Essen. Die ZDFinfo-Doku „Duell der Supermächte“ stellt zwei der wirtschaftlich stärksten Länder der Welt gegenüber.
Bei der Anzahl der Panzer herrscht Gleichstand. Sonst aber könnten die beiden Länder, die sich seit jeher als Rivalen verstehen, kaum unterschiedlicher sein: Die Dokumentation „Duell der Supermächte – China und die USA in Zahlen“, die ZDFinfo heute Abend zeigt, ermöglicht einen direkten Vergleich der beiden Supermächte, mithin eines modernen ur-kommunistischen mit einem ur-kapitalistischen System.
Unter welchem System lebt es sich besser, fragt der Film von Michael Bisping. Und versucht möglichst unideologisch und sachlich die Vor- und Nachteile der konkurrierenden Systeme vorzustellen, indem er sich auf die vier Kernbereiche Wirtschaft, Familie, Bildung und Militär konzentriert. Wirkliche News liefert die Doku nicht. So kompakt und knapp, wie der Film die bilateralen Beziehungen ausleuchtet, so spannend und erhellend erscheinen auch die grafisch gut aufbereiteten Statistiken – sie dienen ohnehin nur als kongruente Maßeinheit, hinter der um so leichter ein fundamental anderes Politikverständnis sichtbar wird.
Schier unglaubliche Aufholjagd des asiatischen Wirtschaftsriesen
Staunen macht vor allem die schier unglaubliche Aufholjagd des asiatischen Wirtschaftsriesen, der in den 50er-Jahren mit einem Pro-Kopf-Jahreseinkommen von nur 89 US-Dollar noch zu den ärmsten Ländern der Welt zählte. Erst die Tischtennis-WM 1971 machte unter der Ära Deng Xiaoping eine „Pingpong-Diplomatie“ möglich, die die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder erleichterte und China allmählich die erfolgreiche Rolle einer „Werkbank der Welt“ zuwies.
Ob bei Alphabetisierung, Patentanmeldungen oder Arbeitslosenquote – in fast allen Bereichen gehört China längst zu den Welt-Klassenbesten und hat selbst die USA abgehängt. Mehr noch: „Die USA finanzieren ihren Haushalt zum Teil mit chinesischem Staatsgeld“, erläutert Xuewu Gu, Politikprofessor an der Universität Bonn. 1,2 Billionen Dollar US-Staatspapiere befanden sich im Besitz der chinesischen Regierung. Ein plötzlicher Verkauf würde erhebliche Instabilitäten auf den globalen Finanzmärkten verursachen.
„Neue Seidenstraße“ symbolisiert Chinas globalen Einfluss
Fundamentale Interessen-Unterschiede zeigen sich auch im militärischen Bereich: Während die USA nach dem Zweiten Weltkrieg zur „Weltpolizei“ aufstieg und mit der „größten Armee der Welt“ immer wieder in globale Konflikte eingriff, war China bisher eher an einer „Ausweitung seiner Küstenzone nach außen“ interessiert. Massiven Einfluss versuchen die Asiaten stattdessen mit Wirtschaftskraft durchzusetzen, symbolisiert im Bau der „neue Seidenstraße“: Bereits mit 138 Ländern, vor allem in Afrika, hat China bereits ein Abkommen über gemeinsame Projekte abgeschlossen, an denen chinesische Firmen zwingend beteiligt sind.
Um Taiwan könnte es aber durchaus doch noch zu einer direkten Konfrontation zwischen den beiden Supermächten kommen: Die USA verstehen sich als Schutzmacht der für die Handelswege strategisch wichtigen, demokratisch geprägten Insel. Während China die „abtrünnige Republik“ weiterhin als „Bestandteil des chinesischen Territoriums“ und partout nicht als souveränen Staat ansehen will.