Berlin. Der Rundfunkbeitrag polarisiert. Bei „Maischberger“ in der ARD waren die Kritiker in der Überzahl - von AfD bis Thomas Gottschalk.
Die ARD legte sich am Mittwochabend mächtig ins Zeug in eigener Sache. Im Magazin „Plusminus“ durften Beitragszahler erzählen, wie wichtig für sie ARD und ZDF sind. Im „Weltspiegel extra“ wurden mahnende Beispiele gesteuerter Medien aus anderen Ländern vorgeführt. Und in den „Tagesthemen“ sang Kommentatorin Sonia Seymour Mikich das Hohelied der Öffentlich-Rechtlichen als „Diener“ der Gesellschaft. Vieles davon ist richtig, aber das alles war ein bisschen viel des medialen Eigenlobs.
Aber dann gab es zu mitternächtlicher Stunde ja noch eine bemerkenswerte Diskussionsrunde von Sandra Maischberger, die anlässlich der am Sonntag in der Schweiz anstehenden
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ebenfalls die Frage stellte: „Wozu brauchen wir noch ARD und ZDF?“
AfD lehnt Rundfunkgebühren ab
Für Beatrix von Storch von der AfD ist die Antwort klar: für (fast) nix. Die Politikerin gehört zur Front derer, die seit Monaten Stimmung machen gegen den angeblichen „Staatsfunk“ in Deutschland und gegen die „Zwangsgebühren“, mit den ARD und ZDF mit all ihren Sendern finanziert werden.
„Man versucht, etwas zu erhalten über das die Zeit hinweggegangen ist“, urteilte von Storch über das öffentlich-rechtliche System. Durch das Internet gebe es inzwischen schier unendliche Möglichkeiten, sich zu informieren oder zu unterhalten. Ihr Gegenvorschlag: „Wir wollen freiwillige Leistungen ermöglichen. Das Programm wird verschlüsselt. Dann bezahlen die Leute für das was sie haben möchten.“
Thomas Gottschalk kritisiert die Rundfunk-Gremien
Doch der AfD geht es nicht nur um die obligatorischen Beiträge. Beatrix von Storch: „Wir haben den Eindruck, nicht objektiv informiert zu werden. Bei Themen wie EU, Brexit oder Trump würden ARD und ZDF „einseitig und parteiisch“ berichten.“ Ihre Konsequenz: „Ich gucke um 20 Uhr nicht die Tagesschau.“
Und die AfD-Frau, Vize-Chefin ihrer Fraktion im Bundestag, stand nicht allein mit Kritik. Ausgerechnet Showmaster Thomas Gottschalk, nach eigener Einschätzung „ein in der Wolle gefärbter Öffentlich-Rechtlicher“, ging ARD und ZDF hart an. Ein großes Problem seien die „Lobbyisten im Rundfunkrat. Ich verurteile den Einfluss von Gremien“.
Gründer von ProSieben sieht Chancenungleichheit
Er selbst, so Gottschalk weiter, zahle „meine Gebühren wie die Kirchensteuer: Nicht alles wird verwendet wie gewünscht, anderseits gebe ich mehr Geld für Unsinn aus“. Sein Sohn, so Gottschalk, beurteile das allerdings weitaus kritischer: „ARD und ZDF? Die bieten mir nix. Ich guck’ da nix.“
Auch der Medienunternehmer Georg Kofler, einst Gründer des Privatsenders ProSieben, stimmte in die Kritik ein: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist viel zu groß und atemberaubend ineffizient.“ Er möchte „mit den gleichen Waffen kämpfen dürfen“ wie die mit acht Milliarden Euro an Beiträgen ausgestatteten Öffentlich-Rechtlichen. Kofler: „Als Privater bin ich da chancenlos.“
Der WDR-Intendant verdient mehr als die Kanzlerin
Da blieb es WDR-Intendant Tom Buhrow überlassen, die Fahne der Öffentlich-rechtlich hochzuhalten. Pflichtbeiträge? „Kinderlose zahlen auch Schulen mit.“ Fehlende Kontrolle? „Keine Institution wird mehr kontrolliert als wir. Der Rundfunkrat ist besetzt, demokratischer geht’s gar nicht.“
Und das Programm der ARD, so Buhrow, könne sich sehen lassen. „Selbst bei Jörg Pilawa, da lernen Sie doch was!“, sagte er an die Adresse von Storchs. Die rollte da nur genervt mit den Augen. Quiz ist wohl auch nicht ihre Sache.
In Argumentationsnöte geriet Buhrow, als er auf sein auskömmliches Gehalt angesprochen wurde. Mit 399.000 Euro bezieht der WDR-Boss das höchste Gehalt im Intendantenkreis der ARD. Buhrow verwies wortreich auf die „Transparenz“ bei den Spitzengehältern und er habe ja auch schon bei sich selbst gespart und überhaupt werde viel gespart im WDR. Warum aber sein gebührenfinanziertes Salär um 150.000 Euro über dem der Bundeskanzlerin liegt, konnte er aber auch nicht überzeugend erklären.
Die aktuelle Ausgabe von „Maischberger“ gibt es in der ARD-Mediathek.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes wurde Beatrix von Storch mit den Worten „Ich gucke um 20.15 Uhr nicht die Tagesschau“ zitiert. Dieses Zitat wurde nicht korrekt wiedergegegeben. Tatsächlich hat Frau von Storch gesagt: „Ich gucke um 20 Uhr nicht die Tagesschau.“