Das dreiteilige Doku-Drama „Die Wölfe” (ZDF) erzählt die Schicksale von sechs Kindern vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte. Thematisiert werden die Luftbrücke, der Bau der Berliner Mauer – und ihr Fall.
Essen. „Nichts kann uns trennen, nicht mal der Tod” – das schwören sich im zertrümmerten Berlin der Nachkriegszeit sechs Kinder, die sich zusammenraufen und gemeinsam die Bande „Die Wölfe” (ZDF, 21 Uhr) gründen. In den Wirren des Wiederaufbaus wächst ihre Freundschaft nicht nur, sie bricht auch auseinander – und endet schließlich in einem Desaster. Der sehenswerte Dreiteiler, der anschaulichen Geschichtsunterricht bietet, erzählt das Schicksal von vier Jungen und zwei Mädchen vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte.
Die erste Episode spielt im Jahre 1948 und thematisiert die Luftbrücke der Amerikaner. In der zweiten Folge erleben die Protagonisten den Bau der Berliner Mauer, im letzten Teil fällt diese schließlich. Dabei begegnen sich nicht nur Ost- und Westdeutsche wieder, auch die einstigen Freunde treffen auf äußerst dramatische Weise aufeinander. Recht geschickt beginnt der Film von Friedemann Fromm zunächst im Jahr 1989, bevor in Rückblenden erzählt wird, wie alles angefangen hat: Während die Menschen an Silvester 1989 ihre Freiheit feiern, will sich ein junges Paar das Ja-Wort geben. Die Brauteltern, Bernd (Axel Prahl) und Lotte (Barbara Auer), trauen ihren Augen nicht, als plötzlich die Eltern ihres künftigen Schwiegersohnes die Kirche betreten: Es sind Jakob (Matthias Brandt) und Silke (Johanna Gastdorf), ihre Freunde aus der Kindheit.
Beide lieben Lotte
„Lange nicht mehr gesehen”, sagt Bernd, der kurz darauf erfahren muss, dass nicht er der Vater der Braut ist, sondern Jakob – die Heiratswilligen sind somit Geschwister! Rückblende: 1948 lernen sich Kurt, Bernd, Lotte, Silke, Ralf und Jakob kennen. Inmitten von Trümmern meistern sie ihr Leben und sind sich dabei gegenseitig eine Stütze. Doch zwischen Bernd und Jakob stimmt die Chemie von Beginn an nicht – beide lieben Lotte!
Spielhandlung mit Original-Aufnahmen verflochten
Dem aufwändig produzierten Doku-Drama gelingt es, die Geschehnisse zwischen 1948 und 1989 anhand der Lebenswege der „Wölfe” zu präsentieren: die innerdeutsche Trennung nach dem Mauerbau, der Versuch der Flucht aus der DDR und die falsche Loyalität zum SED-Regime. Eine besondere Authentizität gewinnen die drei Episoden durch die Verflechtung der dramatischen Spielhandlung mit Original-Filmaufnahmen aus der jeweiligen Zeit. Die Fusion von Fakten und Fiktion gelingt hervorragend und macht „Die Wölfe” zu einem TV-Erlebnis, das man sich gerne öfter ansieht.
Produktionstechnisch bedeutete die Umsetzung des Drehbuchs von Christoph und Friedemann Fromm vor allem für die Szenenbildner eine große Herausforderung, da sie die Drehkulissen für drei verschiedene Jahrzehnte herstellen mussten – es ist ihnen grandios gelungen.
» Die weiteren Episoden zeigt das ZDF am 2. und 3 Februar jeweils um 20.15 Uhr.