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Heidi und die sieben Möchtegern-Models: Fünf Folgen vor dem Finale vom ProSieben-Casting „Germany’s Next Topmodel“ rennen die Kandidatinnen Casting-Chefin Klum hinterher und legen sich dabei reihenweise auf die Nase.

Man ist ja schon vom Zugucken ganz erschöpft. Allein, weil alle immer betonen, dass sie ALLES gegeben haben und von jetzt an und für immer weiter ALLES geben werden. Nichts weniger verlangt Heidi Klum seit fünf Staffeln von den Mädchen, die gern öffentlich von einer Model-Karriere träumen möchten und dafür in besonders verletzlichen Momenten die Kamera näher ran lassen müssen als sonst die Mama. Immerhin: Auch wenn Klum bei der Entscheidung, wer in der nächsten Runde noch dabei ist, eigentlich allen Angst gemacht und auch ein paar Tränen geerntet hat, musste in Folge zwölf keine der Kandidatinnen gehen.

Aber fallen mussten sie. Für den Werbespot-Dreh (eine junge Frau sprintet wie bescheuert die Straße runter, weil sie im Schlussverkauf shoppen will) hatten sich die Kandidatinnen mit einer Stunt-Trainerin auf ihre Rolle als gefallenes Mädchen vorbereitet. Erstaunlich sinnbildlich, was ProSieben da präsentierte: Die Möchtegern-Models rennen Heidi hinterher, verlieren dabei Einiges, legen sich wiederholt auf die Nase, und Heidi kann sich mit anderen Erwachsenen ein bisschen lustig machen und ein Urteil fällen, das möglichst hart ist.

Gepflegte Langeweile

Spannung? Fehlanzeige. Wenn man sieben Mädchen dabei zusieht, wie sie rennen – mehrfach – und dann fallen – mehrfach - kommt selbst bei kleinen Krisen diverser Kandidatinnen gepflegte Langeweile auf. Was auch nicht hilft, ist die Struktur der Sendung: Wenn die Regie die „Germany’s Next Topmodel“-Anwärterinnen nicht immer nochmal nacherzählen ließe, was man gerade beobachten durfte, wäre die Sendung nur halb so lang. Und die Frage fürs Pausen-Gewinnspiel – „Was ist ein Modeklassiker? A. Das kleine Schwarze oder b. das große Geblümte?“ – ist noch die größte intellektuelle Herausforderung der Sendung.

Wahrscheinlich langweilen sich auch Catwalk-Trainer Jorge und der Juror, den sie Q nennen. Man wird den Verdacht nicht los, dass er und Visagist Boris Entrup sich in ihrer Freizeit gegenseitig die Augenbrauen zupfen, während Jorge sich das Haar glättet. Das glänzt dann schön im Scheinwerfer-Licht, wenn er mit den sieben „Chicas“ eine Choreographie einstudiert, und wer sieht, wie Neele die Unterlippe und das Becken vorschiebt und dazu die Schultern hängen lässt, weiß gleich: Das gibt Ärger.

„Nobody said it was easy...“

Denn wer so bockt, wird vor laufender Kamera zum Weinen gebracht, da gibt’s keine Gnade. Heidi, streng gescheitelt und wild gemustert, guckt kritisch, und wenn die Tränen endlich fließen, singt Coldplays Chris Martin die Zeile „Nobody said it was easy...“

Stimmt. Niemand hat behauptet, dass es einfach wäre. Im Gegenteil: Seit Jahren erklärt Heidi Klum dem geneigten Publikum und ihren Kandidatinnen, dass es ganz schön schwierig ist, Model zu sein. Alisar sieht das genauso: Die umwerfend schöne junge Frau findet es kompliziert, beim Tanzen gleichzeitig stark zu sein und an ihren Gesichtsausdruck zu denken. Es gelingt ihr nicht, sie bricht ihre Show vor der Jury ab und lächelt so verlegen, dass man wegsehen muss. Da kennt Q wiederum keine Gnade: „In der Branche bist du mit so einer Aktion eigentlich schon tot.“