Nullquote für alle stark gefährdeten Walarten“ sowie ein Ende aller Ausnahmeregelungen bis 2020. Doch der IWC habe weder Kontroll- noch Sanktionsmöglichkeiten. Politische Willensbekundungen von Angela Merkel oder Hillary Clinton wären nötig. Die EU hat in dieser Beziehung einen Vorstoß gewagt und Island ein Ultimatum gestellt: Einen EU-Beitritt gibt es nur gegen den Verzicht auf Walfang. Auch Australien ist aktiv geworden: Die Regierung in Down Under will Japan vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verklagen. Japan droht im Gegenzug mit seinem IWC-Austritt.