Berlin. Die VYTAL-Gründer bringen Nico Rosberg mit ihrem Mehrweg-System zur Verzweiflung. Löwe Kofler trickst den Ex-Rennfahrer am Ende aus.
Ein guter Deal ist sehr oft sehr schwere Verhandlungssache. Auch in der 5. Folge der 8. Staffel „Die Höhle der Löwen“ wurde daher wieder heftig diskutiert, debattiert und gefeilscht zwischen Investoren und Gründern.
Doch diesmal schaffte es eines der teilnehmenden Stifterteams sogar, die Löwen mit Verhandlungsgeschick mehr zum Schwitzen zu bringen als andersherum. Insbesondere Ex-Rennfahrer Nico Rosberg, wirkte zum Teil, als würden ihm die Nerven durchgehen, während doch eigentlich die Investment-Bittsteller hätten zittern sollen.
VYTAL: Mehrwegsystem als Exportschlager
Hinbekommen haben das die beiden smarten und abgeklärten Unternehmensberater Sven Witthöft und Tim Breker aus Köln mit einem geradezu musterhaften Pitch-Auftritt. Souverän und ruhig stellten sie ihre etwas komplizierte App und die dahinter liegenden To-Go-Behälter VYTAL vor, ein Mehrwegsystem mit eigenen Leihschalen für Take-Away- und Lieferessen. „Ihr seid keine Marktschreier“, kommentierte Georg Kofler nur beeindruckt, „ihr beide seid der Hammer!“
Witthöft und Breker selbst waren durch ständigen Verpackungsmüll bestellter Mahlzeiten nach eigener Aussage sowohl „Leidtragende“ als auch „Teil dieses Problems“. „Wir wollen Mehrweg so bequem und einfach machen wie Einweg“, sagten die Gründer, „es ist eine globale Aufgabe und wir wollen deshalb zum Exportschlager werden.“
VYTAL: App und To-Go-Behälter in Köln bereits erfolgreich
In Köln wird VYTAL schon von 30 Partnern (Kantinen und Restaurants) genutzt, jetzt sollte es weiter bis nach London gehen. „Wir sind die Ersten, die Nachhaltigkeit und Ökonomie verbinden“, behaupteten die beiden, „mit einem Löwen an Bord könnten wir wirklich einen Unterschied machen.“ Hier könnte zum ersten Mal ein Global Player aus Deutschland in der Digitalwirtschaft entstehen, hieß es erstaunt von der Jury-Bank.
Hierzu haben Witthöft und Breker spezielle Schalen entwickelt – auslaufsicher sowie BPA-frei. Sie sollen bereits nach zehn Benutzungen ökologischer als Einwegverpackungen sein und eine Lebensdauer von mindestens 200 Befüllungen haben.
VYTAL: Herkules-Verkäufer mit Herkules-Aufgabe
60.000 Euro haben Witthöft und Breker dafür schon aus eigener Tasche für ihren Traum investiert, 450.000 Euro verlangten sie für zehn Prozent Anteile und Hilfe vor allem in der Logistik. „Eine Herkulesaufgabe“, wie sie zugaben. Eine „Herkulesbewertung“, wie Nils Glagau fand: „Da fühlt man sich selbst nicht gerade wie Herkules.“
Doch wie der griechische Nationalheros lösten schließlich auch Witthöft und Breker die schwerste Aufgabe. Sowohl Georg Kofler als auch Nico Rosberg waren interessiert. Beide zusammen boten das verlangte Geld – aber für 25 Prozent.
Georg Kofler trickst Nico Rosberg aus
Nach dem Telefon-Joker mit einem dritten Compagnon handelten die Gründer eiskalt auf 12,5 Prozent runter – Nico Rosberg wollte aber nicht unter 20 gehen (wie anfangs auch Kofler) und wirkte dabei angespannter als die Bittsteller.
In der zweiten Runde schlug Kofler schließlich doch für die verlangten 12,5 zu – ob er Rosberg damit ausgetrickst hatte, blieb offen. „Du kannst später gerne einsteigen“, behauptete er gönnerhaft gegenüber dem Ex-Rennfahrer. „Ihr seid super Verhandler“, sagte Schlitzohr Kofler zu den Gründern.
