Berlin. Die Battles gehen in Runde drei, die Duelle werden enger. Am Ende entscheiden Nuancen übers Weiterkommen – und der Geschmack.
Yvonne Catterfeld kann auch anders. „Es werden Träume platzen“, sagte die sonst so freundliche Sängerin gleich zu Beginn dieser dritten Battle-Runde bei „The Voice of Germany“. Das heißt wohl: Mit der Harmonie ist’s vorbei. Jeder kämpft für sich. Sieg oder Niederlage. Spannung pur also. Doch die packenden Duelle lassen auf sich warten – zumindest am Anfang.
Da standen sich Eros Atomus Isler und Steffen Frommberger im Team Fanta gegenüber. Ihre Aufgabe: Den Gute-Laune-Song „Riptide“ von Vance Joy neu zu interpretieren. Beide machten das gut, sehr gut sogar. Doch gegen die Leichtigkeit, diese kraftvolle Stimme, die Isler auf die Bühne bringt, ist es schwer anzukommen. „Ich muss einen Eros-Fan-Club gründen“, lobte Michael Patrick Kelly den verdienten Sieger.
Deutlich knapper fiel die Entscheidung da schon bei Mark Forster aus. Mit John Alexander Garner III und Diana Babalola trafen zwei Vollblutkünstler in seinem Team aufeinander. „Ich werde danach unangenehm penetrant angeben“, frohlockte Forster. Grund genug hätte er gehabt: Die Kontrahenten lieferten sich zu „Genius“ von LSD ein wahres Power-Battle. „Toll, was ihr aus dem Song gemacht habt“, applaudierte Yvonne Catterfeld. Doch gehen musste John Alexander, der, so Coach Forster, etwas weniger Potential habe.
Klassik trifft Pop – Patrick Kelly wählte den perfekten Song
Wirklich gut wird „The Voice“ immer dann, wenn Welten aufeinander prallen. Wenn zusammen wächst, was eigentlich nicht zusammen gehört. Wenn Pop auf Oper trifft. So wie beim Auftritt von Philipp von Unold und Ludmila Larusso.
Mit „Perfect Symphonie“ von Ed Sheeran und Andrea Bocelli hat Coach Michael Patrick Kelly den perfekten Song ausgewählt. Hier der Popsänger, da die Klassik-Künstlerin. „Heute bekommst du keinen Welpenschutz von mir“, warnte die 58-jährige Larusso ihren 22-jährigen Konkurrenten. Der spulte seinen Pop-Part zwar routiniert und ohne Fehler ab. Nett anzuhören, keine Frage. Doch das besondere Etwas brachte Opern-Sängerin Larusso mit. „Ich gehe mit der Hochkultur“, urteilte Kelly deshalb.
Die Coaches von „The Voice of Germany“ 2018
Es tut dem Format gut, dass die Juroren auch deutschen Songs eine Chance geben. Nicht nur, weil es hierzulande viele gute Künstler gibt. Es bietet auch gleichzeitig eine neue Herausforderung. Denn: Deutsche Texte sind nicht einfach. Das bekamen auch Andreas Hauser und Sascha Coles zu spüren.
Mit „Schwarz zu Blau“ von Peter Fox wählte Yvonne Catterfeld ein extrem textlastiges Stück aus. Auf der Bühne war von Anstrengung aber nichts zu spüren. Beide explodierten förmlich. Egal, ob Rap oder Gesangspart – das war großes Kino. Wer besser war? Schwer zu sagen. Auch die Jury gab kein klares Urteil ab. Yvonne Catterfeld entschied sich schließlich für Hauser. Glück für Sascha Coles: Die „Fantas“ holten ihn per Steal Deal – dem einzigen der Sendung – zurück.
Steal Deal: Wer weiter kommt, ist Zufall
Die Juroren setzen den Steal Deal mit Bedacht ein. So soll es auch sein, sonst könnte man sich die „Battles“ gleich ganz sparen. Auf der anderen Seite: Wer über diesen Weg doch eine Runde weiter kommt, ist eben Zufall.
Genauso verdient hätte es Abdullah Azad. Der 19-Jährige hat nicht nur eine tolle Stimme, er blickt auch auf ein bewegtes Leben zurück. Aus dem Irak floh er nach Österreich. „Ich bin froh, in Europa zu sein“, so der Sänger.
Im Battle mit „The Voice“-Küken Linda Alkhodor (16) galt es, „Nobody’s Perfect“ von Jessie J einen eigenen Dreh zu geben. Klar: Die 16-jährige Alkhodor ist auf der Bühne ein Wirbelwind. Sie hat Power in der Stimme und lässt die raus. Doch Mark Forster gab hinterher zu bedenken: „Abdullah hat mir mehr eine Story erzählt und mich in seine Welt mitgenommen“. Coach Catterfeld entschied sich trotzdem für Linda Alkhodor – der Stimme, der sie mehr zutraue.
So argumentierte die Jury oft, wenn es Spitz auf Knopf stand, wenn die Künstler so gut sind, dass sie sich nur in Nuancen unterscheiden. Es ist dann eben eine Frage des persönlichen Geschmacks, wer weiter kommt – und für wen die Show vorbei ist. Auch wenn man sich als Zuschauer denkt: Hier hätte ich anders entschieden.
Drei Vierer-Buzzer stehen gemeinsam auf der Bühne
Einen besonderen Auftritt legten Felicia Peters, Clifford Dwenger und Igor Quennehen im Team der Fantas hin. Das lag weniger an ihrem Song – „Firebreather“ von Macklemore – als vielmehr daran, dass erstmals drei Künstler gemeinsam auf der Bühne standen, die ein Vierer-Buzzer erhielten. Heißt: Alle Coaches wollten sie in ihrem Team haben. Da endet das Spektakel aber auch schon, denn mit Clifford Dwenger setzte sich der beste Rapper im Trio durch.
Und sonst? Felicitas Mayer bezwang – auch auf Deutsch – Sinem Uraz, Guido Goh schickte Jélila Bouraoui nach Hause. Und: Es gibt sogar Momente, die Yvonne Catterfeld sprachlos machen.
Für das Battle Stefan Celar gegen Benjamin Dolic wählte Catterfeld einen schweren Song: „Cry Me A River“ von Justin Timberlake. „Die Gefahr ist groß, dass ihr euch in euren eigenen Gesagt verliebt“, warnte die Jurorin. Um dann komplett überrascht zu werden. Mit einem gefühlvollen Auftritt wickelten die beiden Kandidaten Jury und Publikum um den Finger. „Ich bin sprachlos“, staunte Catterfeld. „Das war ein absolutes Highlight“.
Dass die Entscheidung am Ende auf Benjamin Dolic hinauslief, war wie so vieles an diesem Abend: letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.