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Kurz vor Weihnachten, am Donnerstag, 17. Dezember, und Sonntag, 20. Dezember, beglückt das Zweite jeweils zur Primetime um 20.15 Uhr die Fangemeinde von opulenten Historien- und Kostümfilmen mit einer Neuinszenierung der „Liebesgeschichte” um Kaiser Franz Joseph von Österreich und Elisabeth, genannt Sisi.
„Sì, Sì, ja, ja”, sinniert der alte Sizilianer, als er die junge Cristina Capotondi, die neue Romy Schneider, in einem Werbespot des ZDF sieht. Kurz vor Weihnachten, am Donnerstag und Sonntag, beglückt das Zweite jeweils zur Primetime um 20.15 Uhr die Fangemeinde von opulenten Historien- und Kostümfilmen mit einer Neuinszenierung der „Liebesgeschichte” um Kaiser Franz Joseph von Österreich und Elisabeth. Um Anspruch und Abgrenzung zur bekannten Ernst-Marischka-Trilogie von 1953 schon im Titel zu verdeutlichen, wurde der Sissi das mittlere „s” geklaut, auch um die größere Nähe zum realen Vorbild zu verdeutlichen. „Ich wollte die Rebellin Sisi zeigen und die Probleme, mit denen sie zu kämpfen hat, die Konflikte zwischen ihr und der Schwiegermutter und auch zwischen ihr und ihrem Mann”, sagt Regisseur Xaver Schwarzenberger. Hauptdarstellerin Cristina Capotondi pflichtet ihm bei: „Ich spiele eine Frau, die mit dem Kaiser über Politik diskutiert. Die ihm klar macht, dass sich die Zeiten ändern, dass das große habsburgische Reich nicht weiter durch Gewalt zusammen gehalten werden kann.”
Internationale Besetzung
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Den Vergleich mit der großen Romy Schneider fürchte sie nicht. Sie verkörpere trotz der Reifröcke ein anderes Frauenbild als in den 50er Jahren. Sì, sì, ja, ja, spielerisch ist die 29-jährige Römerin, die seit ihrem 13. Lebensjahr auf der Bühne steht, sicherlich eine Entdeckung. Bekannt wurde sie auch hierzulande an der Seite von Danny DeVito in „Christmas Love” und durch ihre Rolle in „Casanova”. In ihrer italienischen Heimat avancierte sie schon lange zum Star.
Apropos Star. Besetzt wurde die internationale Produktion von ORF, RAI und ZDF, die insgesamt elf Millionen Euro gekostet hat, mit einer Riege internationaler Schauspielgrößen. Der Absolvent des berühmten Reinhardt-Seminars David Rott, der bereits in einigen Tatorten zu sehen war, spielt den Kaiser Franz Joseph. Die Erzherzogin Sophie wurde mit Martina Gedeck („Bella Block”, „Ins Leben zurück”) besetzt. Herbert Knaup gibt den Herzog Max, Friedrich von Thun den Marschall Radetzky, Xaver Hutter den Maximilian von Österreich und Erwin Steinhauer ist Napoleon.
Das Rehkitz fehlt
Zwar verwahrt sich Schwarzenberger, der 2000 Komparsen engagierte, 20 Kutschen und 100 Pferde einsetzte sowie 700 Kostüme schneidern ließ, einen Heimatfilm abgeliefert zu haben. Schöne blaue Berge gibt’s auch bei ihm zu sehen, sì, sì. Das Rehkitz allerdings fehlt, und keiner befürchtet, dass die Mädels vom Immenhof im nächsten Moment um die Ecke brausen. Dennoch kommt Schwarzenberger nicht immer am emotionalen Kitsch vorbei und der historischen Elisabeth nur ein kleines Stück weit näher als Marischka. Für die zerrissene, von der Ehe enttäuschte Frau, die ihre Pferde mehr liebte als die Kinder, findet er keinen Platz. Ebenso wenig wird von ihren Fluchten erzählt, von ihrer Rastlosigkeit, von ihrer Magersucht. Denn natürlich sollen, wie Schwarzenberger sagte, „große Gefühle” geweckt werden. Er will ein Feel-Good-Movie abliefern. „Sì, sì”, brummelt der alte Sizilianer. Und sieht, wie es wohl jedem gehen wird, Romy Schneider vor seinem geistigen Auge auftauchen. Was einerseits gemein, andererseits aber auch berechtigt ist: Am Mythos kratzt dieser Zweiteiler nämlich nicht.