Berlin. Sind Kinder eine Gefahr für das Klima? Markus Lanz stellte einer Klimaaktivistin unangenehme Fragen. Die Antworten gefielen Lanz nicht.

Wer den Status Quo der Gesellschaft angreift, wer Angst macht, der muss damit rechnen, dass ihm Gegenwind entgegenweht. Allerdings: Die Grenzen der argumentativen Debatte ist bei einigen schnell überschritten – sogar sehr weit. Klimaaktivistin Luisa Neubauer muss das selbst erfahren: Weil sie Horror-Szenarien zeichnet über die globale Erwärmung. Und dafür radikal bedroht wird.

Neubauer malt bei Markus Lanz den Teufel an die Wand: Von heißem Pflaster spricht sie bei „Lanz“, von einem Asphalt, auf dem sich die Kinder die Füße verbrennen werden, wenn sich die Erde weiter so erwärmt. Das stehe so in ihrem Buch.

Was nicht darin steht: Die Morddrohungen, die sie seit ihrem Engagement erhalten hat. Diese seien „ein absurd-normales Begleitphänomen zu sein von Menschen, die sich öffentlich aussprechen“, sagte sie. Die Drohungen lassen sie nicht kalt, sagt sie. Sie glaube, dass das an der „Art und Weise“ liege, „wie wir unsere Forderungen kundtun, so angegriffen, dass daraus resultiert, dass man solche Gewaltfantasien auch offen ausspricht“, so Neubauer weiter.

Nichtsdestotrotz steht in Neubauers Buch auch etwas, das den Moderator fast hyperventilieren lässt: dass Kinder die Klimabilanz allein deshalb zerstören, weil sie geboren wurden. Für Markus Lanz fällt so etwas unter Populismus. Ganz schön mutig.

Kritik an Greta & Co. ist so etwas wie ein Tabubruch. Es wird gern als Angriff missverstanden statt als Form der Auseinandersetzung gewertet. Glücklicherweise hält sich Lanz nicht an dieses Abkommen. Der Titel ihres Buchs klingt fast wie der Titel einer Magisterarbeit „Das Ende der Klimakrise“.

Markus Lanz greift Klima-Aktivistin – Das muss man wissen:

  • Bei Markus Lanz sprach Luisa Neubauer von „Fridays for Future“ über ihr Engagement und ihr neues Buch
  • Dabei ließ sie sich zu einer Aussage hinreißen, die dem Moderator eindeutig zu weit ging
  • Er setzte zur Kritik an
  • Auch bei den Nutzern sorgte der Auftritt von Neubauer eher Ablehnung, aber es gab auch andere Stimmen

Die Diskussion von Neubauer und Lanz sorgte auch in den sozialen Netzwerken für Diskussionen. Auch die Aktivistin selbst äußerte sich wenig später auf Twitter. „Nach der Sendung heute kann man Herrn #Lanz immerhin nicht mehr vorwerfen er würde nicht kritisch genug gegenüber Klimaaktivistinnen sein.“, schrieb sie. Und weiter: „Aufzeichnung war eine Party“.

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Markus Lanz im ZDF - die Gäste:

  • Mark Benecke, Kriminalbiologe: Veröffentlicht in diesen Tagen seine Biografie „Mein Leben nach dem Tod – Wie alles begann“.
  • Klaus Töpfer, Politiker: Ex-Bundesumweltminister ist so etwas wie der Öko-Pionier der CDU.
  • Luisa Neubauer, Klimaaktivistin von „Fridays for Future“: Hat ein Buch geschrieben.
  • Maren Urner, Neurowissenschaftlerin: Sie spricht über den rauen Ton und Hass im Internet und die Folgen für die Gesellschaft.

Markus Lanz lässt sich von Klimaaktivistin Luisa Neubauer nicht abwimmeln

Wie sie das und ihren Buchtitel denn meinte? Luisa Neubauer (23), das deutsche Gesicht der Fridays of Future-Bewegung, bekennender Greta-Fan und Mitglied bei den Grünen, reagiert so, wie sie es gerne tut, wenn sie mit ihren eigenen Formulierungen konfrontiert wird. Sie tut so, als habe der Fragende etwas überpointiert oder falsch verstanden.

Luisa Neubauer ist das Gesicht der deutschen „Fridays for Future“-Bewegung.
Luisa Neubauer ist das Gesicht der deutschen „Fridays for Future“-Bewegung. © dpa | Monika Skolimowska

Aber Lanz lässt sich das nicht kleinreden, er hat das Buch ja inhaliert. Er weiß, wovon er spricht. Er hält ihr flüssig ihre eigenen Formulierungen vor. Wie zum Beispiel: „Ist das Kinderkriegen unseren Mitmenschen gegenüber verantwortungsvoll, da statistisch gesehen nichts einen größeren CO2-Fußabdruck hinterlässt als ein Kind?“

Sie klärt ihn dann auf, ein bisschen mit dem Habitus einer Musterschülerin, die dem ewigen Klassendeppen die Integralrechnung vorführt. Aber so ganz gelingt ihr das nicht. Es gelingt im Grunde gar nicht. Sie redet sich einfach nur raus, na gut, ist vielleicht legitim.

