Die spanische Netflix-Serie „Haus des Geldes“ geht in die vierte Runde. Mittlerweile stehen die Beziehungen der Figuren zueinander im Vordergrund
Seien wir mal ehrlich: Irgendwann erreichen so ziemlich alle Serien einen toten Punkt. So ist das auch bei der spanischen Produktion „Haus des Geldes“ von Álex Pina und Esther Lobato, deren Titel in originalgetreuer Übersetzung „Das Papierhaus“ lautet, der Fall. Schließlich begann die Serie 2017 in der Art eines sogenannten Heist Movies, also eines Films über einen Raubüberfall, bei der einige Gaunerinnen und Gauner die staatliche Banknotendruckerei Spaniens hochnahmen.
Das Gesetz der Serie verlangt, dass die Gruppe um den auftraggebenden „Professor“ danach (ab Staffel 3) zu einem weiteren Coup ansetzte, diesmal ging es um die Goldreserven der spanischen Zentralbank. Dabei war die Geschichte eigentlich abgeschlossen.
Die Show muss weitergehen
Damit auch niemand vorzeitig aussteigt, endete die dritte Staffel ganz klassisch mit einem Cliffhanger. Die von den Fans liebgewonnene Figur Nairobi war – getroffen von einem Scharfschützen – vielleicht tot, vielleicht auch nicht. Und der Professor, der die Aktivitäten der Diebestruppe immer als Robin-Hood-Aktion sah, rief einen „Krieg“ gegen die Polizei aus.
Da haben wir den Salat: Man stelle sich mal vor, George Clooney hätte nach dem Casino-Raub aus „Ocean’s Eleven“ einen Krieg gegen die Ordnungshüter ausgerufen. Kann er ja machen, aber dann hätten wir es eben mit einer anderen Story zu tun. Und es würde sich die Frage stellen, warum man nicht gleich einen anderen Film dreht.
Die Antwort darauf steht bei „Haus des Geldes“ als Elefant im Raum: der Klickzahlen wegen. Nach Bekunden von Netflix ist die Thriller-Serie die meistgesehene nicht-englischsprachige Produktion des Hauses. Die Staffeln 5 und 6 sind schon angekündigt, ein Spin-off soll ebenfalls kommen.
Vom Heist Movie zur Telenovela
Zu Beginn der vierten Staffel stecken Tokio, Marseille, Rio & Co. nach wie vor im Innern der Zentralbank fest und müssen einen Weg finden, das eingeschmolzene Gold – und natürlich sich selbst und ihre Lieben – nach draußen zu retten. Erschwert wird das durch den liebesbekümmerten Rachewunsch des Professors, allerlei innere Querelen und die nicht nur beruflich, sondern ebenso persönlich motivierte Entschlossenheit der polizeilichen Ermittlerinnen und Ermittler, die Gangsterbande endlich hochzunehmen.
Der Schwerpunkt liegt nunmehr weniger auf dem Coup als solchem, sondern eher auf den Beziehungen der Figuren zueinander. Deren Verstrickungen untereinander bringen letztlich den ganzen Plan ins Wanken. Der Coup mag in der Theorie perfekt erdacht sein, doch wenn der menschliche Stressfaktor hinzukommt, werden die Karten eben neu gemischt. Wie bei der Serie selbst, die jetzt eher eine Telenovela als ein Heist Movie ist.
Haus des Geldes
Staffel 4, 8 Ep., je ca. 48 Min.
Onlinestreaming, Netflix, ab 3. April, Wertung: 3 / 5 Punkten