Duisburg/Köln. Der Duisburger Joachim Llambi ist das Urgestein bei „Let’s Dance“. Mit losem Mundwerk – aber fachlich über jeden Zweifel erhaben.
Unverkennbar die Stimme, bekannt der Tonfall. Er ist einer dieser Menschen, der nur „Hallo“ sagen muss am Telefon, und man weiß, wer am anderen Ende der Leitung ist. Aber natürlich macht er das nicht. „Llambi“ sagt er, wenn er angerufen wird. Und er wird oft angerufen in diesen Tagen. Denn es ist wieder Zeit zu tanzen. Am 17. Februar startet bei RTL die 16. Staffel „Let’s Dance“. Und niemand ist so lange dabei wie der Duisburger – von Anfang an nämlich. Lesen Sie hier: Joachim Llambi: So tickt der strenge „Let’s Dance“-Juror
Von langer Hand geplant ist das nicht im Frühjahr 2006. Promis, die sich für die damals neue Tanzshow aufs Parkett trauen, haben sie viele bei RTL. Tanzprofis aber kennen sie nicht. Joachim Llambi kennt sie alle. Nicht nur weil er selbst – sehr erfolgreich übrigens – mal einer war, sondern weil er nach Ende seiner aktiven Karriere national und international als Wertungsrichter im Profi- und Amateurverband tätig ist. „Ich hatte erst nur einen Beratervertrag“, sagt der 58-jährige. Dann aber fragt ihn der Sender, ob er nicht auch Juror sein möchte. Llambi möchte. „Mich hat das Format interessiert.“ Was für die Show ein echter Glücksfall ist.
Erste Sendung nur mit acht Kandidaten
Am 3. April 2006 geht die erste Ausgabe moderiert von Hape Kerkeling und Nazan Eckes und acht Kandidaten auf Sendung. Nach nur acht Shows in sieben Wochen wird Wayne Carpendale „Dancing Star“. Überschaubar ist das alles und gut vereinbar mit Llambis eigentlichem Job. Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann an der Stadtsparkasse Duisburg, ist er als Makler an der Frankfurter Börse tätig.
Mittlerweile aber ist er nur noch als Besucher, für Vorträge oder Seminare dort zu sehen. Nicht nur, aber auch wegen seines Jobs als Juror. Mehr als drei Monate fast wöchentlich die Liveshow im Fernsehen, im Herbst die Tournee mit den Profis und den besten Promis durch die großen Hallen. „Let’s Dance nimmt schon einen großen Teil des Jahres ein.“ Zumal es ja nicht damit getan ist, nur Freitagabends vor die Kameras der MMC-Studios in Köln zu treten und nach jedem Tanz die Wertungstafel zu ziehen. Interviews, Proben, Jury Dance – „es ist mehr Arbeit, als man denkt“.
„Ich weiß, wie die Chancen der Teilnehmer stehen“
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Natürlich ist er vorbereitet. Alles andere wäre eine Überraschung. Denn Joachim Llambi ist immer vorbereitet. Er kennt nicht nur die Namen der Promis, die sich in der Show an Rumba, Walzer oder Freestyle versuchen. Er weiß auch, was sie machen, wenn sie nicht tanzen. Und wenn er es nicht auf Anhieb weiß, dann macht er sich schlau. Drei Mal musste er das für die kommende Staffel machen. Bei Influencern oder Youtube-Stars, das räumt er gerne ein, gibt es ein paar schwarze Flecken. „Die sind jetzt aber weg.“
Obwohl sie keine Rolle mehr spielen, wenn es losgeht. Denn wichtig is‘ aufm Parkett. Wichtig sind die eineinhalb Minuten, in denen die Paare zeigen, wofür sie die Woche über trainiert haben. Egal ob sie aus dem Zirkus kommen, früher Fußball gespielt oder jahrzehntelang Nachrichten im TV gelesen haben – der erste Auftritt ist der Augenblick der Wahrheit. Klar, anfangs fehlt es an Technik, gibt es noch keine Vertrautheit zwischen dem Paar – Llambi aber braucht meist nur ein paar Sekunden „und ich weiß, wie die Chancen des Kandidaten oder der Kandidatin stehen“.