Blablaba, sorry!

Sie macht es eben wie die Großen, die schon lange Politik machen und die sie eigentlich ja verachtet: Sie beantwortet nicht die Frage, sondern spricht einfach ablenkend davon, dass zehn Milliarden Menschen eben ernährt werden müssen, dass die Kindersterblichkeit gesenkt werden müsse. Blablaba, sorry.

Aber wenn sie das so gemeint hat, hätte sie das ja auch so schreiben können. Sie gibt unumwunden zu, dass man mit sprachlichen Bildern Aufmerksamkeit erzielt. Das scheint für sie komplett nicht fragwürdig zu sein. Emotionalisieren, bewusstes Überzeichnen – darüber würde sie sich in anderen Zusammenhängen mit Sicherheit aufregen. Hier aber perlt das an ihr ab. Fällt wohl unter Wortklaubereien.

Sind für Luisa Neubauer Kinder wirklich ein Klimakiller?

Zum Thema Kinder als Gift fürs Klima sagt sie noch in einem Ton, den man von Kita-Mitarbeitern kennt: „Junge Leute kommen zu mir und fragen mich, ob das noch verantwortungsbewusst ist, junge Menschen in diese Welt hineinzuversetzen.“ Lanz will wissen, was sie denen denn dann sagt. Nein, sie werde jetzt nicht sagen, dass Menschen keine Kinder mehr bekommen sollen. „Ich entgegne diesen Menschen mit ganz viel Zuversicht.“ Klingt nach Heilsarmee. Sie sage ihnen, dass sie kämpfen können für eine bessere Welt.

Die Welt demonstriert für den Klimaschutz

Ein „Friday for Future“ auf der ganzen Welt: Am 20. September demonstrieren Millionen Menschen in fast 160 Staaten für besseren Klimaschutz. In Australien gab es in zahlreichen Städten Protestmärsche – so wie hier in der Hauptstadt Canberra. „Respect your mother“, fordert eine Demonstrantin auf ihrem Plakat – „Respektiere deine Mutter“.
Ein „Friday for Future“ auf der ganzen Welt: Am 20. September demonstrieren Millionen Menschen in fast 160 Staaten für besseren Klimaschutz. In Australien gab es in zahlreichen Städten Protestmärsche – so wie hier in der Hauptstadt Canberra. „Respect your mother“, fordert eine Demonstrantin auf ihrem Plakat – „Respektiere deine Mutter“. © dpa | Lukas Coch
Auch in Brisbane blieben Tausende Schüler für die Klima-Demo dem Unterricht fern.
Auch in Brisbane blieben Tausende Schüler für die Klima-Demo dem Unterricht fern. © Getty Images | Glenn Hunt
Die Innenstadt von Brisbane am Freitagmorgen: „Fridays for Future“-Ikone Greta Thunberg zeigte sich in den sozialen Netzwerken begeistert vom Engagement der Schülerinnen und Schüler in Australien.
Die Innenstadt von Brisbane am Freitagmorgen: „Fridays for Future“-Ikone Greta Thunberg zeigte sich in den sozialen Netzwerken begeistert vom Engagement der Schülerinnen und Schüler in Australien. © Getty Images | Glenn Hunt
Wie hier in Brisbane gingen überall bei den Demonstrationen in Australien längst nicht nur Kinder und Jugendliche auf die Straße.
Wie hier in Brisbane gingen überall bei den Demonstrationen in Australien längst nicht nur Kinder und Jugendliche auf die Straße. © dpa | Darren England
Auch in der Metropole Sydney gab es lautstarke Proteste.
Auch in der Metropole Sydney gab es lautstarke Proteste. © dpa | Rick Rycroft
Dieser Demonstrant in Sydney verkleidete sich als Vogel, um auf die bedrohte Tierwelt aufmerksam zu machen.
Dieser Demonstrant in Sydney verkleidete sich als Vogel, um auf die bedrohte Tierwelt aufmerksam zu machen. © Getty Images | Brook Mitchell
„Es gibt keinen Planeten B“, steht auf dem Plakat dieser Schülerin in Sydney.
„Es gibt keinen Planeten B“, steht auf dem Plakat dieser Schülerin in Sydney. © dpa | Steven Saphore
In Bangkok bastelte sich dieser Demonstrant ein Kostüm aus Plastiktüten.
In Bangkok bastelte sich dieser Demonstrant ein Kostüm aus Plastiktüten. © REUTERS/ | Soe Zeya Tun
Wie hier in Bangkok zogen sich auch in Thailand die Demonstrationen über viele Landesteile hinweg.
Wie hier in Bangkok zogen sich auch in Thailand die Demonstrationen über viele Landesteile hinweg. © REUTERS/ | Soe Zeya Tun
Klima-Flashmob in Bangkok: Diese Schülerinnen und Schüler stellen sich tot, um zu zeigen, wohin die Ausbeutung der Erde führen kann.
Klima-Flashmob in Bangkok: Diese Schülerinnen und Schüler stellen sich tot, um zu zeigen, wohin die Ausbeutung der Erde führen kann. © REUTERS/ | Soe Zeya Tun
Eine Schülerin in der indonesischen Provinz Kalimantan demonstriert mit Atemschutz und deutlicher Botschaft auf ihrem Plakat.
Eine Schülerin in der indonesischen Provinz Kalimantan demonstriert mit Atemschutz und deutlicher Botschaft auf ihrem Plakat. © Reuters | WILLY KURNIAWAN
Demonstranten versammeln sich in Indien mit einer Figur des Dämonengottes Ravana, der ein „Umweltmonster
Demonstranten versammeln sich in Indien mit einer Figur des Dämonengottes Ravana, der ein „Umweltmonster" repräsentieren soll, vor dem Ministerium für Wohnen und Stadtentwicklung. © dpa | Manish Swaruo
Demonstranten verschiedener Aktionsbündnisse blockieren den Verkehr auf dem Baseler Platz in Frankfurt.
Demonstranten verschiedener Aktionsbündnisse blockieren den Verkehr auf dem Baseler Platz in Frankfurt. © dpa | Boris Roessler
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Kämpfen gegen die Geburt eines Kindes als größten ökologischen Fußabdruck? Wie sie das meint, kann sie einfach nicht erklären. Der Moderator fragt sich, ob diese klugen jungen Menschen, die sich mit Klimatabellen und Klimamodellen so gut auskennen und den Politikern die Fehler so klar vor Augen führen, warum diese jungen Menschen nicht merken, dass das, was sie sagen, problematisch ist? Es könnte doch der geistige Nährboden radikaler Aktionen sein, wie man sie in der letzten Zeit erlebt hat.

