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Bei ihm daheim ruft der Berg, hier ruft der Bergbau. In Markus Lanz’ Heimat liegt die Adria vor der Tür, hier das Ijsselmeer. Südtirol und Ruhrgebiet – ein natürlicher Gegensatz? Keineswegs, findet ZDF-Moderator Markus Lanz. Vielmehr sieht der 40-jährige TV-Journalist eine Menge Gemeinsamkeiten.
Die letzten Vorbereitungen für die ZDF-Gala „Glückauf Ruhr 2010“ laufen. Absprachen, SMS, Mails. Obendrein sitzt Lanz viel im Auto, pendelt zwischen Wohnort Köln und Aufzeichnungsort Gelsenkirchen. Hektik pur. Doch der Moderator lässt sich davon nichts anmerken. Seine Stimme klingt entspannt. Cool, der Mann, ein Profi durch und durch.
„Nirgendwo in Deutschland gibt es so interessante Typen wie im Ruhrgebiet“
Lanz kennt das Revier, und er kennt es gut. Zehn Jahre lang moderierte der Ex-Partner seiner Kollegin Birgit Schrowange für RTL das Boulevard-Magazin „Explosiv“, und immer wieder schickte der Wahl-Rheinländer seine Reporter ins Revier. Mit gutem Grund: „Nirgendwo in Deutschland gibt es so interessante Typen wie im Ruhrgebiet“, sagt Lanz. Was er schätzt: „Sie sind direkt, 1:1, also keine, die Dich nett behandeln und anschließend in die Pfanne hauen.“
Dabei sieht Lanz eine Schnittmenge zu den Menschen am Brenner. „Ein Südtiroler“, beschreibt der einstige Klosterschüler seine Landsleute, „würde nicht versuchen, seinen Gesprächspartnern ein X für ein U vorzumachen. Er ist relativ deutlich, auch er ist nicht vom diplomatischen Dienst.“ Und dennoch markiert Lanz Unterschiede: Der Südtrioler würde seinem Gesprächspartner nicht ganz so direkt zeigen, dass er ihn doof findet.“
Während Lanz das hohe Lied des Ruhrgebietes singt, hat sich sein Landsmann Konrad Beikircher auf kölsche Tön verlegt. Eine gemeinsame nordrhein-westfälische Mentalität kann Lanz als Zugereister allerdings beim besten Willen nicht erkennen. Im Gegenteil: „Zwischen dem Ruhri und dem Rheinländer gibt es einen großen Unterschied.“ Lanz: „Der Rheinländer ist für mich der deutsche Neapolitaner.“ Der Moderator muss es wissen. Nach seiner Schulzeit diente er beim italienischen Militär – in Neapel. Dolce vita, süßes Leben, und dolce far niente, süßes Nichstun, standen für sie im Mittelpunkt, wie Lanz beobachtete. „Ich fand die Einstellung immer sehr sympathisch, und mir kommt es oft so vor, dass der Rheinländer ähnlich tickt.“
Diese Lässigkeit nerve die Menschen an Rhein und Ruhr, glaubt Lanz, Menschen, die sich selbst in der Freizeit wieder fit für die Arbeit machten. Denn Bergleute, die nach der Arbeit nicht am Fenster standen, um frische Luft zu tanken, erzählte Revier-Regisseur Sönke Wortmann dem Kollegen vom Fernsehen, waren schnell weg vom Fenster.
Weg vom Fenster ist das Revier noch lange nicht. Auch dafür stehen die Gala und „Ruhr 2010“. Mit harter Arbeit und einem Schuss Lässigkeit.