„Tänzerisch ist Bielendorfer natürlich keine Leuchte“
Natürlich behält er seine Einschätzung für sich. Schon weil manch einer durch eine große Fanbasis weiter kommt, als er aufgrund seiner Fähigkeiten eigentlich kommen dürfte. So wie Bastian Bielendorfer, den Llambi privat sehr schätzt. „Er hat das Publikum am meisten unterhalten“, blickt der Juror auf der 2022er-Staffel zurück. „Tänzerisch ist er natürlich keine Leuchte.“
Dass das Publikum den Comedian dennoch immer wieder eine Runde hat weiter kommen lassen, damit kann Llambi leben. „Das passiert immer wieder.“ Das ist aber kein Grund, an Kritik zu sparen. Während Mitjuror Jorge González vor Begeisterung manchmal den letzten Rest seines deutschen Wortschatzes vergisst und Frau Mabuse auch gerne vor lauter Rührung die Worte fehlen, fragt Llambi – stets wie aus dem Ei gepellt – in seiner typischen Art auch schon mal: „Hat man vergessen, bei dir den Kleiderbügel hinten rauszunehmen?“ Oder er gibt sich angesichts eines Promi-Kleidchens erstaunt: „Ich wusste gar nicht, dass so eine Übergardine tanzen kann.“
„Ich möchte mich nicht verstellen“
„Mr. Gnadenlos“ nennen ihn manche deshalb. Llambi winkt ab. Natürlich könne man heute im Fernsehen nicht mehr so sprechen wie vor zehn Jahren. „Aber ich möchte mich auch nicht verstellen“ Und in einer Livesendung könne man sich nicht jedes Wort dreimal überlegen. „Dann kann man es auch ganz lassen.“ Deshalb wird er weiter so reden, wie er nun mal redet. Wird „sagen, was Sache ist“. Mit spitzer Zunge und losem Mundwerk aber fachlich über jeden Zweifel erhaben. Große Klappe, viel dahinter.
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„Mitleidspunkt“ ist ein Begriff, den er nicht kennt. Auch nicht, wenn jemand, blind, taub, mit Beinprothese oder einem anderen Handicap antritt – so wie der kleinwüchsige Mathias Mester im vergangenen Jahr. Im Gegenteil: „Diese Menschen anders zu behandeln, ist das Schlimmste was man machen kann“, weiß der Juror aus vielen Gesprächen mit Betroffenen. „Das wollen sie auf keinen Fall.“ Und einige urteilen härter über sich, als Llambi es je wagen würde. „Hätte ich die Witze über Mathias gemacht, die er selber über sich gemacht hat, ich wäre ins Gefängnis gekommen“, scherzt der Chef-Juror.
Jeder Profi hat seine eigene Handschrift
Ins Schwärmen gerät der Juror Llambi, wenn er über die Let’s Dance-Profis spricht, die die Promis trainieren. Er findet: „Sie machen alle einen fantastischen Job, jeder mit seiner ganz eigenen Handschrift.“ Auch wenn es manchmal schwierig ist für die professionellen Tänzer, weil der Kandidat oder die Kandidatin musikalisch eher taktlos und mit zwei linken Füßen oder steifer Hüfte daherkommt und jeder Auftritt zur Zitterpartie wird. „Aber selbst dann stellen die Profis noch immer etwas auf die Beine“, lobt Llambi. Und wenn sie merken, dass ihr Show-Partner „ein Händchen fürs Tanzen hat, dann schaffen sie es, alles aus ihm herauszuholen“.
Es ist ein Einsatz, wie ihn Joachim Llambi mag. Nicht nur beim Tanzen, sondern auch beim Fußball. Fan des MSV-Duisburg ist er und dank seines spanischen Vaters ebenso vom FC Barcelona. Und auch die Sportfreunde Siegen schätzt er, weil sein Großvater nach dem Krieg da mal Trainer war. Llambi lacht. „Eine ganz schöne Bandbreite.“
Und wer weiß, hätte seine Mutter damals nicht als Sekretärin in einer Duisburger Tanzschule angefangen, sondern auf der Geschäftsstelle eines Fußballvereins, vielleicht hätte Llambi statt auf dem Parkett auf dem Rasen gestanden. Llambi lacht. Nein, sagt er dann, tanzen war immer meine „Berufung“. Und es wird, ist er überzeugt, mich auch nie loslassen. „Es ist“, sagt er, „einfach echte Leidenschaft.“
Dies ist ein Artikel aus der Digitalen Sonntagszeitung.
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