Der Mann, der Schindler war – Goldene Kamera für Liam Neeson
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Hamburg. Liam Neeson ist „der Inbegriff eines stillen Leinwandstars“, sagt die Jury. Er erhält die Goldene Kamera für unzählige große Rollen.
Das Jahr hat gut angefangen für Liam Neeson. Im Januar verlieh der irische Präsident Michael D. Higgins dem Schauspieler von der grünen Insel, der seit Jahren in den Vereinigten Staaten lebt, eine Auszeichnung und nannte ihn laut „Irish Times“ einen „hervorragenden Auslands-Iren“. Das stimmt in mehrerer Hinsicht. Mit 1,93 Metern Körpergröße ist der Mime nun wirklich nicht zu übersehen.
Und auch das Spektrum von Filmrollen, auf das der 65-Jährige zurückblicken kann, ist enorm. Die Jury der Goldenen Kamera lobt seine „enorme Präsenz vor der Kamera“ und dass er gleichzeitig „der Inbegriff eines ,stillen Leinwandstars‘“ sei – und verleiht ihm den Preis für das „Lebenswerk international“.
Beim Amateurboxen lernte er Schlagfertigkeit
Noch bevor Neeson im Alter von elf Jahren zum ersten Mal auf einer Bühne stand, begann er mit dem Boxen. Diese Schlagfertigkeit, die ihn später zum nordirischen Meister im Amateurboxen werden ließ, konnte er später noch gut gebrauchen. Nach seinem Studium – Physik und Informatik in Belfast – ging er ans Abbey Theatre nach Dublin, wo ihn Regisseur John Boorman in „Von Mäusen und Menschen“ entdeckte. Er besetzte ihn als Sir Gawain im König-Artus-Film „Excalibur“. Es folgten kleine TV- und Bühnenrollen. Neeson zog nach London und lebte dort mit Helen Mirren zusammen.
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Wichtig war für ihn der Kinofilm „Nell“, nicht so sehr wegen der in der Titelrolle grandios aufspielenden Jodie Foster, sondern weil er bei den Dreharbeiten auch seine spätere Ehefrau Natasha Richardson traf.
Relativ spät wechselte er die Spur
Kurz danach gelang ihm der internationale Durchbruch, als er sich gegen die starke Konkurrenz von Mel Gibson, Kevin Costner und Warren Beatty durchsetzen konnte und die Hauptrolle in „Schindlers Liste“ ergatterte. Der Film von Steven Spielberg wurde ein Welterfolg und brachte Neeson eine Oscar-Nominierung ein. Danach war er in historischen Stoffen wie „Rob Roy“ oder „Michael Collins“ zu sehen. Von dort führte ihn sein Weg direkt in die Zukunft. In „Star Wars: Episode 1 – Die dunkle Bedrohung“ spielte er den Jedi Qui-Gon.
Relativ spät in seiner Karriere wechselte Neeson damit plötzlich die Spur und wurde zum Star in Action-Filmen, ging also den umgekehrten Weg wie Clint Eastwood, der als Action-Held begann und später zum Charakterdarsteller wurde. Erfolgreich war Action-Neeson beispielsweise in Martin Scorseses „Gangs Of New York“ an der Seite von Leonardo DiCaprio und Daniel Day-Lewis. Ein Erfolg wurde auch der 2008 gedrehte Action-Film „96 Hours“, der noch zwei Fortsetzungen nach sich zog. Schön für Neeson, das führte aber eben auch dazu, dass er sich, wie in seinem jüngsten Film „The Commuter“, mit mehr als 60 Jahren immer noch vor den Kameras prügeln muss.
Neeson tritt in der Öffentlichkeit oft sehr bescheiden auf
Privat musste Neeson einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen, als seine Frau 2009 nach einem Skiunfall starb. Ihre beiden Söhne sind mittlerweile erwachsen, der Älteste, Michael, arbeitet ebenfalls als Schauspieler.
Neeson tritt oft mit einer Bescheidenheit auf, die in der Branche nicht gerade selbstverständlich ist. Und er kann großzügig sein. Als er bei der Berlinale den Film „Kinsey“ über den US-Sexualforscher vorstellte, brach den Organisatoren der Interviews am Ende der Zeitplan zusammen. „Lass sie alle reinkommen“, sagte Neeson und absolvierte, obwohl total erkältet, das Interview umgeben von etwa 30 Journalisten.
Mit großen Worten hat es Neeson manchmal nicht so. Mehrfach schon hat er sich mit unbedachten Äußerungen in die Bredouille gebracht, zuletzt, als er in einer irischen Talksendung den Skandal um Harvey Weinstein als „Hexenjagd“ bezeichnete. Und auch Dankesreden sind nicht sein Ding. „Jeder sagt, du bist ein Schauspieler, das solltest du doch gut können. Es stimmt aber nicht.“
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