Köln. Ob Sport oder Comedy - Oliver Welke weiß sich gut zu vermarkten. Am Dienstag, 23 Uhr, startet der gebürtige Bielefelder einen Versuch, das ZDF-Programm mit Satire aufzufrischen. Im Superwahljahr gönnt sich das ZDF die "heute-show". Jürgen Overkott traf den Comedian und Moderator in Köln.

Herr Welke, Sie gelten als der Kerner des Privatfernsehens. Ob Sport oder Comedy – man kann Ihnen nicht entkommen.

Oliver Welke: Die Kernerisierung des Privatfernsehens schreibt man mit dem Namen Welke. Na ja, Welkerisierung des Fernsehens – das klingt doch doof. Aber im Ernst: Eine Zeitlang konnte man den Eindruck gewinnen. Nehmen Sie „Frei Schnauze“ bei RTL. Zu den normalen Sendungen kamen die Wiederholungen. Da drauf habe ich natürlich keinen Einfluss. Aber Tatsache ist: Manchmal entsteht der Eindruck von Omnipräsenz, und da ärgere ich mich auch drüber. Aber ich sehe zwischenzeitlich immer noch meine Frau und meine Kinder. Ganz so schlimm ist es also denn doch nicht.

Apropos frei Schnauze. Gilt das auch für Ihre „heute-show“ beim ZDF?

Oliver Welke: Da gehe ich fest von aus.Wir haben im vorigen Jahr einen Pilot-Film produziert, der Grenzen ausgelotet hat. Das Zweite weiß, was auf den Sender zukommt. Bei solchen Sendungen – da kriege ich am Rande mit – gibt es Druck, sowohl von den Politikern als auch von den Fernsehzuschauern. Das muss aber auch so sein. Gäbe es diese Reaktionen nicht, hätte ich was falsch gemacht. Aber das ZDF fängt diesen Druck ab und hält ihn fern von den Künstlern. Umgekehrt: Die Künstler diesem Druck direkt auszusetzen, bedeutet den Tod der Satire.

Haben Sie sich denn schon für alle Fälle eine Teflon-Pfanne besorgt, an der die Kritik abperlen kann?

Oliver Welke: Sagen wir mal so: Über interne Kritik muss man natürlich reden. Wir haben beschlossen: Eine gewisse Form von Selbstironie muss sein. Wir wollen nicht nur was über Politiker machen, sondern auch über die Darstellung von Politik in den Medien. Wenn wir Medienleute etwas Schräges, etwas Seltsames, muss das auch bei uns vorkommen.

Beim ZDF gibt es jetzt schon „Neues aus der Anstalt“. Setzen Sie noch einen drauf?

Oliver Welke: Na ja, wir unterscheiden uns allein von der Machart. „Neues aus der Anstalt“ ist Kabarett, live auf der Bühne. Wir machen, vom Look her, eine Nachrichtensendung. Wir sind natürlich schon sehr frech, aber „Neues aus der Anstalt“ ist zu toppen, ist sehr, sehr schwer. Unsere Stärke: Wir verarbeiten aktuelles Material. Wir machen keine Leute nach, sondern wir schlagen sie mit ihren eigenen Sprüchen.

Kriegen wir Politiker für Ihre Zitate Honorar?

"Politiker sind keine Künstler"

Oliver Welke: Nein! Das sind keine Künstler, das sind Staatsdiener.

Sie sind ja auch Sport-Moderator. Sportler oder Politiker – wer hat das größere Komik-Potenzial?

Oliver Welke: Die Politiker. Das, was sie äußern, hat eine größere Relevanz für uns. Was Lukas Podolski sagt, ist für die Fans in diesem Moment wichtig – seine Sprüche haben keine Auswirkungen für unser Leben. Unfreiwillige Komik von Sportlern überlasse ich Internetseiten wie blutgraetsche.de.

Sie stammen aus Bielefeld. Sehen man mit dem ostwestfälischen Blick aufs Leben die Brüche stärker?

Oliver Welke: Wir sind eher zurückhaltend, warten ab. Da sieht man eher, wenn sich jemand künstlich aufplustert.