Essen. Der „Tatort: Was bleibt“ mit Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz führt Gegenwart und Vergangenheit auf fulminante Weise zusammen

Dieser Kommissar ist ein Super-Typ. Jedenfalls, wenn man seiner Kollegin glauben will. Hauptkommissarin Julia Grosz greift zum Mikro, singt und rockt und lobt den Kollegen: Er trage das Herz auf der Zunge. Aber vor allem: „Du siehst immer noch erst den Menschen und dann die Taten“. Es ist Thorsten Falkes Dienstjubiläum. 25 Jahre ist er im Einsatz. 25 Jahre, in denen viel passiert ist. Manches allerdings, das den Kommissar in ganz anderem Licht darstellt.

Schon erstaunlich, wie Julia Grosz (Franziska Weisz) aus sich herausgeht in dieser Folge „Was bleibt“ (1. Januar, ARD, 20.15 Uhr). Kennt man sie doch eher etwas reduziert, vielleicht sogar ein wenig sperrig. Jetzt hüpft sie zu Rocksongs auf der Bühne herum und lässt ihn hochleben: Falke, der Mann, der wohl immer ein Vorbild war in den all den Jahren.

„Tatort: Was bleibt“: Abschied von Franziska Weisz als Julia Grosz

Ihre neue Lockerheit hat jedoch keine Folgen: Es ist der letzte „Tatort“ mit Weisz. Im Herbst hatte der NDR ihren Ausstieg bekannt gegeben. Es hieß: Die Figur der Julia Grosz sei auserzählt. Dieses Mal aber darf sie noch einmal zeigen, dass ihre Rolle mehr Facetten hat als bisher gedacht.

Dieser „Tatort“ gibt den beiden Hauptdarstellern die volle Bühne. Kommissarin Grosz tanzt und singt, Falke muss sich seiner Vergangenheit stellen. Endlich hat auch Wotan Wilke Möhring mehr zu tun, als nur Ganoven zu jagen. Jetzt kann er seiner Figur eine neue Tiefe geben.

Noch während die Feier zu seinem Jubiläum im vollen Gang ist, kommt dieser Anruf, der alles verändert: Ein Verzweifelter ist am Apparat. Einer, der Hilfe braucht. Falke wäre nicht Falke, wenn er nicht sofort einschreiten würde. Er verabredet sich mit dem Mann. Und da steht einer vor ihm, der ihn verbal attackiert. Ihn anschreit, ihm vorwirft, ihn damals im Stich gelassen zu haben.

Falke ist ratlos. Doch die Zuschauer wissen mehr. Dieser junge Mann ist Denis Demorovic (Malik Blumental). Er hat sich zu Filmbeginn in einer verlassenen Kantine für viel Geld einen falschen Pass abgeholt. Und ist dabei auf seiner Flucht schon in Kommissar Falke hineingelaufen.

In diesem Film geht es um Migration, aber auch um Integrität und um Identität. Wer ist Falke wirklich? Und wer sind die, die vorgeben, Flüchtlingen zu helfen?

In stark stimmungsaufgeladenen Bildern (Regie: Max Zähle) geht der Film in Hamburgs Problemviertel Billstedt und auf St. Pauli auf die Suche nach den Fragen der Zeit und stößt auf ein Drama vor mehr als 20 Jahren. Ein Flüchtlingskind starb nach einem Anschlag in einem Flammeninferno. Der kleine Denis wurde verletzt. Und es war Falke, der ihn aus den Flammen zog und rettete.

Damals gab er sein Versprechen, den Täter zu finden. Doch dieses Versprechen löste er nicht ein.

Diese Bilder hat Thorsten Falke erst vor Augen, als die Kollegen Denis’ Leiche aus dem Hafenbecken bergen. Die Ermittlungen führen zu einem Flüchtlingshilfe-Verein, geführt vom Architektenpaar Björn und Katharina Timmig (Gerhard Garbers). Leslie Malton spielt diese Flüchtlingshelferin mit ihrer Art Geheimnis (und Verschlagenheit).

Dieser „Tatort“ verbindet ein starkes Thema mit einer packenden Geschichte.

Bewertung: Vier von fünf Sternen