Markus Lanz kritisiert Neubauer

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    Zerstochene Autoreifen, Randale am Bahnhof oder vor Automessen. „Distanzieren Sie sich von so etwas?“, fragt er. Sie müsse sich von nichts distanzieren, was nicht ihre Sache sei. Wie bitte? So will sie sich da rausreden? Das lässt er nicht zu.

    „Aber wir reden doch auch über Sprache als Nährboden bei der AfD“, sagt Lanz. Das sei doch nur mehr als nötig, dass man überall darauf achten müsse, wenn die Sprache nicht aufklärt, sondern wissentlich benutzt werde, um Ängste zu schüren. „Darüber muss man sich doch Gedanken machen!“, ruft er Luisa Neubauer zu.

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      Beim Applaus sind sich Neubauer und Lanz einig

      Sie scheint das mal irgendwie nicht so zu sehen. Und weil er jetzt schon mal richtig auf Tour ist, sagt er auch, dass ihn auch andere Passagen in dem Buch – das er grundsätzlich für ein sehr gelungenes, differenziertes Buch halte –, verstören. So wie sie den Besuch bei Minister Peter Altmaier (CDU) beschreibt, der wohl sehr viel Rührei dabei gegessen habe, und das nicht ganz auf eine Art, wie es Luisa Neubauer gefallen hat. Ob man sich so über andere erheben müsse?

      Genauso, wie sie schreibt, dass sich FDP-Politiker Christian Lindner beim Gespräch im Sessel herumgefläzt hätte. Warum sie das tue? Es sei eben so gewesen, sagt eine mittlerweile doch etwas geschafft wirkende Luisa Neubauer. Lanz will unbedingt richtig verstanden werden. Das Anliegen der Klimaaktivisten sei wichtig. Aber er hat Schwierigkeiten mit dem Stil. Über den diskutierte er zuletzt übrigens mit Richard David Precht. David Precht wetterte bei „Lanz“ gegen eine „Verasozialisierung“.

      Den Leuten sozusagen immer „rechts und links eins um die Ohren zu hauen“ – und dann, wie paradox sei das denn: dann würde auch noch im Publikum geklatscht. „Ja“, sagt Luisa Neubauer, „wenn das Establishment klatscht, hat man wohl etwas falsch gemacht“. Da waren sich die beiden dann mal einig.

      Luisa Neubauer bei Lanz – Das sagen die Nutzer

      Auch bei den Nutzern sorgte der Auftritt von Luisa Neubauer für Diskussionen. Hier eine Auswahl der Kommentare:

      • „Bei Markus #Lanz ist die Klimaaktivistin #Neugebauer. Furchtbar. Habe den Fernseher gerade ausgeschaltet.“
      • „Bravo Markus #Lanz, hartnäckig. Die junge Dame hat ja ein ein absolut positives Ansinnen, tolles Engagement. Merkt vermutlich aber wirklich nicht wie radikal und überzogen sie rüberkommt, vielleicht auch eingestellt ist. Gut den Spiegel vorgehalten.“
      • „Saubere Diskussion“

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      Mehr zum Moderator: Markus Lanz: Die wichtigsten Fakten zu seinem Leben