Dortmund. Der WDR wehrt sich gegen die Vorwürfe des Dortmunder Oberbürgermeisters Ullrich Sierau gegen den Tatort. Alles nur Fiktion, heißt es aus Köln.
Der WDR wehrt sich gegen die Vorwürfe des Dortmunder Oberbürgermeisters Ullrich Sierau, der jüngste Tatort schade dem Image seiner Stadt. „Der Tatort ist Fiktion – aus dramaturgischen Gründen wird auch verdichtet und zugespitzt“, heißt es aus Köln. Einzelne Szenen könnten dadurch polarisieren und Debatten auslösen. „Das ist aus unserer Sicht nicht negativ, sondern bereichernd.“ Außerdem werde „ein vielschichtiges Bild der Stadt durch diverse Milieus und Drehorte“ gezeigt. Dafür gebe es Zustimmung von Zuschauerseite. Bei den letzten öffentlichen Vorführungen in Dortmund habe es jedenfalls „sehr viel Applaus“ gegeben.
Dortmunder Siedlung liegt in Wahrheit in Duisburg
Sierau klatscht schon lange nicht mehr. Ermittlungen gegen Neo-Nazis und gegen Rockerbanden hat er ertragen und zugesehen, wie islamistische Terroristen die halbe Stadt in Schutt und Asche legen. Doch am Sonntag hat es dem Oberbürgermeister gereicht. An „Klischeehaftigkeit nicht mehr zu überbieten“ gewesen sei die jüngste Folge mit dem Titel „Zorn“, hat er , wie berichtet, dem WDR-Intendanten Tom Buhrow geschrieben. Man solle die TV-Ermittler am liebsten in den „vorgezogenen Ruhestand schicken“. „Und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da“, hat Sierau gestern festgestellt.
Dabei hatte alles so schön angefangen vor rund sieben Jahren. Stark gemacht hatte sich Sierau damals dafür, dass neben Köln und Münster auch in Dortmund Tatort-Fahnder ein Zuhause bekommen. So etwas würde eine Stadt „adeln“, sagte er damals und freute sich auf „schöne Bilder“. Heute sagt er, die dunklen und düsteren Szenerien des Tatorts würden „dem Image Dortmunds schaden“. „Das sehen zehn Millionen Zuschauer, und wer nicht aus der Gegend kommt, der denkt anschließend, dass es hier wirklich so aussieht.“
Erste Besucher meiden angeblich die Stadt
Ja, er hat schon von ersten Touristen gehört, die nicht mehr in die Stadt kommen. Zum Weihnachtsmarkt etwa. Und warum? „Weil Dortmund völlig falsch dargestellt wird.“ Dabei sind die meisten Szenen, die im Fernsehen zu sehen sind, gar nicht in der Stadt entstanden. Immer schon, im jüngsten Fall aber ganz besonders.
Die heruntergekommene Bergarbeitersiedlung etwa, die steht in Duisburg. „So etwas finden sie in Dortmund gar nicht mehr“, behauptet Sierau und erinnert daran, dass „Minister Stein“, die letzte Zeche hier bereits 1987 geschlossen hat. „Das war eigentlich ein Duisburger Tatort.“ Nur ohne Schimanski. Aber über den haben sie sich damals ja auch aufgeregt. Weil er so viel geflucht hat. Jörg Hartmann, der den Dortmunder Kommissar Faber spielt, hat noch ganz andere Sachen gemacht in den vergangenen Jahren. Er hat Kollegen geschlagen und Zimmer mit Baseballschlägern zertrümmert.
Aber auch damit kann Sierau leben. Nicht aber mit der jüngsten Folge. „Mobbing gegenüber einer Stadt, einer Region sowie den dort lebenden Menschen“ sei das gewesen, wettert er. Ein Krimi müsse keine Dokumentation sein, räumt Sierau ein, erwartet aber „ein Mindestmaß an Bezug zur Realität“. Wenn sich nichts ändere, werde er eben in Zukunft nicht mehr einschalten. „Und viele andere werden das auch nicht.“