Essen. Vor 25 Jahren wurde die deutsche Fernsehlandschaft gründlich umgewälzt. Als zweiter Privatsender (nach Sat.1) ging RTL auf Sendung und sorgte mit bunten Krawallshows und eingekauften US-Serien für steigende Quoten. Zum Geburtstag feiert sich der Sender doppelt.

v.li. Olli Dittrich, Tanja Schumann, Mirco Nontschew, Tommy Krappweis, Wigald Boning, Stefan Jürgens und Esther Schweins von
v.li. Olli Dittrich, Tanja Schumann, Mirco Nontschew, Tommy Krappweis, Wigald Boning, Stefan Jürgens und Esther Schweins von "RTL Samstag Nacht" (1993). (c) RTL

„Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.” Das sagte einst Helmut Thoma, der bis 1998 RTL-Geschäftsführer war. Unter seiner Regie fiel am 2. Januar 1984 in Luxemburg der Startschuss für RTL, ausgerechnet mit einer Nachrichtensendung! „RTL plus” konnten damals mit Hausantenne nur 200 000 Haushalte empfangen. Ab 1988 gab es RTL via Kabel für alle – und alle wollten den viel belächelten Sender haben, der laut Thoma „am Anfang kühn, aber erfrischend” war.

In „7 vor 7” moderierten Hans Meiser und Geert Müller-Gerbes in bunten Strickpullis die Nachrichten, anschließend konnte man im ZDF nachschauen, was bei RTL wieder falsch gelaufen war. Heute sind solche Peinlichkeiten passé. Peter Kloeppels „RTL aktuell” wird gar von Kritikern gelobt.

Allein die Quote entscheidet

Dennoch stand und steht RTL gänzlich für ein Ziel: Unterhaltung. Gesendet wird, was dem Zuschauer gefällt. Allein die Quote entscheidet. Mit Serien-Einkäufen in den USA eroberte der Sender treue, junge und damit werberelevante Zuschauer. Erinnern Sie sich an „Beverly Hills 90210”? Oder an „Knight Rider”?

Tutti Frutti

Der Mann, der mit seinem Auto spricht: David Hasselhoff alias Michael Knight und sein unzerstörbares Wunderauto KITT in Knight Rider. (c) RTL
Der Mann, der mit seinem Auto spricht: David Hasselhoff alias Michael Knight und sein unzerstörbares Wunderauto KITT in Knight Rider. (c) RTL

Mit einem gewissen Anarcho-Charme folgten eigenproduzierte Serien. Für Aufregung sorgte das barbusige Früchtchen-Ballett in Hugo Egon Balders „Tutti Frutti” oder dessen Tortenwurf-Orgien in „Alles Nichts Oder?” Mit Linda de Mols „Traumhochzeit” und Erika Bergers Erotik-Telefonberatung „Eine Chance für die Liebe” wurde Allerprivatestes im Fernsehen gezeigt – gemessen an heutigen Seelenstriptease-Formaten war das brav-biedermeierlich.

Trotz aller Kritik – RTLs Experimentierfreude brachte dem deutschen Zuschauer viel. Mit „Gute Zeiten – schlechte Zeiten” wurde die erste tägliche Soap begründet, „Wer wird Millionär?” löste den Quizboom aus. Mit „RTL Samstag Nacht” hielt die Comedy Einzug in viele Wohnzimmer. Heute fällt der Quoten-Kampf auch dem Privat-Platzhirschen schwer. Nur 11,8 Prozent der Zuschauer schauen die Nummer vier der beliebtesten Sender. Und dennoch garantiert RTL nach einem Vierteljahrhundert: Beständigkeit in Sachen Skandal, Trends und Innovationen.

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