Nach zwei Jahren Pause geht es endlich zurück ins malerisch-mörderische „Ozark“. Auch die dritte Staffel der Kriminaldrama-Serie bleibt düster.
Bares ist alles im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Hälfte der Amerikaner hat mehr Kreditkartenschulden als Ersparnisse. Für Marty Byrde steht es außer Frage, in der Schuld anderer zu stehen. Für ihn ist Geld die Maßeinheit der Entscheidungsfindung, die Freiheit, tun und lassen zu können, was man will. Er will alles und am liebsten sofort.
Doch die Dinge laufen nicht so wie geplant. Und so landet der Vermögensberater, der nebenher Geld für ein mexikanisches Drogenkartell wäscht, im malerischen Lake Ozark im Bundesstaat Missouri, mit dem FBI auf den Fersen und der mexikanischen Mafia im Nacken.
Die Ehe der Byrdes steht auf dem Spiel
Bereits die erste Folge, die vor drei Jahren beim Streaminganbieter Netflix debütierte, setzt die Marschrichtung für die US-Serie „Ozark“. Der atemlose Auftakt, der seinen Figuren wortwörtlich den Boden unter den Füßen wegzog, hallt nach im Leben der Byrdes. Die Ehe von Marty (Jason Bateman, Foto re.) und Wendy (Laura Linney, Foto li.) zeigte schon damals Risse. Heute ist sie an vielen Stellen notdürftig mit Sekundenkleber gekittet.
Aber die Paartherapie ist auch nur Kosmetik. Marty und Wendy bewegen sich immer weiter voneinander weg. Er will nur das Geld beschaffen, das er dem Kartell schuldet und hegt Pläne, mit seiner Familie das Land zu verlassen. Sie genießt den Geschmack der neuerworbenen Macht, die die Byrdes mit ihrem florierenden Casino am Stausee aufgebaut haben.
„Breaking Bad“ im Mittleren Westen
Die Kinder Charlotte (Sofia Hublitz) und Jonah (Skylar Gaertner), die anfangs alles andere als glücklich waren, ihre Heimat Chicago gegen das verschlafene Lake Ozark zu tauschen, sind inzwischen Teil der Operation. Staffel drei setzt ein halbes Jahr nach den Ereignissen der letzten Folge an. FBI-Agent Roy Petty ist tot, das skrupellose Drogenpaar Snells ausgeschaltet, das Casino floriert – die Aussichten sind also eigentlich gut. Aber das FBI lässt nicht locker, die Mexikaner setzen die Byrdes zunehmend unter Druck und dann taucht auch noch Wendys kompromissloser Bruder Ben auf und wirbelt das ganze Gefüge noch einmal durcheinander.
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Mit „Ozark“ schuf Bill Dubuque eine finstere Melange aus Gangsterserie und Familiendrama – der verquere amerikanische Traum im Zerrspiegel der Gegenwart. Das langsame Tempo steht im krassen Kontrast zu den wiederkehrenden Ausbrüchen der Gewalt, die düstere Bildästhetik in Schwarz und Blau im Gegensatz zum üppigen Grün der Landschaft im Mittleren Westen der USA.
Es bleibt spannend
„Ozark“ begann als Genrestück in Anlehnung an die Hit-Serie „Breaking Bad“ und hat sich mit seinem komplexen, reizvollen Figurengeflecht längst zu etwas ganz Eigenem entwickelt. Stand in der ersten Staffel die Flucht vor dem Kartell im Mittelpunkt, war Staffel zwei der Versuch eines Neuanfangs. Die Dritte ist nun geprägt von Entscheidungen: Bleiben oder Fliehen? Verstecken oder Angreifen? Es bleibt spannend.
Ozark
Staffel 3, 10 Episoden,
je ca. 60 Min., ab 27. März
Onlinestreaming, Netflix
Wertung: 4 / 5 Punkten