Berlin. In ihrem neuen Film „Wege des Lebens – The Roads not Taken“ spielt Salma Hayek eine trauernde Mutter. Was reizte sie an dieser Rolle?

Lange Zeit war Salma Hayek im Kino meist als heißblütige Mexikanerin zu sehen, längst gibt es aber auch andere Rollenangebote: In ihrem neuen, gerade in den Kinos angelaufenen Film „Wege des Lebens – The Roads not Taken“ spielt sie eine trauernde Mutter. Im Interview spricht die 53-Jährige über ihre Karriere als Schauspielerin und Produzentin, aber auch über talentierte mexikanische Filmemacher.

Sie strahlen eine unbändige Lebensfreude aus. Hängt das mit Ihren mexikanischen Wurzeln zusammen?

Salma Hayek: Ich lebe mit enorm viel Leidenschaft, denn ich liebe das Leben. So war ich schon als Kind. Normalerweise stammen wir aus großen Familien. Das ist der Grund, warum wir so laut sprechen, um uns unter den vielen Menschen Gehör zu verschaffen. Das ist allerdings keine Entschuldigung für meine laute Stimme, denn ich bin mit nur einem Bruder aufgewachsen...(lacht).

Sie sind schon seit vielen Jahren im Geschäft. Wie nehmen Sie die Situation für reifere Frauen in Hollywood wahr?

Hayek: Ich glaube, ich bin ein Phänomen. Meine Erfahrungen entsprechen nicht der Norm. Sie können mich mit einem seltsamen Tier vergleichen, dem die merkwürdigsten Dinge passieren. Denn Freundinnen von mir, die wie ich über fünfzig Jahre alt sind, bekommen viel weniger Rollen angeboten als ich.

Es ist schon verrückt, meine Karriere als Schauspielerin und Produzentin läuft besser denn je. Ich kann gar nicht alles annehmen. Als neulich wieder so ein Angebot kam, habe ich mich gefragt: Warum, verdammt noch mal, habe ich diese Angebote nicht bekommen, als ich vor zwanzig Jahren in meinem Apartment gesessen habe und auf Anrufe gewartet habe. Jetzt da ich verheiratet mit Kindern bin, habe ich keine Zeit mehr. Das geht mir so was von auf die Nerven.

Die Familie ist dann doch wichtiger als die Karriere?

Hayek: Meine Familie hat Priorität. Aber es ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Meine Kinder wollen mich gar nicht jeden Tag sehen. Sie wissen ja, ab einem gewissen Alter wollen sie unabhängig sein. Und dann sind sie genervt, wenn man in ihr Zimmer kommt. Aber das ist das Kunststück, für sie da zu sein, auch wenn ich ihnen manchmal auf den Zeiger gehe.

Die Schauspieler Salma Hayek und Javier Bardem.
Die Schauspieler Salma Hayek und Javier Bardem. © dpa | Jens Kalaene

In „Wege des Lebens – The Roads not Taken“ spielen Sie eine trauernde Mutter. Zuvor waren Sie jahrelang in Filmen als heißblütige Mexikanerin zu sehen. Wie sind Sie diesem Image entkommen?

Hayek: (Lacht) … Die Zeit arbeitet für mich. Ich bin inzwischen 53 Jahre alt! Aber im Ernst, das Image der mexikanischen Frauen in Hollywoodfilmen hat sich auch wegen einiger fantastischer Männer verändert, nämlich mexikanischen Regisseuren wie Alfonso Cuaron oder Alejando Ganzalez Inarritu. Durch die Arbeit dieser talentierten Filmemacher hat sich allgemein die Darstellung von Mexikanern in Filmen verändert. Plötzlich müssen wir nicht mehr nur sexy sein, man traut uns auch zu, talentiert zu sein. Und uns wird mit einer neuen Form von Respekt begegnet.

Wie definieren Sie denn „sexy“?

Hayek: Der Druck für Frauen ist heute nicht mehr so groß, mit den klassischen Attributen sexy zu sein. Sehen Sie sich Billie Eilish an, sie ist das beste Beispiel. Sie ist erfolgreich, weil sie toll singen kann. Da geht es doch gar nicht um irgendwelche Äußerlichkeiten. Früher war festgelegt, welche Frau sexy war und welche nicht. Das war total genormt. Das ist heute anders. Es ist vollkommen egal, welche Kleidergröße eine Frau trägt. Ich finde, es geht vor allem um die Ausstrahlung, die eine Frau hat.

Ist diese Erkenntnis auch in Hollywood angekommen?

Hayek: Da ändert sich gerade einiges. Und das liegt auch daran, dass man dort endlich begriffen hat, dass Frauen einen großen Teil des Publikums ausmachen, Tickets kaufen und damit eine enorme Macht haben. Deswegen werden auch Frauenthemen heute anders umgesetzt. Denn die Filmstudios wollen, dass Frauen Eintrittskarten kaufen. Das hat mit einigen Filmen wunderbar funktioniert. Und deswegen wird jetzt mehr davon produziert. Das sind in erster Linie rein wirtschaftliche Überlegungen.

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