Essen. Mathe ist Mangelfach, und so findet sich sogar für den abgebrannten Richard Glossat noch mal eine Aufgabe im Leben. Am Donnerstag im ZDF.

Richard Glossat (Christoph Maria Herbst) ist in der Tat ein Mann ohne Aufgabe. Einst war er wohl ein gefragter Mathematiker, aber das ist lange vorbei. Bei seiner letzten Arbeitsstätte hat er als moderner Robin Hood zuungunsten seiner Firma gearbeitet. Er musste leider gehen. Seine Frau Anke (Brigitte Zeh), Lehrerin von Beruf, will längst die Scheidung einreichen, vergisst es aber immer wieder. Immerhin aber hat sie es geschafft, den Noch-Gatten aus dem Haus zu bekommen.

Ein Kauz, der über Lehrer immer nur hergezogen hat

Nun langweilt er sich in seiner neuen Behausung, wo seine 15-jährige Tochter ihn manchmal besucht und kluge Erkenntnisse von sich gibt. In ihren Augen sei er „wie ein Geist, der nicht ins Jenseits findet“. Doch dann findet er tatsächlich noch eine Beschäftigung, sogar in derselben Schule, die auch seine Tochter besucht und in der seine Noch-Frau arbeitet. Und das bei einem Kauz, der über den Lehrerberuf bisher immer nur lästernde Witze gerissen hat.

Das Drehbuch von Marc Terjung, der vor „Lehrer kann jeder“ (8. September, 20.15 Uhr im ZDF) schon starke Serien wie „Edel & Stark“ und „Danni Lowinski“ kreiert hat, erweist sich auch hier als süffisantes Stück mit viel Komik und hintergründigem Humor. Das beginnt bereits in dem Moment, als Glossat zum Elternsprechtag auftaucht und die Lehrerin seiner Tochter zur Schnecke machen will. Doch bereits nach den ersten frechen Sätzen entpuppt sich sein Gegenüber als nach Luft schnappende Asthmatikerin. Natürlich sind da auch sehr schnell helfende Hände vor Ort. Aber wie Herbst zuvor versucht, überhaupt etwas zu tun, das ist schönster Slapstick.

Man kann dem Ex kaum ausweichen, wenn er mit im Lehrerzimmer sitzt

Aber es ist gleichzeitig auch der Beginn eines ganz neuen Richard Glossat, der nun als Seitenein­steiger im Gymnasium das Mangelfach Mathematik unterrichten wird. Das heißt, so ganz uneigennützig ist er nun doch nicht. Eigentlich tut er es, weil er nun wieder näher an seiner noch immer nicht geschiedenen Ehefrau sein kann. Im Lehrerzimmer kann man sich kaum verstecken.

Das erquickende Drehbuch des versierten Autors lässt an keiner Stelle Langeweile aufkommen. Da ist die Ehefrau, der überhaupt nicht klar ist, wen sie eigentlich liebt. Einige Gefühlsfäden hängen noch immer an ihrem Ehemann, aber da ist auch der Sportlehrer (Kai Lent­rodt), der mit der Umworbenen bereits Sex im Geräteraum der Turnhalle hatte. Ein besonderes Schmankerl bietet auch ein pensionierter Kollege (Michael Hanemann), der als Supervisor für den Seiteneinsteiger fungieren soll. Alle in dem Gymnasium aber wissen, was hier eigentlich gespielt wird. Denn statt eine vernünftige Berufsbegleitung zu liefern, „missbraucht“ er seinen Schützling in unbotmäßiger Weise. Aber das mussten auch vor ihm schon andere durchleiden.

Ein Schüler, der alles verweigert? Muss ja hochbegabt sein

Regisseur Ingo Rasper („Gloria, die schönste Kuh meiner Schwester“) gelingt es tatsächlich, einen Haufen Schüler hier derart zu führen, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer diese Jugendlichen immer wieder erkennen können. Wie etwa jener Teenager (Banafshe Hourmazdi), der in der Klasse alles verweigert, von unserem Seiteneinsteiger jedoch bereits als Hochbegabt eingestuft wurde. Und ja, auch hier geht es am Ende um ein wenig Wohlfühlatmosphäre.

Bewertung: vier von fünf Sternen