Berlin. Folge 5 von „Sing meinen Song“ stand ganz im Zeichen des belgischen Pop-Stars Milow – und der großen Gefühle: Kitsch-Momente inklusive.

„Das werde ich niemals vergessen“, sagt Milow, 37 Jahre alt, ein Mann, der mit Hits wie „Ayo Technology“ oder „You Don’t Know“ die Charts erobert hat. „Dieser Abend war unglaublich“. In einem Format wie „Sing meinen Song“, wo es nicht ums Gewinnen geht, gehören überschwängliche Worte zwar dazu.

Doch am Ende dieser fünften Ausgabe am Dienstagabend auf Vox wirkte der Protagonist wirklich ergriffen. Was war passiert? Eigentlich bloß das, was die Show seit nunmehr sechs Staffeln auszeichnet: Die Künstler lümmeln sich unter dem Nachthimmel Südafrikas auf Sofas. Umgeben von Lichterketten und Feuerschalen covern sie ihre Songs gegenseitig, quatschen, trinken Bier. Es geht nicht um Wettbewerb – sondern darum, aus bekannten Liedern etwas Neues zu kreieren.

Das Konzept funktioniert, die Einschaltquoten geben Vox recht. Und wenn noch eine Extraportion Gefühl dazukommt, umso besser.

„Sing meinen Song“: Was Milow mit Michael Patrick Kelly verbindet

So geschehen bei Milow, um den sich am Dienstag alles drehte. Der belgische Singer-Songwriter nahm die Zuschauer mit auf eine kleine Reise in seine Gefühlswelt. Er berichtete vom Umgang mit Schicksalsschlägen – unter tatkräftiger Mithilfe von Gastgeber Michael Patrick Kelly. Ganz zum Schluss hatte der Ex-„Kelly Family“-Sänger seine Version des Milow-Songs „Way Up High“ vorgetragen. Nein, er hat sie rausgeschrien.

Ein Stück, das vom Wiedersehen handelt. Das Milow nach dem Tod seines Vaters geschrieben hat. Und das auch Kelly an den Verlust seines Vaters vor 15 Jahren erinnert.„Ich möchte das Lied jetzt für dich, deinen Vater und meinen Vater singen“, sagte Kelly. Und er tat es so laut, so kraftvoll, dass er am Ende noch immer mit geschlossenen Augen, schwer atmend, dastand. Milow ging zu ihm, sekundenlang lagen sie sich in den Amen.

„Er hat da seine Seele rausgeschrien, einfach unglaublich“, sagte Jennifer Haben, die den Auftritt vom Sofa aus beobachtet hat. Es war der emotionale Höhepunkt des Abends. Man kann das rührselig finden – oder als Kitsch bezeichnen. Es sind aber die Momente, die den Reiz der Sendung ausmachen.

Es gibt auch einen anderen Milow – den mit verrückten Texten

Milow erzählte, wie ihm die Musik half, den Tod seines Vaters zu verarbeiten. Damals, Anfang 2008, habe er sich gleich in die Arbeit gestürzt. Im Song „Help“ habe er den Versuch unternommen, wieder zu sich zu finden, das Erlebte zu verarbeiten. Auch dass er mit seinem Vater nie über Gefühle sprechen konnte, thematisiert er darin. Ein ernster, ein schwerer Song. Es war nicht das erste Mal, dass in der Show ein Künstler einen Song einem verstorbenen Vater gedachte.

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Doch es gibt auch noch den anderen Milow. Den Künstler, der so verrückte Liebeslieder wie „You and Me“ schreibt. Wincent Weiss nahm es sich vor – und wunderte sich über den Text.

Dort wünschte sich Milow etwa eine Frau, die so dick wird, dass sie nicht mehr aus dem Zimmer kommt und bei ihm bleibt. „Es sollte ein atypischer Lovesong werden, einer mit Humor“, sagte er. Seinen Durchbruch feierte Milow mit „You Don’t Know“, ein Stück aus dem Jahr 2007. „Das ist ein Brett“, meinte Johannes Oerding, der daraus trotzdem eine komplett neue Nummer machte.

Milow heißt bürgerlich Jonathan Vandenbroeck

Mit seinen Passagen aus Sprechgesang gab Oerding dem Titel einen komplett neuen Dreh. Milow meets Hip Hop gewissermaßen. Und der Geehrte meinte nur: „Ich habe ein big smile auf dem Gesicht“. Der belgische Pop-Star plauderte über seinen Werdegang, den steinigen Beginn der Karriere und er sagte, dass er sein Privatleben lieber für sich behalten möchte. Daher auch der Künstlername Milow. Sein richtiger Name: Jonathan Vandenbroeck.

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Doch er möchte eine klare Grenze ziehen zwischen der Privatperson und dem Künstler. Eine tiefergehende Bedeutung, sagte Milow, habe sein Name nicht. Alvaro Soler bringt neuen Schwung So aufgeräumt Milow unter dem Sternenhimmel Südafrikas von sich und seiner Musik erzählte, so schwer wirkten dagegen die vorgetragenen Songs. „Out of My Hands“ etwa erzählt vom Zuspätkommen. Milow schrieb es, nachdem er vom Tod eines Mädchens erfuhr, das er noch im Krankenhaus besuchen wollte.

Jennifer Haben, die es coverte, fand: „Ein Song, der gut zu meinem Leben passt“. Ihr Großvater sei kürzlich gestorben – ihm widmete sie es. Auch der düstere Touch, den Jeanette Biedermann dem Stück „Howling At The Moon“ gab, passte zur Stimmung. Wem all das zu viel war, wer mit der Schwere haderte, konnte froh sein, dass Alvaro Soler noch an die Reihe kam. Der spanisch-deutsche Popsänger mit den dunklen Wuschelhaaren sorgte für gute Laune. Weil er „Lay Your Worry Down“ als Doppel aufführte – mit sich selbst. Mal sang er auf englisch, mal auf spanisch. Mal am Keyboad, mal im Stehen. „Das war so gut, ich hatte nicht das Gefühl, dass es ein Cover war“, jubelte Milow hinterher. Er jedenfalls wirkte zufrieden. Mit seinen Songs und dem, was seine Kollegen an diesem Abend daraus gemacht haben.