Düsseldorf. Da waren’s nur noch vier: Topmodel-Kandidatin Maria musste kurz vor der Zielgeraden die Model-Villa verlassen. Die verbliebenen Mädchen Sara, Marie, Mandy und Jessy kämpfen jetzt um den Titel "Germany's next Topmodel".

Es gibt Produkte, da möchte man kein Werber sein: Klopapier, Stützstrümpfe, Hühneraugenpflaster. Solche Gegenstände haben einfach keinen Glamour. Da Überhöhung aber das Wesen der Reklame ist, stehen Werber in solchen Fällen vor einem Problem. Wie das genau aussieht, konnte man bei der gestrigen Folge von „Germany’s Next Topmodel“ beobachten. Darin ging es u.a. um Damenrasierer.

Nun könnte man ja damit werben, wie gründlich und schnell das Produkt ist, oder wie lange es wirkt. Das wäre aber zu nüchtern, und deshalb lautet der Slogan für den Damenrasierer „Wecke die Göttin in Dir.“ Das klingt an sich schon komisch, war aber nur eine von diversen Loriot-kompatiblen Stilblüten bei diesem Casting.

Natürlich und ungewollt

„Spüre Deine Beine mit allen Sinnen“ sagt der Regisseur bei den Aufnahmen zu einem Mädchen. Wie das wohl gehen mag. Dann: „Ich will so’n ‚sparkle’ sehen, so’n ‚peak’!“ Und später, besonders schön: „Ich erwarte von Sara, dass sie natürlich bleibt und das Ungewollte mit sich bringt.“ Das Ungewollte mit sich bringen. Klänge beinahe freudianisch, befänden wir uns nicht in einem Schuhladen, beim Werbedreh für, wir erinnern uns, Damenrasierer.

Nach zehn Wochen Lagerkoller klopft der Irrsinn auch bei den Mädchen häufiger an. Zum Beispiel bei Kandidatin Mandy. Im Rahmen einer „Challenge“ soll sie gemeinsam mit ihren Konkurrentinnen eigene Fotoideen entwickeln, sich selbst in Szene setzen. Schnitt. Mandy steht in einem Berg Luftballons. Sie trägt einen Bikini, den sie mit Weingummi beklebt hat. Während des Foto-Shootings löst sie diese ab und wirft sie in Richtung Kamera. „Germany’s Next Topmodel“ meets „Einer flog übers Kuckucksnest.“ Was diese Einlage bedeuten soll, bleibt geheim, Heidi & Co. finden das alles trotzdem super und kreativ. „Challenge“ gewonnen.

Konsum- und Medienkritik

Da kann Maria leider nicht mithalten. Sie hat sich einen Käfig aus Absperrbändern gebaut, aus denen sie sich beim Foto-Shooting befreien will. „Das soll bedeuten, ich will raus aus dem Konsum, raus aus der Medienwelt!“ Da ist sie bei dieser konsum- und medienkritischen Sendung natürlich genau am richtigen Ort. Das sieht auch Klum so: „Wie? Du bist noch nicht drin in der Medienwelt und willst schon wieder raus?“ Vielleicht war das einer der Gründe, warum die eigentlich grundsympathische Maria am Ende rausflog.

Bis es soweit war, mussten die Zuschauer allerdings eine Folge durchhalten, die unter dem Motto „strictly sentimental“ zu stehen schien. Erst sprachen sich alle verbliebenen Models in Gruppentherapie-Manier aus und umarmten einander. Dann wurden Liebesbriefe der Familien vorgelesen, schließlich kam es zur Entscheidung, bei der die Kandidatinnen fürs Finale in der nächsten Woche festgelegt wurden. Dabei flossen wieder derart viele Tränen, dass man sich fragt, warum diese Sendung nicht von „Tempo“ gesponsert wird. Eine bessere Wahl als Damenrasierer wäre das allemal.

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