Kult-Zeichner Pendleton Ward meldet sich mit einer Animationsserie auf Netflix zurück. „Enthüllungen zu Mitternacht“ ist ein buntes Chaos.
Clancy trägt einen lila Hut, ist pink und ein Simulations-Farmer. Das bedeutet, dass er mithilfe seines Multiversums-Simulator verschiedene Paralleluniversen besucht. In diesen sucht er sich Personen aus, die er für seinen Video-Podcast namens „Enthüllungen zu Mitternacht“ interviewt. Das ist der Grundgedanke dieser Netflix-Serie.
Und so trifft Clancy etwa während einer Zombie-Apokalypse, die die simulierte Erde 4-169 ereilt, den US-Präsidenten und spricht mit ihm über die amerikanische Drogenpolitik. Gesprochen wird der Präsident, zumindest im englischen Original, von Dr. Drew, einem Suchtexperten. Der Präsident findet die Unterscheidung zwischen bösen und guten Substanzen – jedenfalls in dieser Dimension – scheinheilig.
„Enthüllungen zu Mitternacht“: Ein riesiger albtraumhafter Trip
Ob nun die Substanzen, die die Macher von „Enthüllungen zu Mitternacht“ mutmaßlich zu sich genommen haben könnten, gut oder böse sind, sei dahingestellt, jedenfalls ist die Animationsserie aus der Feder von Pendleton Ward ein riesiger, albtraumhafter Trip.
Ward ist bekannt als Erfinder der Serie „Adventure Time mit Finn und Jake“, die bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen Kult ist und Kritiker wie Publikum überzeugt hat. Die Welt von Finn und Jake war ähnlich fantastisch, alles schien möglich zu sein. Was wiederum zur Folge hatte, dass man den Geschichten manchmal nicht ganz einfach folgen konnte. Das ist nun auch bei „Enthüllungen zu Mitternacht“ wieder der Fall, zumal sich die Geschichten in diesem Fall nur im Hintergrund abspielen. Im Vordergrund steht jeweils die Unterhaltung im Podcast-Stil, die sich wie ein unfassbar zähes und unkontrolliertes Gespräch anfühlt.
Visuell überzeugend, inhaltlich mau
Die Idee hatte Ward gemeinsam mit Duncan Trussell, dessen Podcast „The Duncan Trussell Family Hour“ die Vorlage für die Serie lieferte. In jeder Folge spricht ein anderer Gaststar aus dem Podcast den jeweiligen Interviewpartner von Clancy. Doch das Konzept geht nicht auf: Warum Clancy etwa nach einem achtminütigem Dialog irgendwann in Löffelchenstellung mit dem US-Präsidenten am Lagerfeuer liegt? Man weiß es nicht. Es ist aber auch ein bisschen egal. Die Ereignisse im Hintergrund schwimmen an einem vorbei, ohne, dass es eine Verbindung zu den Gesprächen gäbe.
Es ist wie ein „Stream of Consciousness“, dem man zumindest nüchtern kaum folgen kann, eine verstörende Reise in einen Kopf, dessen Gedanken freien Lauf haben. Aber vielleicht ist es auch nur der Versuch mit einer abgefahrenen Hintergrundstory von der inhaltlichen Belanglosigkeit eines Podcasts abzulenken. Die visuelle Umsetzung ist indes durchaus faszinierend. Die Animationen des Studios Titmouse sind bunt und kindlich, aber großartig gezeichnet und voller (teilweise brutaler) Details.
Enthüllungen zu Mitternacht
Staffel 1, 8 Episoden, je ca. 25 Min., Onlinestreaming, Netflix
Wertung: 2 / 5 Punkten