Essen. Gerade erst hat Deutschland ein neues Topmodel, da droht schon wieder die Suche nach dem nächsten. Und damit wir nicht wieder in der spannenden Finalshow auf dem Sofa einschlafen, kommen hier ein paar Reformvorschläge.
Auch wenn das politische Wahljahr gerade erst beginnt – der Casting-Wahnsinn hat seit Donnerstagabend seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nun ist - ausgenommen von ein paar Show- und Supertalenten, die auch jetzt noch auf allen Sendern verzweifelt gesucht werden - erst einmal Ruhe.
Deutschland hat eine Dschungelkönigin, einen neuen Superstar, ein neues Topmodel und noch immer keinen erfolgreichen Grandprix-Teilnehmer, der Fernsehzuschauer hat seine Bürgerpflicht getan, im Zweifel sein halbes Monatsgehalt für Kandidat eins, zwei oder drei ausgegeben (oder, weil Heidi uns ja nicht mitwählen lässt, zumindest eine Traumreise nach New York nicht gewonnen) und kann sich jetzt erstmal für ein paar Monate entspannt vor die Glotze legen.
Amtszeit von Sara I. wird enden...
Doch: Die Casting-Legislatur-Periode ist kurz. Unmittelbar nachdem Heidi Klum ihre vierte Schwangerschaft überstanden und schon wieder einen unverschämt flachen Bauch bekommen hat, ist die Amtszeit von Sara I. auch schon wieder rum. Dann ist die C&A-Kampagne im Kasten, die Cosmopoliton längst im Altpapier und der Maybelline-Mascara aufgebraucht – kurz: es ist Zeit für Germany’s next Topmodel.
Lena, Barbara, Jennifer, Sara. Vier Mädchen, vier Haarfarben - wenn man bedenkt, dass Jennie jetzt brünett daher kommt -, alle groß, schlank und schön – was soll da noch kommen? Schon beim großen Finale vor 15.000 Zuschauern in der Kölner Lanxess-Arena schien nur noch Modelmama Klum ihre Show für das „größte und spektakulärste Finale aller Zeiten“ zu halten.
Hier die Reformvorschläge:
Verzeihung, Frau Klum, aber: Großes Kino geht anders. Ein paar Reformvorschläge für die nächste Runde.
Die Moderation: Zugegeben, es klingt ein bisschen kühn. Aber was halten Sie von ein paar Monaten Elternzeit? Eine Heidi-Show ohne Heidi ist zwar erstmal ungewöhnlich, aber es gäbe da durchaus fähigen Ersatz. Stefan Raab zum Beispiel, das dampfplaudernde Allround-Talent von ProSieben. Der hat schon Wok-Weltmeister und Turmspringer gekürt, mit SSDSDSSWEMUGABRTLAD („Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte und gerne auch bei RTL auftreten darf“) machte er 2007 schon Dieter Bohlens Castingrunde Konkurrenz und der Titel „Dauerwerbesendung“, der neuerdings bei seinen Events eingeblendet wird, würde Ihrer Sendung auch gut stehen.
Gut, ein bisschen hübscher als der Metzger-Sohn sind Sie schon. Aber Sie müssten ja auch nicht ganz aus der Show verschwinden. Schließlich sind aus der vergangenen Staffel so viele Floskeln archiviert, dass Raab die in klassischer TV-Total-Manier immer mal einspielen könnte. „Nur eine von euch kann Germany’s Next Topmodel werden“, als Klassiker, aber auch: „Ich habe leider heute kein Foto für dich“, oder: „Du hast einfach zu wenig Persönlichkeit.“
Die Jury: Auch hier herrscht dringender Reformbedarf. Erst einmal kommt Giftzwerg Peyman Amin zurück in seinen Schrebergarten. Und „Rolfä“ zum Friseur und in die Sprachschule – wer sich als gebürtiger Kölner solch einen affektierten Akzent zulegt, sollte nicht jungen Mädchen erzählen, dass sie doch natürlicher über den Catwalk laufen sollten.
Was dieser Sendung mittlerweile fehlt, ist Drama, Baby, Drama. Womit wir uns jetzt nicht unmittelbar Herrn Darnell zurückwünschen – der bringt ja inzwischen schon angehenden Superstars das Laufen bei. Aber warum nicht mal Ober-Rüpel Detlef D. Soost zurück ins Rampenlicht zerren, Dschungelcamperin Guilia Siegel mitzicken oder Inka Bause Models statt Frauen für Bauern suchen lassen?
Die Kandidatinnen: Wo wir gerade beim Recyceln sind. Es ist ja wirklich ehrenwert, dass sie ein paar tausend Mädchen durch die Düsseldorfer Messe jagen und sich dann wie in der Sushi-Bar das beste gleich vom Band runternehmen. Aber wofür der Aufwand? Casting-Deutschland hat genug Kandidaten, die man einfach noch mal in eine neue „Challenge“ schicken könnte.
Allen voran natürlich Annemarie Eilfeld. Hat sie doch schon als Seite 1 Mädchen im Häschen-Kostüm posieren dürfen und mit einer Fast-Affäre mit Oliver Pocher Schlagzeilen gemacht – Gina-Lisa lässt grüßen. Aber auch bei den No Angels, den Dschungel-Veteraninnen Gundis Zambo und Mausi Lugner, sämtlichen Ex-Superstar-Anwärterinnen oder auch Ex-Bohlen-Freundinnen könnte man doch mal anklopfen, sämtliche Persönlichkeitsrechte müssten die ja ohnehin schon an die Unterhaltungsindustrie abgetreten haben.
Die Aufgaben: Hier ist der Aufruf ganz klar: Erde an Heidi! Bikini-Shooting in der Karabik, Löwen-Zähmen in Las Vegas, Arktis-Shooting in LA. Alles großer Herausforderungen, super „Challenges“, wie es auf modeldeutsch heißt. Aber sind wir doch mal ehrlich: Ein bisschen mehr Erdung würde Deutschlands nächstem Topmodel vielleicht doch ganz gut tun. Meint: Schaulaufen im Gelsenkirchener Einkaufszentrum, Foto-Shootings für „Kik“ statt Miss Sixty, Promo-Auftritte beim Schützenfest am Niederrhein. So, liebe Heidi, können Sie ihre „Mädchen“ für künftige „Jobs“, „Shoots“ und „Challenges“ sicherlich am besten vorbereiten.