Köln. .

Stolze Familienväter, gerührte Töchter und ein tränenreicher Rauswurf – beim Viertelfinale von „Germany´s Next Topmodel“ menschelte es schwer.

Ein bisschen kurios ist das schon: Da fährt diese Sendung die exotischsten Drehorte, Hollywood-Fotografen und Gaststars auf, und dann sind es Bilder aus Wesel, die einen am meisten verblüffen. Auftritt Herr Bohnekamp, Vater von Kandidatin Hanna. Er steht vor einer liebevoll renovierten Backsteinkate, um ihn herum zahlreiche Kinder mit properen Frisuren und korrekt eingesteckten Hemden. Aus diesem Buddenbrooks-Tableau heraus grüßt er seine Tochter im fernen Kalifornien. „Wir sind alle stolz auf Dich, auch der Pastor. Selbst beim Kaufmann in der Schlange wurde ich schon angesprochen.“ Er sagt wirklich „Kaufmann.“

Bei der Familie von Kandidatin Louisa scheint man sich schon mehr Sorgen zu machen: „Wir vermissen Dich sehr und hoffen, dass Du bald wieder heimkommst.“ Für ein endgültiges „bring our troops home“ war es allerdings noch zu früh. Zwei Folgen vor dem Finale mussten die verbliebenen fünf Kandidatinnen noch mal „alles geben“ (um die in dieser Sendung meistbenutzte Phrase zu zitieren).

Medientraining und Fotoshooting

Zwei Aufgaben waren zu meistern: Werbeaufnahmen für einen Handy-Hersteller und ein Foto-Shooting für die „Cosmopolitan.“ Dabei lernte man weniger über die einzelnen Bewerberinnen als eher über europäische Mentalitätsunterschiede in der Medienbranche. Da waren zunächst die deutschen Marketingmanager des Telefonherstellers, zwei etwas linkische, zwischen Onkel- und Entscheidermodus schwankende Männer. Ganz anders: Mark Liddell. Der englische Fotograf räumte mit dem bei GNTM gerne gepflegten Klischee auf, Professionalität äußere sich vor allem in Kommandosätzen und angestrengtem Mediensprech. Langsame und freundliche Erklärungen, ein paar nicht einstudierte Scherze als Eisbrecher – schon waren die Aufnahmen im Kasten.

Um Souveränität sollte es auch beim Medientraining gehen. Als Übungsleiter durfte Juror „Q“ ran, der bisher nicht gerade durch überragende Eloquenz aufgefallen war. Entsprechend bescheiden fiel sein Workshop im Ed-Hardy-Büro dann auch aus. Mit Andreas Renner folgte ihm zum Glück ein Journalist, der die Kandidatinnen in einem gestellten Interview auf Skandalträchtigkeit und Schlagzeilenpotenzial abklopfte. Ob das Ganze als Anti-Boulevard-Schutzschild reicht, sei dahingestellt. Das auf Englisch gehaltene Interview überstanden die meisten Models aber erstaunlich souverän.

Louisa muss gehen

Apropos überstehen: Gehen musste am Ende natürlich trotzdem jemand. Diesmal traf es Claudia-Schiffer-Lookalike Louisa. Was sie genau falsch gemacht hatte, blieb unklar. Die anderen Bewerberinnen hätten sich weiterentwickelt, hieß es von Seiten der Jury. Dauer-Heulboje Hanna konnte nicht gemeint sein. Auch Konkurrentin Neele – bisher fast ohne Werbejob – hätte sich als Heimreise-Kandidatin eher angeboten. Die Wege der Klum sind manchmal unergründlich.