Berlin. Jan Böhmermann hat wieder eine eigene Fernsehshow. Das „ZDF Magazin Royale“ startet am Freitagabend. Was können Zuschauer erwarten?
Die Samstage in Deutschland werden wieder etwas unberechenbarer. Ziemlich sicher wird in dieser Woche am Frühstückstisch über Corona geredet werden, hier und dort noch über die US-Wahl. Fußball, Wetter, Abendessen gibt’s eh. Gut möglich aber, dass es auch mal wieder um Jan Böhmermann geht. Zumindest ist es schwer vorstellbar, dass er sich mit einem TV-Comeback zufrieden gibt, das kein lautes Echo provoziert. Bleibt eigentlich nur die Frage: Wie laut wird der Knall im ZDF-Hauptprogramm?
Böhmermann ist vieles zuzutrauen. 2020 hat viele Vorlagen gegeben, und in einer eigenen TV-Show hat der 39-Jährige diese noch nicht nutzen können. In seiner alten Show war der finale Vorhang im Dezember 2019 gefallen. Aber Altes aufwärmen? Würde nicht passen. Denn Böhmermann stand zwar nicht vor der Kamera, war aber auch nie richtig weg.
Das Fernsehgesicht ist nur eine Facette der Unterhaltungsfigur, die Jan Böhmermann in den letzten Jahren geschaffen hat. Via Twitter, Facebook, Spotify erreicht er bereits jede Woche ein Millionenpublikum, bleibt im Gespräch – oder tritt es selbst erst los.
Jan Böhmermann ist immer politischer geworden
Jüngstes Beispiel: Das halbe Internet – und danach auch so ziemlich alle überregional relevanten Medien – rätseln, warum der Satiriker von jetzt auf gleich seine Social-Media-Accounts stilllegt. Nur noch größer wird dadurch die Aufmerksamkeit auf seinen neuen Auftritt im Messenger Telegram. Mehr als 80.000 Follower binnen weniger Tage. Für ein bisschen Persiflage auf Schwurbler wie Attila Hildmann.
Ein PR-Stunt? Werbung für die neue Show? Ja, vielleicht spielt die Aktion am Freitagabend im ZDF eine Rolle. Vielleicht auch erst später, vielleicht auch gar nicht. Darum geht es nicht. Es ist Teil der Nummer, einer großen Nummer, die auf allen seinen Kanälen dauerhaft stattfindet, vielseitig und multimedial. Das mag an vielen Stellen auch mal banal wirken, ist es aber nur selten.
Dabei muss es nicht immer gleich eine Staatsaffäre sein. Aber Böhmermann ist in den letzten Jahren immer politischer geworden. Sein Anspruch an die neue Sendung, sagte Böhmermann der Deutschen Presse-Agentur, sei „exakt der gleiche“ wie der, den Moderator Gerhard Löwenthal an das frühere „ZDF-Magazin“ (1969 bis 1987) gehabt habe: „unerbittlich“ nach „schadhaften Stellen in unserer Demokratie fahnden“ und „furchtlos“ Stellung beziehen. Auf eine Abgrenzung zum mitunter grenzwertig konservativen Löwenthal legt Böhmermann allerdings wert: „Wir sind ein bisschen lustiger.“
Jan Böhmermann hielt Infos zum „ZDF Magazin Royale“ geheim
An Stumpfsinn grenzender Humor und bitterernste Botschaften – mit dieser Mischung konnte Böhmermann schon öfter punkten. So darf auch der jüngste Ausflug auf Telegram, auch wenn er mit viel Albernheit garniert ist, als Hinweis darauf verstanden werden, wie viel zweifelhaftes Zeug bei dem Messenger verbreitet wird, ohne dass es einer breiteren Öffentlichkeit überhaupt bewusst wäre. Genauso wenig wie es beim „Schmähgedicht“ (ausschließlich) um die Beleidigung des türkischen Staatspräsidenten ging: Die folgende Debatte um die Kunstfreiheit war einkalkuliert, war das Ziel.
Wie es am Freitag nun mit dem „ZDF Magazin Royale“ losgeht, das blieb bis zuletzt ein ziemlich gut gehütetes Geheimnis. ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler ließ im Sommer durchblicken, dass es Bezüge zu Themen des alten „Neo Magazin Royale“ geben könnte. Auch die Showband, das Rundfunktanzorchester Ehrenfeld, ist geblieben, auch wenn es Corona-bedingt zunächst pausieren muss. Neu sind neben der Kulisse auch große Teile der Redaktion, für die noch im Juli Bewerber gesucht wurden, und die neu gegründete Produktionsfirma „Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld“. Viel mehr wurde nicht bekannt zum neuen Format. Lesen Sie auch: Jan Böhmermann bietet Abiturient Praktikum an
Ob er wegen seiner Inhalte erneut mit Gegenwind rechnet, wurde Böhmermann gefragt. „Ganz ehrlich: Gegenwind ist mein zweiter Vorname. Das ist die Werkseinstellung von all dem, was meine Kolleginnen, Kollegen und ich seit Jahren machen.“
• Freitag, 6. November, ab 20 Uhr in der Mediathek und ab 23 Uhr im TV: „ZDF Magazin Royale“