Essen. Wegen der Corona-Pandemie mussten die Dreharbeiten von vielen Produktionen gestoppt oder verschoben werden. ARD und ZDF sind gewappnet.

Seit Mitte März ruhen fast alle Dreharbeiten. Weil Filme und Serienfolgen in der Regel einen Vorlauf von mindestens einem halben Jahr haben, wird es jedoch eine Weile dauern, bis diese Lücke bei den Sendern ankommt. Selbst im Herbst und Winter wird sich das vermutlich noch nicht bemerkbar machen, da ARD, ZDF und Sat.1 die Ausstrahlung ihrer Eigenproduktionen gern den Jahreszeiten anpassen. Spätestens im nächsten Jahr aber könnte es zu einer Erstausstrahlungslücke kommen.

Keine Panik dank geänderter Drehbücher – GZSZ geht auf Abstand

Das betrifft ARD und ZDF mit ihren vielen Film- und Seriensendeplätzen auf den ersten Blick naturgemäß ungleich stärker als die Privatsender. Trotzdem bricht bei den Sendern offenbar keine Panik aus. Einige Produktionsfirmen haben die Zwischenzeit genutzt, um Alternativen zu entwickeln.

UFA-Geschäftsführer Joachim Kosack berichtet von neuen Standards bei den RTL-Serien „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Unter uns“ und „Alles was zählt“: Die Drehbücher seien so umgeschrieben worden, dass sich die Schauspieler nicht näher als 1,50 Meter kommen müssten. Derzeit sei die UFA dabei, in Absprache mit der Produzentenallianz einen Standardkatalog für Dreharbeiten zu erstellen.

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    Davon abgesehen stellen die Auflagen vor und hinter der Kamera eine große Herausforderung dar. Das gilt auch für die Abläufe bei den Sendern, aber die kommen offenbar ganz gut damit klar. Außerdem sind sie, wenn man so will, Krisengewinner, denn das Fernsehen hat von den Ausgangs­beschränkungen enorm profitiert; das Biergartenwetter der letzten Wochen hätte normalerweise viele Zuschauer gekostet.

    ARD und ZDF: Produktionen en masse im Keller?

    In der Produktionsbranche wird ohnehin gemunkelt, ARD und ZDF hätten so viel nicht-ausgestrahltes fiktionales Programm „im Keller“, dass sie eine Zeit lang gar keine neuen Produktionen in Auftrag geben müssten. Davon könne keine Rede sein, versichert Florian Kumb, Leiter der ZDF-Hauptabteilung Programmplanung, deshalb sei er „dankbar für jede Produktion, die ohne größere Verzögerungen ins Haus kommt.“

    Eine besondere Rolle innerhalb der ARD spielt die unter anderem für die Donnerstags-Krimis und die Freitagsfilme zuständige Degeto. Die Redaktion verantwortet rund 160 Erstausstrahlungen im Jahr; etwas mehr als hundert dieser Filme werden in Deutschland produziert. Für dieses Jahr sieht Geschäftsführerin Christine Strobl keine Gefahr, die Sendeplätze könnten „weitestgehend wie geplant“ bespielt werden.

    Alle „Tatorte“ für dieses Jahr bereits abgedreht – mit einer Ausnahme

    Bei den großen ARD-Sendern WDR, SWR und MDR gibt man sich ebenfalls entspannt. Es wird zwar nicht ausgeschlossen, dass es zu Engpässen kommt, aber viele Produktionen, die in diesem Jahr zur Ausstrahlung anstehen, seien bereits sendefertig oder in der Postproduktion. NDR-Sprecherin Iris Bents versichert ebenfalls, alle geplanten „Tatort“- und „Polizeiruf“-Folgen des NDR für das laufende Jahr seien produziert.

    Das gilt auch für die Sonntagskrimis der anderen Sender – mit einer Ausnahme. Der „Tatort“ wird 2020 fünfzig Jahre alt. Ausgerechnet die Dreharbeiten des für den Herbst geplanten zweiteiligen Jubiläums-Krimis, in dem die Teams aus Dortmund und München gemeinsam ermitteln, mussten unterbrochen werden. Die Produktionsfirma arbeitet laut BR-Programmbereichsleiterin Bettina Ricklefs an einem „Wiederaufnahmeszenario unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Hygienevorschriften“.

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