Berlin. „Germany’s Next Topmodel“, die 15.: Am Donnerstag startete auf ProSieben die neue Staffel. Und Heidi Klum war nicht diejenige mit Herz.
- „Germany’s next Topmodel“ ist in die 15. Staffel gestartet
- Heidi Klum und Modedesigner Julien MacDonald richten in München über Mädchen
- Sedcard? Hat manch Teilnehmerin noch nie gehört – auch Bestechung hilft nicht
- Kandidatin Marcia wirft direkt wieder hin – aus einem grotesken Grund
Faszinierend und schockierend zugleich: Die Welt verändert sich – Frauen kämpfen in der #Metoo-Debatte gegen Sexismus und sexuelle Übergriffe, immer mehr junge Menschen machen sich für Klimaschutz stark und überlegen, wie sie die Welt besser machen können. Doch an Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“ auf ProSieben geht das alles vorbei.
15-Jahre-Jubiläum feiert die Casting-Show, Donnerstag startete die jüngste Staffel: 15 Jahre Ignoranz, 15 Jahre so gute Quoten, dass es sich lohnt, weiterzumachen. Und fast nichts hat sich bei „GNTM“ verändert. Wobei der Grund, warum schon zum Auftakt eine Kandidatin hinwirft, schon neu ist.
Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“: Heidi richtet allein
Aber erst einmal zum Prozedere. Wie schon im vergangenen Jahr ist Heidi Klum auch in dieser „Germany’s Next Topmodel“-Staffel die einzige „feste“ Jurorin. Thomas Hajo und Michael Michalsky sind Geschichte. Leider. Irgendwie vermisst man die Sticheleien zwischen den beiden, selbst wenn sie oft künstlich wirkten.
Stattdessen lädt sich Klum Gäste ein, die für eine Sendung Platz an ihrer Seite nehmen, Lobeshymnen über die „wunderbare Heidi“ ausschütten und die Leistung der „Meeedchen“ beurteilen. „Ich bin ein unglaublich glamouröser Modedesigner“, stellt sich Julien MacDonald vor. Karl Lagerfeld habe ihn gelehrt, wie man eine Frau einkleide. Wen er einkleide? „Es ist viel schwerer zu sagen, wen ich nicht einkleide“, stellt der Brite klar.
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„Germany’s Next Topmodel“: Kandidatinnen zum Fremdschämen
Bescheidenheit? Nicht angebracht für die, die auffallen wollen. „Mir steht Rot, ich bin für Rot geboren, und ich bin Krystyna“, stellt sich die 22-Jährige im roten Lackkleid vor, das vor allem ihre üppige Oberweite betont. Die anderen Mädchen seien vielleicht hübsch – aber sie sei eben Krystyna. „Was mag ich an mir am liebsten? Alles!“
Eigentlich genau das, was wir doch alle wollen: Selbstliebe! In dieser unverhohlenen Form löst sie allerdings Fremdscham aus: Man fühlt sich an Tiere im Zoo erinnert. Man kann kaum glauben, dass solche Kreaturen existieren – und dann stehen sie vor einem, laufen durch ihr Gehege, in diesem Fall über den Laufsteg, und man kann nur noch staunen.
Ob sie denn nun weiter sei, fragt Krystyna einen der „GNTM“-Set-Runner. „Wenn Heidi nichts gesagt hat, dann bist du leider nicht weiter“, erklärt er ihr. Das könnte nicht sein, echauffiert sich die Studentin der Germanistik und Soziologie. Sollte sie rausgeflogen sein, wünscht sie sich eine Absage in schriftlicher Form. Ahja.
„Germany’s Next Topmodel“: Basiswissen für Möchtegern-Models
Den besten Spruch der Auftakt-Folge liefert eine Casting-Teilnehmerin, die von sich behauptet, großer GNTM-Fan zu sein (man ist jetzt übrigens international und spricht das Englisch aus, „DschieEnnTieEmm“). Doch da tun sich große Lücken im Möchtegern-Model-Basiswissen auf: „Sedcard? Was ist denn eine Sedcard?“
Kandidatin Mara hat davon schon mal gehört. Sie ist ja auch schon Model. Deswegen hat sie ein Porträt von sich mitgebracht. Sie habe die Sendung jetzt oft geschaut und sonst würde Heidi ja Fotos verteilen. Heute wolle sie das mal machen. Mit einem gold-geschnörkelten Bilderrahmen geht die 23-Jährige also auf die Bühne und schenkt der „Model-Mama“ ihr Mitbringsel. Wo sie das denn hinhängen solle, fragt Heidi. „Ins Schlafzimmer vielleicht?“ Alles klar.
