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Ist es die größte Inszenierung auf der Weltbühne oder das Ergebnis erfrischendster Natürlichkeit? Wenn Barack und seine Michelle vor einem Journalisten ihres Vertrauens hocken und ihm ihre Anekdoten auftischen, möchte man das so gerne sympathisch finden. Warum Zweifel erlaubt sind, verrät die Doku „Liebe an der Macht“ (Mo., ARD, 21.45 Uhr).
Die Obamas, dieses Wir-sind-wie-ihr-Bekenntnis. Und wie sie sich anschauen. Als gingen sie gleich Hand in Hand zum College-Abschlussball. Trotzdem traut man dieser Obama-Vorstellung nie so ganz.
Show und Menschelndes vermischen sich
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Was die beiden erzählen, erscheint durchkomponiert, sogar dann, wenn sie ihm ins Wort fällt. Ist es einfach zu schön, um wahr zu sein?
Wer den ersten Happen der dreiteiligen Doku „Liebe an der Macht” (ARD, 21.45 Uhr) probiert, die sich morgen mit den Kohls, am Mittwoch mit Herrn Sarkozy und Frau Bruni befasst, wird nicht mit einer simplen Lösung des Rätsels belohnt. Denn in der Welt des Präsidentenpaars vermischen sich Show und Menschelndes zu einem perfekt konsumierbaren Cocktail, der Nachrichten- und Hochglanzmagazine gleichermaßen entzückt.
Was ist echt, was nicht? Auch Francesca D’Amicis, Petra Höfer und Freddie Röckenhaus gelingt es in 45 Minuten, nur Bruchstücke der perfekt geölten Image-Maschine freizulegen. Vielmehr wird deutlich, dass selbst Starreporter wie Steve Kroft von CBS dem Charme der Obamas erliegen, die mit ihrer Beziehung Politik machen wie kein Paar zuvor. Das Staunen, ja Schwärmen steht der Analyse zuweilen im Weg. Neues gibt es ohnehin nicht zu erzählen, über wenige Menschen fühlte man sich in so kurzer Zeit so umfassend informiert wie über die Obamas. Der Film fasst artig zusammen. „Ihre Liebe entspricht der Wahrheit“, beteuert Kroft, beteuern die Biografen, und vielleicht verstärken die Berater nur das, was die Obamas ohnehin anbieten. In Zeitlupen und Fotografien, die der Film ausbreitet, zelebrieren sie eine Innigkeit, die nicht nur, aber vor allem den Nerv der US-Gesellschaft trifft, die es am Ende satt war, von einem weltweit geschmähten Unsympathen regiert zu werden.
Wer ist Frau McCain?
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Die Autoren zeichnen Obamas raketenhaften Aufstieg vom Anwalt zum Politpopstar nach und rücken dabei Michelles Rolle in den Blickpunkt: als durchaus bestimmende Kraft an seiner Seite, eine hausinterne Machtverteilung, mit dem er gern öffentlich kokettiert. Und zuletzt als Geheimwaffe im Wahlkampf, der man die Augenbrauen abflacht, damit sie nicht so verärgert aussieht. Erinnert sich noch jemand an die Frau von John McCain?
Man hört, nicht zum ersten Mal, dass Obamas Kommunikationsapparat größer sei als der von Weltkonzernen. Das Ergebnis der oft technisch aufwendigen Bemühungen manifestiert den Erfolg des US-Präsidenten. Bürgerrechtler Jesse Jackson fasst es so zusammen: „Es geht um die Beziehungen zu den Menschen.” Klingt leicht. Klappt aber offenbar nur in Ausnahmefällen.