Essen. Angela Merkels Führungsstil. Parteispenden für die FDP. Sicherheitsmängel an Flughäfen. Die ZDF-„heute Show“ packte am Freitag alle heißen Eisen der vergangenen Woche an – leider stets darum bemüht, sich nicht die Finger zu verbrennen.
Mit einer Astrokanal-Parodie startet die „heute-Show“ ins Jahr 2010. Ein Ausschnitt aus Angela Merkels Neujahrsansprache, ein paar typische Einblendungen wenig seriöser Fernsehsender („Gratis Beratung für Erstanrufer“) und „Profi-Ossi-Wahrsagerin Angela“ legt los: „Ich sage es sehr offen: Wir können nicht erwarten, dass der Wirtschaftseinbruch schnell wieder vorbei ist.“ Welke setzt sich eine Brille auf, ergänzt: „Ich sage es noch offener: 2010 wird ein totales Drecksjahr. Bitte lassen Sie sich dennoch von meiner überschäumenden Lebensfreude anstecken.“ Applaus. Wie lustig! Noch ein Merkel-Einspieler.
Seit gut einem halben Jahr ist die „Nachrichtensatire“ des Sportmoderators und Comedians Oliver Welke auf Sendung, gewann im Oktober 2009 den Deutschen Comedypreis in der Kategorie beste Comedyshow. Zur Belohnung lässt das ZDF Welke ab jetzt nicht mehr einmal im Monat, sondern wöchentlich über die Bildschirme flimmern.
Der nette Sportreporter von nebenan
Wer erwartet, dass ihm das Lachen auch mal im Halse stecken bleibt, wird allerdings enttäuscht. Von einer bissigen Nachrichtensatire, wie sie etwa Jon Stewart in den USA etabliert hat, ist der Ostwestfale meilenweit entfernt. Eine aggressive Verbalattacke wie sie Harald Schmidt in seinen guten Momenten zumindest hin und wieder loslässt, traut man Welke auch kaum zu. Dafür wirkt er viel zu sehr wie der nette Sportreporter von nebenan.
Ein Hotel-Unternehmer spendet der FDP eine Million Euro, die Partei senkt die Mehrwertsteuersenkung für Hotelübernachtungen. Idealer Stoff für eine Nachrichtensatire? Welke entscheidet sich für ein Gedicht: „Wer für Spendengeld dem Hotelier Gesetze strickt, wird am Ende vom Wähler ins Knie... getreten.“ Schade, Chance vertan! Noch ein paar Einspieler: ARD-Korrespondent Werner Sonne („Ist die FDP käuflich?“), FDP-Generalsekretär Christian Lindner („Nein!“), Linke-Chef Gregor Gysi („Für wie doof halten Sie denn die Leute?“).
Man hat das Gefühl, das alles schon einmal gesehen zu haben. War es bei „Rudis Tagesschau“, die von 1981 bis 1987 in der ARD zu sehen war? Oder doch bei der Sat.1-„Wochenshow“ (1996-2002)? Oder war’s bei den „Freitag Nacht News“ von RTL (1999-2006)? Welkes Kommentare sind eigentliche keine – es sind eher Überleitungen zum nächsten Einspieler. Besonders originell ist das nicht, besonders lustig meistens auch nicht.
Ex-Chef der „Titanic“ mit an Bord
Wie gut, dass das ZDF die Idee hatte, Martin Sonneborn mit ins Boot zu holen. Der ehemalige Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“ schlendert in der 24. „heute-Show“ über die Landwirtschafts-Messe „Grüne Woche“ und erkundigt sich nach dem Umgang der Leute mit der Krise. Die Überraschung: Champagner-, Kaviar- und Schnapsproduzenten stecken gar nicht in der Krise. Sonneborn: „Scheiß’ auf die Krise mit Quittenlikör aus der Gutsbrennerei Zinzow!“ Sprichts’s und leert ein Schnapspinnchen. Das ist eben der Unterschied zu Welke: Sonneborn gibt den Biederen und wirkt dabei lustig. Welke gibt den Lustigen und wirkt dabei bieder.
Sicherheits-Skandal am Münchener Flughafen. Bei Welke kommt der Terrorismus-Experte Christian Ehring, eigentlich Kabarettist und Musiker, zu Wort. Ein Körperscanner der zweiten Generation „twittert erstmal die Körbchengröße und postet die besten Fotos direkt bei Facebook“, sagt er. Witzige Vorstellung, wow! Welkes Fazit am Ende der Sendung: „Ich finde, wir hatten heute viele sehr ernste Themen, die einen runterziehen.“ Wie wahr. An den Themen lag’s allerdings nur teilweise.