Solmove: Kein Start-Up, sondern ein Smart-Up
Ebenso beeindrucken konnte an diesem Abend Donald Müller-Judex aus Berlin. „Das ist so intelligent und klug“, lobte ihn Carsten Maschmeyer, „das ist kein Start-Up, sondern ein Smart-Up.“
Gemeint war Solmove, der smarte Straßenbelag. Ein flexibles Glasmodul mit Solarzellen, die Strom erzeugen, der sofort eingespeist werden kann. „Das ist das erste Mal, dass eine Straße, die sonst nur kostet, Geld abwirft“, freute sich Müller-Judex.
Solmove: Straßenbelag für die Zukunft
Denn mit Solmove können ganze Straßen, Parkplätze oder Gehwege zu Solaranlagen werden. Und noch viel mehr: „Wir werden in den Modulen Sensorik integrieren“, sagte Müller-Judex, „so können wir feststellen, ob ein Parkplatz freigeworden ist oder Autos zählen, um Ampelschaltungen zu optimieren. Wir werden außerdem Licht in die Module integrieren, um Flächen illuminieren zu können und etwa auf einer Rennbahn zu zeigen, welches Auto am schnellsten um die Kurve gefahren ist.“
Auch Elektro-Autos können perspektivisch aufgeladen werden. Ein riesiges Infrastruktur-Projekt, wie Müller-Judex zugab, und ein wie er glaubt weltweiter Trend, Flächen bald doppelt nutzen zu können. 500.000 Euro verlangte er daher für nur zehn Prozent der Firmenanteile.
Löwen wetten auf die Zukunft
„Es ist eine ziemliche Wette auf die Zukunft“, meinte Carsten Maschmeyer zu der weitläufigen Idee, „man weiß nicht, ob es eine Zukunftsvision oder eine Illusion ist. Aber wir wetten mit.“
So bildete sich ein Triumvirat aus Dagmar Wöhrl, Nico Rosberg und Maschemeyer selbst. Sie boten die 500.000 in zwei Tranchen (einmal vor und nach der Patentierung von Solmove), verlangten aber im Gegenzug 25 Prozent. Müller Judex akzeptierte – für Working Capital und eine persönliche Bankvermittlung Maschmeyers oben drauf.
Yammbits: Die wahrscheinlich fruchtigste Praline der Welt
Bei den gesunden Snacks Yammbits (den Anti-Gyros mit Pommes) kam es derweil zu einer kleinen Verstimmung bei Löwin Dagmar Wöhrl. Die Familienunternehmerin war durchaus interessiert an den kleinen Kugeln aus getrockneten Biofrüchten in leckerer Hülle – selbstverständlich vegan, laktosefrei, ohne Zucker, proteinreich und statt mit Palmöl mit Cashewmus produziert, wenn dem „süßen“ Carsten Maschmeyer auch zu zuckrig. Die Gründer Julian Berhang und Elena Sarri-Berhang verlangten 100.000 Euro für 15 Prozent Firmenanteile.
Doch das deutsch-griechische Ehepaar setzte im entscheidenden Verfahren voll auf die Ralf-Dümmel-Karte und seine Erfahrungen in Distribution und Vertrieb – selbst als Dümmel im Gegensatz zu Wöhrl 22 statt 20 Prozent forderte. Darauf zog die Fränkin ihr Angebot leicht pikiert zurück: „Ich kann nicht mit jemandem arbeiten, der das Vertrauen zu mir nicht hat.“
Am Ende stieg dann auch Dümmel bei 20 Prozent ein – mit der cleveren Aussicht auf 25 Prozent, sollte er es schaffen, die leicht sperrig benannten Produkte „Aufregende Aprikose-Mango”, „Coole Cocos-Aronia” und „Galaktische Granatapfel-Cassis-Himbeere” in 10.000 Supermarkt-Filialen zu bringen. Gut gebrüllt, Löwe!
Knetbeton 2.0 und Move it Mama: Absagen für „Mr. Beton“ und Birte Glang
Die zwei anderen Pitches des Abends gingen derweil trotzt leidenschaftlichem Einsatz der beiden Gründer leer aus. Sowohl der Pizzateigartige Knetbeton von „Mr. Beton“ Miled Ben Dhiaf als auch die Fitness-App für Schwangere und Mütter der Schauspielerin Birte Glang („Unter Uns“) konnten vor allem in ihrer Nachhaltigkeit nicht überzeugen. „Mit der Mama-Brille bin ich bei dir“, sagte Judith Williams zu der Ehefrau des bekannten DJ’s André Tegeler alias Moguai, „aber als Investor bin ich raus. Die Thematik ist zu spitz.“
• Die ganze Folge „Die Höhle der Löwen“ sehen sie bei TVNow.