Essen. Frank Plasbergs Mutter hat Angst um ihr Geld, Hans Eichel kauft griechische Anleihen und Kurt Biedenkopf warnt vor schweren Unruhen in Athen. Die Gäste von „Hart aber fair“ waren sich dennoch einig: Den klammen Griechen muss geholfen werden. Erst beim Thema Steuerpolitik gab's Streit.
Griechenland braucht Geld, um den Staatsbankrott abzuwenden. Viel Geld. Die deutsche Bundesregierung plant, Kredite in Höhe von bis zu 22 Milliarden Euro bereitzustellen. Diese Entscheidung ist alternativlos, befindet die Runde in Frank Plasbergs Talkshow „Hart aber fair“ am Mittwochabend. „Hurra, wir retten den Euro – und wer rettet dann uns?“, fragte der ARD-Moderator. Die Antwort: Jedenfalls nicht Hans Eichel.
Der ehemalige Finanzminister warb dafür, Griechenland zu helfen. „Wir dürfen nicht nur auf die Griechen eintreten“, sagte er. „Vielmehr sollten wir aufstehen und sagen: Wir helfen euch.“ Er selbst habe griechische Anleihen erworben, so der SPD-Politiker. Ein Gratis-Ouzo beim Stamm-Griechen sollte damit für ihn drin sein, zum Retter Griechenlands wird Eichel aber nicht. „Der Kauf der Anleihen ist nett, aber sinnlos“, urteilte Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel. „Ich mache mir Sorgen um Ihre Anleihen. Kein vernünftiger Mensch kann derzeit empfehlen, griechische Staatsanleihen zu kaufen.“
Respektvoller Beifall für Kurt Biedenkopf
Der Wirtschaftswissenschaftler kritisierte, Griechenland hätte nie den Euro bekommen dürfen. „Es ist ein strukturell schwaches Land. Es hat getrickst und gemogelt. Die Kontrollinstanzen der Europäischen Zentralbank haben versagt.“
Dem stimmte der ehemalige Ministerpräsident Sachsens, Kurt Biedenkopf, zu. Griechenland sei das schwächste Mitglied der Euro-Familie. Er habe sich schon 1998 im Bundesrat beim Votum für die Währungsreform der Stimme enthalten, betonte Biedenkopf gleich zwei Mal und erntete respektvollen Applaus des Studiopublikums. „Nun gibt es aber kein Zurück. Die Hilfe für Griechenland ist alternativlos. Ein Staatsbankrott würde etwa auch deutsche Pensionsfonds gefährden.“
Biedenkopf unterstrich damit, dass die Finanzlage Griechenlands kein rein-hellenisches Problem ist – und die Sorgen von Mutter Plasberg durchaus berechtigt sein könnten. Diese habe Angst um den Euro und um ihr Erspartes, berichtete der Sohn. „Sie sagte mir heute am Telefon: ,Ich will nicht noch einmal erleben, dass unser Geld nichts mehr wert ist’“, so Frank Plasberg in seiner Moderation.
Griechenland als Wahlkampfthema
Die Probleme der Griechen und die damit verbundenen Sorgen der Deutschen taugen längst auch als Wahlkampfthema. So wurde während der Sendung ein Ausschnitt einer Wahlkampfrede des NRW-Spitzenkandidaten Andreas Pinkwart (FDP) gezeigt. Er verteidigte kürzlich die Steuerpläne seine Partei so: „Wer Geld für die Griechen hat, kann deutschen Firmen und Arbeitnehmern Steuererleichterungen nicht verwehren.“ Im Fernsehstudio verteidigte die Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin die Pläne, Steuern senken zu wollen. Unter heftigem Protest von Eichel und Hickel bemühte sie ein schiefes Bild einer Torte, die es zu verteilen gelte. Wo das Geld für Steuersenkungen herkommen soll, verriet sie nicht.
Möglicherweise erscheint der deutsche Schuldenberg aus Brüssel auch einfach nur recht klein zu sein. Zum Ende der Talkshow sollten die Gäste nämlich tippen, um wie viel Geld der Schuldenstand der Bundesrepublik in der 75-minütigen Sendezeit angestiegen ist. Die Antwort: Um knapp 20 Millionen Euro. Silvana Koch-Mehrin tippte auf 6000 Euro.