Berlin. Bei „Maischberger“ stritten Investoren und die Politik um ein Mittel gegen die Wohnungsnot. Es zeigte sich: Der Markt hat versagt.
Kaum ein Thema treibt die Menschen in Deutschland so um wie die Kosten fürs Wohnen. Aus guten Gründen: In den vergangenen Jahren sind die Mieten und Kaufpreise insbesondere in den Städten extrem gestiegen.
Die Wohnungsnot war am Mittwochabend auch Thema bei „Maischberger“. „Wird Wohnen unbezahlbar?“, fragte die Gastgeberin in die Runde.
Ein Exempel aus München
Als Beispiel für die Wohnungsnot trat Karin Jünke auf. Jahrzehnte lang lebte die Rentnerin in einer Münchner Wohnung mit 110 Quadratmetern.
Als der Enkel des Besitzers das Haus übernahm, wehte plötzlich ein anderer Wind: Alles Mögliche wurde renoviert. „Wir wussten schon, dass da was im Busch ist“, beschrieb Jünke die damalige Stimmung unter den Mietern.
Die Sanierung wurde schließlich auf die Mieter umgelegt. Am Ende hätte Jünke rund 2.000 Euro Miete zahlen müssen. „Das kann ich mir nicht leisten, ich bin Witwe“, erzählte die Rentnerin. Am Ende zog sie mit einer Abfindung aus.
„Das ist leider ein ganz normales Beispiel“, kommentierte Anja Franz vom Mieterverein München den Fall. Ursächlich seien vor allem die niedrigen Zinsen, die dazu geführt hätten, dass viele Hausbesitzer ihre Objekte sanieren. Weil man bis zu elf Prozent umlegen könne, zahle am Ende der Mieter – oder gebe auf: „Viele werden mürbe und ziehen aus“, berichtete Franz.
Was kann man tun?
Die Politik reagiert auf die Entwicklung bisher hilflos.
. „Aber das ist nur ein Aspekt“, sagte Malu Dreyer, SPD-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Dazu fördere man den Wohnungsbau. Und die SPD fordert einen Mietpreisstopp, der für fünf Jahre nur noch die Erhöhung um die Inflation erlauben soll. Die Wirtschaftsjournalistin Ursula Weidenfeld schlug dagegen vor, einfach das Wohngeld zu erhöhen. Doch würden dann die Vermieter nicht einfach vom Staat bezahlt werden?
Radikaler denkt man da in Berlin. „Man muss schon fragen, ob bestimmte Unternehmen sinnvoll sind“, sagte Florian Schmidt, als Grüner Baustadtrat für die Wohnsituation in Berlin-Kreuzberg zuständig. Wenn Wohnungsunternehmen zu sehr auf den Profit schauen würden, müsse man auch über Enteignungen nachdenken.
Was private Investoren wollen
Dieser Vorschlag wurde unter verächtlichem Schnauben von Christoph Gröner, einem der größten Bauunternehmer des Landes, vorgebracht. „Was schnell helfen würde: Wenn die Kommunen Bauland zuweisen“, sagte der Millionär, dessen Firmengruppe 550 Mitarbeiter beschäftigt. Wenn dann noch brachliegendes Bauland besteuert werden würde, könnte keiner mehr auf steigende Preise spekulieren.
Doch zerstört Gröner nicht die Preise, indem er neben gemischten Projekten auch extrem teure Wohnungen anbietet? Letzteres sei auch wichtig, weil es die wohlhabenden Interessenten aus dem Markt nehme, argumentierte der Bauunternehmer.
Wo der Investor Recht hat
Doch wie ist es überhaupt zur aktuellen Situation gekommen? Zu dieser Frage hatte Gröner die richtige Antwort:
, sagte er mit Blick auf die Privatisierungswelle der vergangenen Jahrzehnte. An diesem Fehler seien nicht die Investoren schuld.
Das Fazit
Dieser Ausgabe von „Maischberger“ gelang es gut, die Wohnungsnot aus vielen Perspektiven zu beleuchten. Möglich wurde das durch die vielfältig ausgewählten Gäste.
Am Ende wurde so deutlich, dass das Problem von vielen Seiten angegangen werden muss. Und dass dabei der Staat dringend gefragt ist, denn, wie Malu Dreyer richtig sagte: „Der Markt hat versagt.“