Berlin. Raus aus der EU, zurück zur Mark. Was die AfD ein Wirtschaftskonzept nennt, bringt die Runde von Moderator Klamroth zum Kochen.
„Ich möchte noch einen Hinweis geben“, unterbrach Louis Klamroth an einer besonders unverständlichen Stelle die ineinander verworrenen Stimme seiner Gäste. „Wir haben alle Mikrofone. Wir müssen nicht so schreien.“ Eigentlich genügt allein diese Aussage des „Hart aber Fair“-Moderators, um die Stimmung in der Sendung zusammenzufassen. Das Studio brodelte.
Die Gemüter erhitzte vor allem einer der geladenen Gäste. Denn in der Sendung mit dem Titel „Was hilft gegen die extrem Rechten: zuhören, demonstrieren, verbieten?“, saß mit Leif-Erik Holm auch ein AfD-Repräsentant, der sich einiges vorgenommen hatte.
Auf X, ehemals Twitter, hatte der Bundestagsabgeordnete kurz vor Sendungsstart angekündigt, „mal einiges klarzurücken und die Debatte wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen”.
„Den Schwachsinn auseinandernehmen“
Im Studio wurde die Diskussion dann schnell hitzig. Während Holm fortwährend darauf insistierte, dass alles, was die anwesende Runde über seine Partei erzähle, grundsätzlich falsch sei, fanden seine Diskussionspartner deutliche Worte für den Umgang mit der AfD.
„Den Schwachsinn muss man wirklich in der Sache auseinandernehmen“, plädierte beispielsweise Mario Voigt, Landesvorsitzender der CDU in Thüringen, für eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD, während sich Jurist und Podcaster Ulf Buermeyer für einen Verbotsantrag aussprach.
So könne man extremistisches Material aus den Reihen der AfD sammeln und mit den Menschen darüber in einen Diskurs treten.
AfD bringt „keine wirtschaftliche Sicherheit“
Als ordnende Stimme des Abends blieb vor allem eine Frau in Erinnerung: Hildegard Müller. Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie hatte sie bereist vor einigen Tagen alle deutschen Unternehmen aufgerufen, sich klarer gegen Rechtsextremismus zu positionieren.
„Populisten versuchen gerade in Zeiten großer Veränderungen, die Unsicherheit und Zukunftsangst von Menschen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren“, hatte sie erklärt.
Bei „Hart aber Fair“ wiederholte sie ihren Aufruf: „Die Menschen, die jetzt in Sorge sind über viele Entwicklungen, dürfen nicht einer Ideologie oder einem Programm hinterherlaufen, das am Ende des Tages genau das Gegenteil für sie bringt, nämlich keine wirtschaftliche Sicherheit.“
AfD-Fanatasie Dexit: Wäre „eine Katastrophe“
Über den Vorschlag von AfD-Chefin Weidel, aus der EU auszutreten, schüttelte Müller nur entsetzt den Kopf. „Ein Dexit wäre für Deutschland und die deutsche Wirtschaft eine Katastrophe“, betonte sie. Deutschland könne dadurch bis 2035 rund 400 Milliarden Euro an Wirtschaftsvermögen und infolgedessen etwa 2,2 Millionen Arbeitsplätze verlieren.
„Der europäische Binnenmarkt hat Wachstum, Wohlstand und viele, viele Arbeitsplätze nach Deutschland gebracht“, erklärte sie. Das dürfe man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
Zurück zur D-Mark? „Geht hinten und vorne nicht auf“
Auch von der im Wahlprogramm geforderte Wiedereinführung der D-Mark hält die Wirtschaftsexpertin wenig. Unternehmen würde stark davon profitieren, keine Wechselkursschwankungen, sondern eine stabile Währung zu haben.
„Wir sind mit der Deutschen Mark immer gut ausgekommen“, widersprach Holm an dieser Stelle überzeugt. Auch von ihr hätten Bürger profitiert, man habe günstig in den Urlaub fahren können und auch heute sei sie durchaus eine gute Lösung, argumentierte der AfDler. „Es ist nie eine gute Lösung, zurück in die Vergangenheit zu gehen“, konterte Hildegard Müller taff.
Die Welt sei in den letzten Jahren um einiges komplizierter geworden und eine stabile Währung, die international mithalten könne, wichtiger denn je. Statt egozentrierter Einzelkurse forderte sie: „Wir brauchen Gemeinschaft.“ Nur so könne man die Zukunft gestalten.
Auch CDU-Politiker Voigt sprang Müller bei. „Ihr Konzept geht hinten und vorne nicht auf“, kritisierte er Holm und betonte: „Das, was sie vorhaben, führt dazu, dass die Bürger am Ende weniger Geld im Geldbeutel haben.“