Essen/New York. Bei der 37. Verleihung der internationalen Emmys wurde das ZDF mehrfach ausgezeichnet. Intendant Markus Schächter erhielt den "Directorate Award" als Würdigung seiner Arbeit als Sender-Chef. Der ZDF-Dreiteiler "Die Wölfe" wurde in der Kategorie "Mini-Serie" ausgezeichnet.

Es war ein guter Tag für Markus Schächter, und es war ein guter Tag fürs ZDF. In New York erhielt der Senderchef einen Internationalen Emmy als bester Medien-Manager. Obendrein wurde in der Nacht zu gestern auch der ZDF-Dreiteiler "Die Wölfe" mit dem berühmten Fernsehpreis für ausländische Produktionen bedacht. Schächter taten die Trophäen sichtlich gut - kurz vor dem Finale des Polit-Dramas um die Zukunft von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender.

"Wir haben fünf Jahre an dem Projekt gearbeitet. Ich finde, wir haben den Preis verdient", erklärte Filmproduzentin Regina Ziegler selbstbewusst, die die Auszeichnung gemeinsam mit ihrem ZDF-Partner Heiner Gatzemeier entgegennahm.

Tatsächlich lieferten die Brüder Christoph und Friedemann Fromm mit "Die Wölfe" einen der besten Filme dieses Jahres ab. Sie erzählen die Geschichte einer Berliner Kinderbande über Jahrzehnte hinweg - von der Luftbrücke bis zum Mauerfall. Dabei verwebt das Regie-Duo Fakten und Fiktion so geschickt, dass die Übergänge zwischen Spielszene und Dokumentarfilm zuweilen kaum wahrnehmbar sind.

Aufwendige Produktion mit Spitzenbesetzung

Obendrein gönnte das ZDF der aufwendigen Produktion eine Spitzenbesetzung, darunter Axel Prahl, der, wie das ganze Ensemble, zu Höchstform aufläuft. Begeisterte sich der vorwiegend als "Tatort"-Kommissar bekannte Mime im Gespräch mit unserer Zeitung: "Ich war schon bei der Lektüre des Drehbuchs fasziniert von dem Gedanken, dass meine Rolle mit dokumentarischem Material vermengt werden würde. Ich hatte dabei den Film ,Zeelig' von Woody Allen im Kopf. In diesem Fall ist der Mangel sogar eine zusätzliche Qualität. Man hatte nicht die Möglichkeit, dokumentarisches Material in die Spielszenen reinzubasteln, sondern hat Dokumentarszenen mit fiktionalem Material verschnitten – und dennoch sieht es aus, als sei alles zusammen gedreht worden. Und dadurch wird eine Authenzität erreichen, die meines Erachtens nach unübertrefflich ist. Nebenher kann man den Geschichtsstoff gut vermitteln."

Nur das Publikum spielte im Spätwinter dieses Jahres nicht mit. Rund vier Millionen Zuschauer pro Folge enttäuschten die Erwartungen des Zweiten. Der Marktanteil von etwas über 13 Prozent lag nur knapp über dem Senderschnitt - zu wenig für eine derart aufwendige Produktion. Das ZDF wäre gut beraten, dem Publikum den frisch ausgezeichneten Film einfach noch mal vorzusetzen - denn er ist wirklich ausgezeichnet.

Erfolgreich für die Zukunft positioniert

Was den Preis zusätzlich aufwertet: In den vergangenen Jahren ging das deutsche Fernsehen mehrfach komplett leer aus. Diesmal wurden in New York nur die Hoffnungen für die ARD-Comedy "Türkisch für Anfänger" und Stefan Lambys WDR-Dokumentation "Der Große Rausch - Ein Investmentbanker packt aus" enttäuscht.

Wie der Kampf um die Macht daheim in Mainz ausgeht, steht dahin - auch wenn der ehemalige amerikanische Außenminister Henry Kissinger der Emmynenz vom Lerchenberg demonstrativ den Rücken stärkte: "Markus Schächter hat das ZDF durch eine turbulente Vergangenheit geführt und es gut für eine erfolgreiche Zukunft positioniert."