Essen. RTL-Chefkorrespondentin Antonia Rados dokumentiert in ihrer Reportage "Frauen in Angst" die vielen Varianten der Gewalt der Taliban in Afghanistan: Am späten Sonntagabend gibt es bei RTL kluges, einfühlsames Informationsfernsehen.

„Die Taliban“, bemerkt RTL-Reporterin Antonia Rados mit beiläufigem Sarkasmus, „führen einen Krieg besonders erfolgreich: den gegen die Frauen.“ Logischerweise beschreibt ihre Reportage mit bedrückenden Bildern, was es heißt, wenn in Afghanistan „Frauen in Angst“ leben.

Die zeitweilige ZDF-Reporterin ist bemüht, den Krieg am Hindukusch aus der Sicht der Opfer darzustellen. Ihre Bilder zeigen bereits in den ersten Minuten, was Gewalt gegen Frauen bedeutet: Ein Taliban bedroht eine Frau vor laufender Kamera am Telefon, Prügel gehören zum Alltag, sogar eine Mordszene ist dokumentiert.

Das Ziel: den spärlichen Einfluss der Frauen zurückdrängen

Das erklärte Ziel der Taliban sei es, sagt die 56-jährige Österreicherin, den in den letzten Jahren spärlich gewonnenen Einfluss der Frauen zurückzudrängen. Ihre Mittel sind Einschüchterung und blanke Gewalt. Gewalt, die Rados bei einem überraschenden Angriff auf ihr Hotel selbst erlebt. Dabei hat sie noch Glück im Unglück: Sie und die übrigen Hotelgäste bleiben unverletzt; ein Selbstmord-Attentäter zeigt sich nicht.

Rados befragt eine Frauenrechtlerin, die sich auf der Flucht befindet, ständig. Täglich wechselt sie ihren Schlafplatz seit dem Tod ihres Mannes, ermordet von den Taliban bei einem Anschlag, der eigentlich ihr galt. Die kleine Frau, die sich in ihrer Nervosität beinahe nur noch von Kaffee und Zigaretten zu ernähren scheint, will aber nicht aufgegeben in einem Land, in dem Frauen-Burkas und Männer-Bärte dominieren – die Symbole der Talibanherrschaft.

Kluges, einfühlsames Informationsfernsehen

Ach ja, die Taliban. Auch sie kommen zu Wort in dieser bemerkenswerten Reportage. Der Weg dorthin - er war im doppelten Sinne ein langer, gewundener Weg. Ohne die Hilfe amerikanischer Soldaten wäre RTLs Chefkorrespondentin kaum dorthin gekommen.

RTL zeigt den Film sicher nicht auf dem besten Sendeplatz, aber durchaus zu einem Zeitpunkt, der auch den Öffentlich-Rechtlichen gut zu Gesicht stünde. Ausgerechnet der vielgescholtene Unterhaltungssender zeigt ARD und ZDF am Samstagabend, wie kluges, einfühlsames Informationsfernsehen aussehen kann.

  • Sonntag, 29. November, RTL, 22.45 Uhr