Düsseldorf. .

Die Modedesigner tun es den Bundespolitikern gleich. Auf den ersten Blick täuschen sie Sparsamkeit vor. Mittels ultrakurzer Röcke und großzügiger Ausschnitte erscheint der Materialverbrauch gering. Doch tatsächlich wird viel Stoff gerafft, gefaltet, gebauscht. Das zeigen bis zum 27. Juli die Modenschauen auf der Messe CPD und im Rund des Fashion Dome in Düsseldorf.

Im Frühjahr diktieren zwei Stilrichtungen den Inhalt der Einkaufstüten. Entweder fühlt frau sich flatterhaft und wählt den verspielten Feen-Look mit asymmetrischen Längen, über­einander liegenden, spinn­webfeinen Volants und verspielten Rüschen und Bändchen. Oder sie füllt ihren begehbaren Schrank mit Kleidern in Zahnpastatubenform auf. Die offerieren unterschiedliche Rocklängen. Aber sie haben im Saum einen so kleinen Radius, dass Schreiten kaum möglich ist und würdevolles Stöckeln zu Hause geübt werden sollte. Wegen der sich an­schmiegenden, fließenden Stoffe dieser Trippeltuben wären normalgewichtige Frau­en gern 15 Zentimeter größer. Highheels machen’s möglich.

Ein weiterer Beschluss der Designer ist, die Farben Rosa, Pink und Lila der Generation Lillifee zu überlassen. Erwachsene Frauen haben die Wahl zwischen blütenweiß, rheinkieselgrau, türkis, sandbeige und jeans, jeans, jeans. In vielen Kollektionen taucht das helle Sommerjeansblau auf. Sei es bei „sem per lei“, bei Anna Jazevitsch oder Beate Heymann. Da der Kleid-über-Hose-Osmanen-Look aktuell bleibt, und auch Leggins eine Verlängerung ihrer Daseinsberechtigung erhalten haben, sind die sehr kurzen Rocklängen nahezu alltagstauglich. Es wird in der Damenmode überwiegend auf Kleider und Röcke gesetzt, Hosen werden nur in Kombination mit wehenden, hüftlangen Oberteilen getragen. Die Hosenbünde sind knapp überm Hüftknochen angesiedelt, die Ho­senbeine enden meist an Knie und Wade. Die Oberteile ha­ben Volumen, häufig asymmetrische Ausschnitte. Manche Effekte erinnern an T-Shirts, bei denen sich durch die Wäsche die Nähte verzogen haben.

Offenkundig bewährt hat sich auf der CPD die Abteilung „Big is Beautiful“. Internationale Hersteller zeigen, was sie für Frauen mit Format auf der Stange haben. Mehr oder we-niger geschickte Problemzonen-Vertuschung war das An-liegen in der Vergangenheit. Jetzt wird auf das Selbstbewusstsein stabiler Damen ge­setzt und die Stilrichtungen wie sportlich, rockig oder elegant einfach in den entsprechenden Größen angeboten. Das gilt auch für die Schaftweiten von Stiefeln und die Formate der Accessoires. Schals, Tücher und Ketten müssen einfach länger sein.

Was den Damen an Farbenvielfalt abgeht, taucht bei der Herrenmode auf. Da werden Hosen lindgrün, gelb oder rot. Für freakige Modemutige eignen sich die Zusammenstellungen des Designers Custo Dalmau mit seiner Marke Custo Barcelona. Er entbindet be-sorgte Mütter und Gattinnen von der lästigen Pflicht, dem Sohn/Partner die Bekleidung zusammenstellen zu müssen. Denn er propagiert schwarz-blau gestreifte Halstücher zu großgemusterten Shirts, zu knielangen Hosen und Jacken im verwaschenen Batik-Look. Zielgruppe sind hierbei Herren unter 30. Hoffentlich.