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Zu „Wetten, dass..?“ mag Thomas Gottschalk Hans Küng nicht einladen: „Das will ich ihm nicht antun.“ Also trafen sich Showmaster und Kirchenkritiker am späten Montagabend bei „Beckmann“. Der Gastgeber nahm beide ins Gebet – und entlockte zumindest Gottschalk eine überraschende Beichte.

Montagabend-Talker Reinhold Beckmann entwickelt in letzter Zeit ein Faible für Gäste aus dem Kirchenbereich. Die evangelische Ratspräsidentin Margot Käßmann war kürzlich da, ebenso der kauzige „Glücksmönch“ Pater Anselm Grün. In Sachen Talkshow-Routine steht Hans Küng den beiden in nichts nach. Seit Küng vor 30 Jahren vom Vatikan die Lehrerlaubnis entzogen bekam, weil er die Unfehlbarkeit des Papstes in Frage stellte, zehrt der Theologe von seinem Ruf als Kirchenkritiker und wird von Medien gern als Kronzeuge aufgerufen, wenn es um klerikale Themen geht. Meist hat Küng dann ein neues Buch im Gepäck, das er ganz nebenbei ins Spiel bringt.

Als Nebenmann fungierte am Montagabend Thomas Gottschalk, inzwischen fast 60 Jahre alt und damit „langsam im papalen Alter“, wie er selbst bekundete. Papst wird der ewig junge Show-Mann wohl nicht mehr werden, aber bei Beckmann begnügte er sich keineswegs mit der Nebenrolle. Munter erzählte Gottschalk von seiner katholischen Erziehung, wie „ich in diese Kirche hineingeboren wurde“ und heute noch „durchaus in der Lage zu beten“ sei. Die „Angst vor der Hölle“ habe ihn, Stammgast in Ferienlagern der katholischen Jugend, in seiner Jugend vor so mancher Missetat bewahrt.

Gottschalk und Beckmann kreisen ums eigene Ego

Gastgeber Beckmann ließ Plappermaul Gottschalk weitgehend gewähren und so kam Küng nur langsam ins Gespräch. Altersweise hielt sich der 81-Jährige zurück und lauschte mit staunender Mine den Bekenntnissen Gottschalks: „Ich hätte Karriere gemacht in der Kirche, da bin ich völlig überzeugt.“ Dann wieder stimmte der Entertainer einen Choral an oder sinnierte über seine Namensvetter Thomas Morus und Thomas von Aquin. Da machte es auch nichts, dass er Konfuzius mit Buddha verwechselte. Für einen Katholiken kaum eine Sünde.

Zumal auch Reinhold Beckmann es nicht so genau nahm. Wie er es denn mit dem Dogma des Zölibats halte, wollte er von Küng wissen. Dass der Zölibat mitnichten ein Dogma, sondern ein Kirchengesetz darstellt, was – theologisch gesehen – ein nicht ganz unwichtiger Unterschied ist – was soll’s? Beckmann gefiel sich ohnehin in seiner gewohnten Rolle als harmloser Stichwortgeber statt als kritischer Nachfrager. „Was würde der Papst sagen, wenn er uns jetzt hier sehen könnte?“, fragte er sein Gegenüber Küng. Nun, Benedikt XVI. hatte wohl Besseres zu tun.

Beckmann plappert von Transzendenz

Ob es am müden Gastgeber lag – jedenfalls übernahm Thomas Gottschalk schließlich selbst die Rolle des Fragenden. An Küng gewandt wollte er wissen: „Wie ist die Lage unserer Kirche?“ Gottschalk wäre nicht Gottschalk, hätte er nicht selbst die Antwort gleich mitgeliefert. Die Amtskirche, so dozierte er, habe eine „Wagenburgmentalität“ entwickelt, sei nicht mehr nah bei den Menschen, biete keine wahre Seelsorge mehr und regiere nach dem Motto: „Du musst glauben, du darfst nicht fragen.“ Diese Erkenntnis ist so neu nicht. Immerhin bekannte der Showmaster selbstkritisch: „Ich bin als Theologe überfordert.“

Hans Küng schien sich zu diesem Zeitpunkt bereits in die innere Wagenburg zurückgezogen zu haben. Mit stoischer Ruhe ertrug er den munter plappernden Gottschalk ebenso wie den Gastgeber, der immer mehr Gemeinplätze zwischen „Sinnfragen“ und „Transzendenz“ absonderte. Freilich vergaß Küng nicht, schnell noch ein, zwei Mal sein neues Buch zu preisen.