Höhepunkt der Skurrilitäten allerdings: Marcia. „Ich werde nicht für den Tag bezahlt. Und gestern auch schon nicht“, meckert diese los. Und entscheidet sich dafür, lieber doch nicht weiter mitmachen zu wollen. Sie habe einen Anruf bekommen und sei eben zum Casting gekommen, vorher gar nicht gewusst, dass es sich um GNTM handelt. „Ich bin zu alt für den Scheiß.“
Woher die Annahme kommt, dass ProSieben den jungen Damen dafür, dass sie überhaupt erstmal zum Start der Staffel erscheinen, Geld zuwirft, erklärt sie nicht. Dass 16 Wochen Bildschirmzeit genug des Lohns für berühmtheitsgierige Nachwuchsmodels sein dürften, wohl auch nicht.
Designer Julien MacDonald macht sich bei „GNTM“ über Models lustig
Bei dieser „Germany’s Next Topmodel“ kommt man nicht umhin, das Bildungssystem Deutschlands zu hinterfragen. Selbst „Stardesigner“ MacDonald stellt fest: „Models sind nicht die intelligentesten Kreaturen“.
Was läuft schief, dass junge Mädchen, die ihr Abitur gemacht haben, Heidi Klum als ihr großes Vorbild bezeichnen? Ja, sie ist schön und ja, sie ist erfolgreich. Aber sie steht auch für nichts, außer dass sie sich gelungen selbst vermarktet. Letztendlich ist sie wie eine leere Leinwand, die immer noch einen Künstler braucht, um Kunst zu sein. Wäre es nicht viel schöner, ein aussagekräftiges, meinetwegen auch polarisierendes Plakat zu sein? Auf dem in großen Lettern Überzeugungen stehen?
Hollywood- und Model-Star Milla Jovovich: Viel zu herzlich für „GNTM“
Nachdem zahlreiche „Meeedchen“ – kurvig, androgyn, mager, gepiercet, tätowiert – über den Laufsteg im Münchner Olympiapark gelaufen sind, werden 38 junge Frauen ausgewählt, um am nächsten Tag in der Show von Julien MacDonald zu laufen. Als weitere Jurorin ist dafür Schauspielerin und Model Milla Jovovich angereist: Sie ist mit der Herzenswärme, die sie ausstrahlt, eigentlich viel zu positiv für dieses Format.
Bei der Show kommt es zu den üblichen Pannen, die der versierten GNTM-Zuschauerin bekannt sein dürften. Das Kleid sieht nicht gut aus, Johanna ist der Absatz ihrer Schuhe zu niedrig, die Schleppe ist im Weg und für manche „Models“ scheint das Laufen schwerer als ein Dreisatz zu sein. Eine junge Dame fällt einfach von der Bühne. Scheint nichts Schlimmeres passiert zu sein, zumindest wird der Unfall nicht mehr thematisiert.
GNTM- Wer schon alles in der Jury saß
„Germany’s Next Topmodel“: 25 Mädchen fliegen nach Costa Rica
Eine weitere Kandidatin illustriert mit ihrem „Walk“ das Wort „Eiertanz“. „Oh Baby, sie sollte abbrechen. Sie wird sich noch selbst verletzten“, fürchtet Milla Jovovich. Heidi ist weniger besorgt als amüsiert, kann sich das Lachen kaum verkneifen. Designer MacDonald ist da eher Gentleman und kommt auf den Catwalk, um ihr bei den letzten Metern zu helfen.
„Was war denn da los?“, fragt er entsetzt. „Die Schuhe ...“. Doch die sind es nicht allein. „Da ist Öl auf deinen Füßen! Schatz, das geht nicht“, stellt Catwalk-Trainerin Nikeata Thompson klar. Erste Lektion: „Leute, ihr dürfte eure Füße niemals einölen.“ Wieder was gelernt.
„Germany’s Next Topmodel“- Die Kandidatinnen
Am Ende sind 25 Model-Kandidatinnen bei GNTM weiter: Sie dürfen mit Heidi Klum nach Costa Rica reisen. Eigentlich sollten es 30 sein. Aber die Leistung hat einfach nicht ausgereicht. Weiter aussortiert wird nächste Woche. Und da ist das Drama quasi programmiert: Es wird „geshootet“. Mehr oder weniger nackt. Mit Blättern bedeckt. Und mit Männern. Da hat ProSieben bei der Programmplanung gleich alles gegeben.
14 Staffeln „Germany’s Next Topmodel“ mit Heidi Klum, da ist einiges passiert: Diese Aufreger und Kandidatinnen sind legendär. Heidi Klum hat nicht immer allein über die Model-Kandidatinnen gerichtet – zumindest nicht offensichtlich: Wer schon alles in der GNTM-Jury saß, lesen Sie hier. Was die neue „Germany’s Next Topmodel“-Staffel bringt, steht hier. Das sind die Sendetermine der 15. GNTM-Staffel.