Essen. TV-Detektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) erlebt in der Folge „Detektiv und Gentleman“ sein inzwischen 80. Abenteuer im ZDF.
Georg Wilsberg (Leonard Lansink) und Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) sitzen beim Frühstück im Antiquariat. Der knurrige Detektiv hat gerade das zweifelhafte Vergnügen, Annas selbstgemachte Orangenmarmelade probieren zu dürften, da betritt John Cross (August Zirner) den Laden. Der britische Historiker, ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, sucht ein Buch über die jüngere Münsteraner Stadtgeschichte. Anna ist sehr, sehr angetan von Charme und Auftreten des Mannes, was Wilsberg nicht eben für Cross einnimmt. Nichts deutet darauf hin, dass die Beziehung zwischen „Detektiv und Gentleman“ irgendwann in einer wunderbaren Freundschaft enden könnte.
Raffiniertes Drehbuch und die pointierte Regie von Philipp Osthus
Die populäre Samstagabend-Mischung aus Krimi, Humor und Hintergründigkeit erlebt mit der neuen Episode seine inzwischen 80. Auflage (Samstag, 13. Januar, 20.15 Uhr im ZDF). Das raffinierte Drehbuch (Eckehard Ziedrich, Marko Lucht) und die pointierte Regie von Philipp Osthus werden diesem Jubiläum tatsächlich gerecht. Vergangenheit trifft auf Gegenwart und deutet Münsteraner Zukunft an. Auf dem Gelände der ehemaligen „Oxford Barracks“, in denen bis zu ihrem Abzug 2013 Angehörige der britischen Rheinarmee stationiert waren, ist Taxifahrer Wolfgang Luchs aus Billerbeck offenbar von einem Fahrgast erschossen worden. Der alte Kasernenkomplex, der moderner Wohnbebauung weichen soll (ein solches Projekt wird in Münster tatsächlich betrieben), ist der Fixpunkt, von dem nun Erzählstränge in alle möglichen Richtungen ausgehen.
Auch auf Ekki Talkötter kommt in dieser Wilsberg-Folge einiges zu
Unterstützt von einer Kunsthistorikerin und Denkmalschützerin ist Tessa Tilker (Patricia Meeden) als Anwältin zuständig für die Umwandlung des Militärgeländes für zivile Zwecke. Historiker Cross wurde einst als britischer Offizier von Nordirland nach Münster versetzt. Er kannte auch Tessas Vater, der ebenfalls britischer Soldat war und später bei einem mysteriösen Autounfall starb. Mit David Tilker hatte Cross schon in Nordirland gedient, wodurch möglicherweise die IRA ins Spiel kommt. War der Unfall ein Rachemord? Overbecks (Roland Jankowsky) Recherchen führen ihn immer wieder zur Taxizentrale ins verhasste Billerbeck, wo er einst ein fürchterliches Fiasko erlebte und seither leider Legendenstatus genießt, und zurück zur Baustelle. Fahrer Fuchs, dessen Papiere gefälscht waren, wusste wohl von krummen Touren des Bauunternehmers Randlitz. Mit dem kriegt es, und das ist diesmal der Running Gag, indirekt auch Ekki Talkötter (Oliver Korittke) zu tun, denn Finanzamt-Chef Grabowski (Vittorio Alfieri) hat sich ein sehr spezielles, zentnerschweres Problem aufgeladen, das Ekki gefälligst lösen soll.
Philipp Osthus serviert diese (und mehr) Erzählstränge im raschen Wechsel als kleine Schnipsel und Fitzel, die irritierend, interessant und oft hoch amüsant sind und von denen man nur sicher annehmen kann, dass sie sich irgendwann zusammenfügen. Ohne – und damit geht es einem lange Zeit nicht anders als Anna Springer, Wilsberg und seinem neuen Gentleman-Freund Cross – eine Ahnung zu haben, wie das geschehen sollte.
Wertung: 4 von 5 Sternen