Düsseldorf. RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler erwartet mittelfristig die Verschlüsselung von Sendungen, Sport allen voran. Zudem forderte er “mehr Flexibilität” bei den Werberegeln. Zugleich sprach er sich gegen staatliche Unterstützung aus und bekannte sich zum Nachrichtenangebot der Sendergruppe.
Der SPD-Medienexperte Marc Jan Eumann hatte in die Villa Horion am Düsseldorfer Landtag eingeladen, und Zeiler hatte seine Chance gesehen und genutzt. Er glaubt, dass die Werbeerlöse seiner Sendergruppe und des deutschen Privatfernsehens überhaupt künftig bestenfalls den heutigen Stand halten können - vorausgesetzt, die Europäische Union beschränke die Werbung für Alkohol, Nikotin und sportliche Fahrzeuge nicht weiter.
Werberegeln für Fernsehen und Netz
Der gebürtige Österreicher wies darauf hin, dass sich das bisherige Rundfunkrecht noch an der traditionellen Struktur der Medien orientiert. Es geht davon aus, dass Rundfunk, Fernsehen und Printmedien weitestgehend unabhängig von einander arbeiten. Tatsächlich hat die Digital-Ära die Grenzen zwischen den Medien verwischt.
Beispiel Fernsehen. Die Sendungen werden heutzutage nicht nur über die klassischen Wege Kabel, Satellit und Antenne verbreitet, sondern zunehmend auch via Internet-Stream. Wer TV übers Internet sieht, hat die Möglichkeit, den Bildschirm aufzuteilen. Das wiederum bedeutet Zeiler zufolge: Das Privatfernsehen darf weiterhin nur zwölf Minuten Werbung pro Stunde zeigen, während Internet-Anbieter keinen Werbe-Beschränkungen unterliegen.
Droht TV das Schicksal der Musikindustrie?
Zeiler beschwor eine weitere Gefahr für das Privatfernsehen: den Download frei zugänglicher Sendungen. Diese Form der “Piraterie” gefährde Eigenproduktionen, die durch mindestens eine Wiederholung bei Werbetreibenden refinanziert werden müssen. Dem Privatfernsehen drohe ein Umsatzschwund wie der gebeutelten Musikindustrie. Um dieses Schicksal zu vermeiden, müsse der Gesetzgeber die Internet-Provider in die Pflicht nehmen.
Zur Diskussion um die Vergabe von Austrahlungsrechten sagte Zeiler eine Verschlüssung von TV-Inhalten vorher. Die Rechteinhaber fordern dies. Zeiler prophezeite: “Sportveranstaltungen wird es bald nur noch verschlüsselt geben.” Damit werde nicht nur RTL umgehen müssen, sondern alle Sender.
Der scheidende Chef der Landesmedienanstalt NRW, Norbert Schneider, meinte zu Zeiler launig: “Sie wollen ihre Schäfchen ins Trockene bringen und die Zuschauer zu Schäfchen machen.”
Derweil blieb der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), zugleich Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrates, vage, wie er den öffentlich-rechtlichen Sender in Mainz staatsferner als bisher organisieren will. Die CDU hatte dafür gesorgt, dass der Vertrag des als SPD-nah geltenden Chefredakteurs Nikolaus Brender nicht verlängert wird; er scheidet zum Monatsende aus. Beck verhandelt mit Hessens Ministerpräsident Roland Koch, der als stellvertretender Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrates, die CDU-Seite anführt. Bis Ende März will Beck mit den Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Union ein Ergebnis erzielen.
Das staatsferne ZDF
Offen blieb auch, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk künftig finanziert werden soll. Klar ist für Beck lediglich, dass ARD, ZDF und Deutschlandradio künftig dieselbe Summe wie bisher zur Verfügung stehen soll: 7,3 Mrd. Euro. Die Rundfunkgebühr könnte pro Kopf oder pro Haushalt erhoben werden. Beck hofft, dass eine Einigung in der zweiten Jahreshälfte zustande kommt.
RTL-Chef Zeiler konnte sich dabei eine Bosheit nicht verkneifen: “Bei den Öffentlich-Rechtlichen gibt es Effizienzspielraum - ich stünde als Berater zur Verfügung.”