Berlin. Im Kölner „Tatort“ spielte eine Firma eine Rolle, die Hotels für die WM in Katar baut. Um Sozialkritik ging es aber nicht – zum Glück.
Es dauert nur wenige Szenen, bis der „Tatort“ wieder bei seiner Spezialität ankommt: einem gesellschaftspolitisch relevanten Thema. Diesmal ist es die Lage auf den Baustellen für die Fußball-WM in Katar. Lars Baumann, verantwortlich für den Bau eines Hotelkomplexes, weigert sich zurückzufliegen. Doch das hat zur Abwechslung mal keinen sozialkritischen, sondern einen rein persönlichen Grund: Seine Frau ist verschwunden.
Einfach nur ein Krimi
Dass Baumanns Arbeitgeber in Katar ein Hotel hochzieht, bleibt in diesem „Tatort“ Nebensache. Und das ist auch gut so. Denn die Zuschauer sahen so endlich mal wieder einen Krimi, der sich aufs Wesentliche konzentrierte – die Suche nach dem Mörder. Einfach, aber spannend.
Die Täter-Wahl
Man muss „Täter“ sagen und nicht „Mörder“. Denn es gibt zwar eine Tote, ob das Mord war oder ein Unfall, bleibt aber unklar. Und die Taten Nummer zwei und drei sind zwar unmoralisch, aber keine Morde – trotzdem ist ihre Aufklärung das eigentlich Spannende an diesem „Tatort“.
Zu verantworten hat sie Architekt Hans Könecke, Chef von Lars Baumann. Dass er Dreck am Stecken hat, ist schnell klar – Julian Weigend spielt den unsympathisch-selbstgefälligen Firmenboss perfekt. Dass er seine Assistentin Susanne Baumann zum Sex mit potenziellen Kunden verdonnert, ist ein ebenso kreativer wie skrupelloser Ansatz, um seine Firma vor der Pleite zu bewahren. Und dass er sie dann auch noch in seiner Villa vor ihrem Mann versteckt, um sie für sich zu haben, ist die Wendung, auf die man insgeheim gehofft hatte.
Vermisste und Tote beschäftigen Kölner „Tatort“-Ermittler
Die sonderbarste Beziehung
Baumann bittet auf der Suche nach seiner Frau seine Schwägerin Daniela Mertens um Hilfe. Die ist nicht nur Susannes Schwester, sondern auch seine Ex-Partnerin, die er für ihre Schwester sitzen ließ. Im wahren Leben würde das Familien zerstören, im „Tatort“ kann Baumann jedoch weiter auf Daniela zählen.
Die absurdeste Szene
Auf dem Weg zum Verhör im Präsidium schmeißt sich Baumann während der Fahrt aus dem Auto. Weil Schenk den Wagen verriegelt hat, muss er zuvor allerdings erst die Scheibe einschlagen – und schafft das ganz problemlos mit dem Ellbogen.
Die Bau-Wortspiele
Gab es die Buchstaben B, A und U eigentlich im Sonderangebot oder warum heißt der Bauleiter auch noch Baumann und versteckt sich in einem Bauwagen? Auch die in diesem Fall doppeldeutige Redewendung „Nicht meine Baustelle“ bringen die Drehbuchschreiber gleich zweimal unter.
Einmal als Köneckes Assistent sich weigert, Baumann zu beantworten, welche Probleme das Architektenbüro hat („Ist nicht deine Baustelle“), das andere Mal, als Ballauf und Schenk in der Abschlussszene darüber sinnieren, ob der Tod der Rezeptionistin Marion Faust nun Mord oder ein Unfall war („Das soll der Richter entscheiden, nicht mehr unsere Baustelle“).
Einmal hätte der Witz auch gereicht.
Schlechtester Spruch
Auf Videoaufnahmen sehen die Ermittler, wie Könecke und seine Schergen einen mit einer Decke umwickelten Körper in ein Auto hieven. Unten guckt ein Paar roter High-Heels hinaus. Nun ist klar, wer hinter Susanne Baumanns Verschwinden steckt. Nur hätte Schenk das auch weniger platt formulieren können: „Ja, und so wird ein Schuh draus.“
Wer genau hinhört, weiß, was passiert ist
Während der Szene, in der die Ermittler Mertens beschatten, läuft im Hintergrund Zuccheros „Senza Una Donna“. In dem Lied geht es um einen Mann, der von seiner Frau betrogen wird. Ein versteckter Hinweis auf Susanne Baumanns „Nebenjob“?
Cameo-Auftritt
Regisseur Kaspar Heidelbach stand diesmal nicht nur hinter der Kamera. Als Zeuge Kleefisch hat er einen Gastauftritt. Während die Ermittler die Leiche untersuchen, fragt Schenk ihn, ob er die Tote entdeckt habe. Einer von Heidelbachs drei großen Sätzen: „Nee, eher Hilde.“ Seine Bulldogge.