Berlin. Wer bei „Let’s dance“ die meisten Punkte kassiert, tanzt kommende Woche sicher um den Titel? Von wegen, wie dieses Halbfinale beweist.
Nein, die Antworten auf manche Fragen möchten wir nicht kennen. Zum Beispiel auf diese hier: Wer um Himmels Willen trägt eigentlich Echthaartoupet? Ja, genau, ein kleines V für die Brust, zusammengeklebt aus den Überresten eines Friseurbesuchs (plus drei Prozent Polyester), für den Mann oben ohne. So wie Ingolf Lück, der ein solches Teil beim Fubßalltraining mit seinen Jungs gebrauchen kann, wenn er sich sämtliche Erklärungen ersparen will.
Der Oberkörper des Comedian eifert seit wenigen Tagen nämlich mit einer Speckschwarte um die Wette, so aalglatt rasiert präsentiert sich der 60-Jährige am Freitagabend beim Halbfinale von „Let’s Dance“. Aber es geht ja auch um nicht weniger als die Trophäe des Tanzwettbewerbs. Und die erweist sich für Lück zum Greifen nah.
20 Punkte für die Samba
Dabei scheint die für den Paso Doble knallhart gestutzte Brustbekleidung über lange Strecken der Show völlig umsonst gefallen (25 Punkte). Denn der Bielefelder, immerhin der einzig verbliebene Promi-Herr, liegt nach drei Tänzen auf dem letzten Platz.
Was ist passiert? Beim Premierentanz verwechselt Juror Joachim Llambi Lücks „Flamenco- mit Diebeshänden“, während Kollegin Motsi Mabuse seine Atmung vermisst. Der Mann tanzt, fechtet, spuckt Feuer – und Luft holen soll er auch noch? Da kommt ja keiner hinterher.
Ach so, doch: Denn schon spielt der Comedian Gitarre. Zu „Bam Bam Maria“ eilen er und Partnerin Ekaterina im Samba-Sauseschritt durchs Köln-Ossendorfer Studio – zum Missfallen von Kritik-Kaiser Llambi: „Der geht ab wie Schmitz’ Katze – und dann war die Katze schnell weg.“ Na gut, wie sagt Lück selbst? „Ich bin eher Maus als Mann.“ Für so viel tierischen Einsatz gibt’s 20 Punkte – also einen weniger als beim Quickstep.
„Improvisieren kannst du nur, wenn du was kannst“
Denn, exakt, die vier VIPs erscheinen am Freitagabend zusätzlich zu ihren zwei einstudierten Darbietungen ein drittes Mal auf der Bühne – für einen „Impro Dance“. Genau drei Minuten bleiben ihnen nach Bekanntgabe des Tanzes fürs Umziehen und Überlegen einer Choreografie, sprich: 180 Sekunden Hochspannung (Als wäre die Show nicht schon fesselnd genug, gell?).
Was machen Lück und seine Ekat? Präsentieren ihre Version von Scheibenwischer und Staubsauger – Tanz-Insider, klar –; eine Kopfnuss plus Sturz gibt’s kostenlos dazu. Lück: „Improvisieren kannst du nur, wenn du was kannst. Ich kann aber nix.“ Das aber ziemlich gut.
Also, aufgepasst, liebe Judith Williams! Zwar liegt die Unternehmerin nach Punkten auf Platz zwei, schließlich räumen sie und ihre bessere Tanzhälfte Erich satte 76 Punkte ab. Das aber muss am Ende des Wettbewerbabends gar nichts heißen (dazu gleich mehr).
Dass die 45-Jährige noch in keiner „Let’s Dance“-Folge zittern musste, geschieht ihr recht: Trotz Kritik der Jury (falsche Fußlinie, zu gerader Stand, außer Takt) beweist Williams sowohl beim Tango, der Samba als auch bei ihrem improvisierten Cha-Cha-Cha, wieso sie ihren Platz im Finale mehr als verdient. Williams Erklärung: „Ich habe mich verändert, ich traue mich mehr, loszulassen.“ Merkt auch „Oma Kawupke, die zu Hause um den Wohnzimmertisch tanzt“, weiß Joachim Llambi, dem nur noch das letzte bisschen „Dirty-sein“ fehlt. Wofür findet ein Finale statt?
Premiere beim Paso Doble
Damit unter anderem Model Barbara Meier noch ein letztes Mal an ihre Grenzen geht, die sie gefühlt längst erreicht hat: „Der Speicher ist voll, ich kann mir nichts Neues mehr merken!“ Klagt die 31-Jährige und zeigt drei bis auf XXS-Mängel fehlerfreie Tänze; einen Jive, einen Slowfox und zum Abschluss eine Rumba (27/27/20 Punkte). Sie und Kollege Sergiu stehen im Finale! Passt also, der Titel ihres erstens Tanzes: „Let’s Have a Party“.
Nach dem von Jury und Publikum gefeierten Impro steht für die frisch Verlobte fest: „Wir trainieren jetzt nur noch drei Minuten.“ Und sieben Tage, bis kommenden Freitag – wenn Julia Dietzes Schritte einzig auf die Zuschauertribüne führen.
Denn der Schauspielerin und Coach Massimo bleibt der große Triumph verwehrt – trotz höchster Punktzahl des Abends. Erst übersteht das Paar die Samba im Kölner-Karneval-Leo-Look (Motsi M.: „Samba-Basic-Schritte bitte etwas ruhiger“). Dann räumen die beiden als erste „Let’s Dance“-Kandidaten überhaupt 30 Punkte beim Paso Doble ab (Llambi: „Das war ein Paso Doble, wie er sein muss“).
Jorge Gonzales fliegt raus
Schlussendlich meistern sie auch noch den Wiener Walzer, obwohl Sinato seine „Schülerin“ lange vor Ende des Lieds schon halb aus dem Saal hievt – und dann das: ein bitteres Aus, ganz kurz vorm Ziel. Wenn beim Anblick von Jorge Gonzales im halbgehangenen Geisha-Look inklusive Nippelblitzer noch niemand von der Couch geplumpst ist, dann jetzt. 83 Punkte reichen eben nur, wenn Oma Kawupke oft genug zum Hörer greift.
Wenn zwei sich verabschieden, freuen sich sechs andere. „Warum willst du nächste Woche hier tanzen?“, fragt Moderatorin Victoria Swarovski Ingolf Lück kurz vor Ende der Show. „Weil ich weiter noch nichts vorhabe.“ Wie schnell sich das Leben durch eine Brustrasur doch ändern kann.