Dresden. Im neuen „Tatort“ aus Dresden geht es um ein Mädchen namens Talia, das an Parasomnie leidet. Was hat es mit der Schlafstörung auf sich?
Die 16-jährige Talia ( Hannah Schiller ) ist anders als andere Jugendlichen in ihrem Alter. „Sie wacht nachts schreiend auf, kann Traum und Realität nicht unterscheiden“, erzählt ihr Vater Ben Schröder (Wanja Mues). „Sie sieht Dinge, die wir nicht sehen können.“ Seit dem Unfalltod ihrer Mutter vor vielen Jahren leidet Talia an einer sogenannten Parasomnie, einer Schlafstörung. Die Taschenlampe um ihren Hals gehört zu ihrem festen Begleiter. Mit ihr leuchtet sie in alle Ecken, wenn sie nachts in ihrem Bett aufschreckt.
Gerade als sie die Krankheit einigermaßen unter Kontrolle gebracht hat, wird sie erneut mit einem traumatischen Ereignis konfrontiert: In dem Haus, in das sie jüngst mit ihrem Vater gezogen ist, liegt der Handwerker plötzlich tot vor dem Kamin. Talia überrascht den Mörder auf frischer Tat. Ihr Bewusstsein aber verdrängt das Gesehene und statt an die Leiche erinnert sie sich nur an ein paar Farbeimer.
In dem Dresdner „Tatort“ wird die Parasomnie mitunter sehr gruselig dargestellt. Ist sie das aber auch? Lesen Sie hier das Wichtigste zu der Schlafstörung.
Tatort: Werden Schlafstörungen richtig dargestellt?
Parasomnie beschreibt Phänomene, die während des Schlafens auftreten. Sie werden unterteilt in Schlafstadien: in NREM-Schlaf-Parasomnien / Aufwachstörungen, in REM-Schlaf-Parasomnien und Parasomnien, die nicht eindeutig einem Schlafstadium zugeordnet werden können.
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zählt zu den NREM-Schlaf-Parasomnien die sogenannte Nachtangst (Pavor nocturnus), Schlafwandeln und Schlaftrunkenheit. Bei allen drei Störungen sind die Augen geöffnet, die Person kann sich bewegen, aber das Gehirn ist noch nicht vollständig erwacht. „Die Person macht unsinnige Dinge, erkennt bekannte Personen nicht und erinnert sich fast nie an das nächtliche Geschehen“, schreibt die DGSM.
Die Nachtangst wird im Englischen auch mit „night terror“ oder „sleep terror“ übersetzt und geht in die Richtung, was Talia nachts durchmacht. Diese Nachtangst nämlich beginnt mit einem lauten Schreien. „Die Betroffenen zeigen massive Symptome von Angst“, heißt es. Außerdem kommt es vor, dass sie herumlaufen oder aufspringen. Laut DGSM sind 20 Prozent aller Kinder betroffen. Aber nur selten trete die Störung häufiger als einmal pro Woche auf. Auch Erwachsene seien kaum betroffen.
Neben der Nachtangst kommt es in diesem Schlafstadium noch zu Schlafwandeln und Schlaftrunkenheit. Beim Schlafwandeln kommt es nachts zu Aktivitäten. Die Person macht mitunter unsinnige Dinge, erinnert sich später aber nicht mehr daran. Die Schlafumgebung sollte daher sicher gestaltet, die Haustür abgeschlossen sein, warnt die DGSM. Bei der Schlaftrunkenheit handelt es sich um ein unvollständiges Erwachen. Die Person ist dann verwirrt und desorientiert.
Parasomnien sind durch negative Emotionen gekennzeichnet
Bei den REM-Schlaf-Parasomnien handelt es sich um Störungen, die die zweite Nachthälfte betreffen. Dazu zählen unter anderem Alpträume . Sie stellen die häufigste Form der Parasomnie dar. „Die Träume sind gekennzeichnet durch negative Gefühle wie Angst, Trauer, Ekel, die so stark sind, dass sie zum Erwachen führen“, schreibt die DGSM. Verfolgung oder der Tod bedeutender Menschen gehört zu solchen Alpträumen, an denen fünf Prozent der Bevölkerung leiden. Anders als bei der Nachtangst wird sich hier an die Handlung des Traumes später noch sehr gut erinnert.
Daneben gibt es noch die eher selten auftretende Schlaf-Verhaltensstörung. Dabei handelt es sich um Träume, die die Person zum Mitmachen ermutigen. Es kann passieren, dass sie das Bett verlässt, sich oder andere verletzt. Laut DGSM tritt diese Störung vor allem bei Männern ab 50 Jahren auf und sollte schlafmedizinisch untersucht werden, da sie auf eine Erkrankung wie Parkinson hindeuten kann. Mit Medikamenten lässt sich die Störung behandeln.
Schlafstörungen können durch Veranlagung und Stress ausgelöst werden
Des Weiteren kann es in der zweiten Nachthälfte zu einer Schlaflähmung (Schlafparalyse) kommen. Beim Aufwachen kommt es zu einer Bewegungslosigkeit. Die Personen empfinden ein Gefühl der Lähmung ihres Körpers. Weitere Schlafstörungen ohne Bezug zu einem Schlafstadium sind Bettnässen und nächtliches Zähneknirschen. Völlig harmlos – aber von vielen berichtet – sind Einschlafzuckungen oder Sprechen im Schlaf.
Als Gründe für solche Schlafstörungen macht die DGMS sowohl eine Veranlagung als auch Stress aus. Entspannungsübungen vor dem Schlafengehen sollen daher helfen. Kommt es während der Parasomnie zu gefährlichen Handlungen, so empfiehlt die Gesellschaft eine schlafmedizinische Untersuchung. (jb)
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