Berlin. Die 21-jährige Natia Todua gewinnt „The Voice of Germany“. Die letzte Sendung blieb über weite Strecken fad – was auch am Konzept lag.
Sie hat es also geschafft. Natia Todua konnte es im ersten Moment selbst nicht fassen. Die gebürtige Georgierin ging in die Knie, schlug die Hände vors Gesicht – und sprang ihrem Coach Samu Haber dann doch in die Arme.
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, den die 21-Jährige am Sonntagabend im Finale von „The Voice of Germany“ eingefahren hat. Über die Hälfte der Anrufer stimmte für sie ab, ihre Konkurrenten hatten – man muss es so sagen – nicht den Hauch einer Chance. Und das zeichnete sich schon im Lauf der Sendung ab.
Natia sang mit dem besonderen Etwas
Als die rothaarige Natia, die schon bei „X-Factor“ in der Ukraine und Georgien Casting-Erfahrung sammelte, mit der US-Sängerin Beth Dito auf der Bühne stand, war nicht ganz klar, wer Star ist und wer es noch werden will. Beide Stimmen bewegten sich bei „We Could Run“ auf dem gleichen hohen Niveau – rockig, röhrend, mit dem besonderen Etwas.
Dass das Ergebnis am Ende so deutlich ausfiel, verwundert also nicht. Und trotzdem ist es bitter für die drei anderen Finalisten, die alles gaben in dieser letzten Sendung. Sie waren ganz sicher nicht schlecht.
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James Blunt stahl Anna Heimrath die Show
Der zweitplatzierte Benedikt Köstler (25,45 Prozent) schafft es mit seiner tief-rauchigen Stimme im Handumdrehen, das Publikum zu begeistern. Doch beim Star-Duett mit Rita Ora zeigte sich eben auch, dass es nicht unbedingt die Pop-Songs sind, die seine Stimme so besonders klingen lassen. Unvergessen, wie der 17-Jährige noch während der Battles „Hallelujah“ von Leonard Cohen performte – ein Song, der in all seiner Gefühlstiefe einfach besser zu Köstler passt.
Dass eine nette Stimme alleine nicht ausreicht, musste auch Anna Heimrath erfahren – und das ausgerechnet im Duett mit James Blunt. Der Schmuse-Sänger stahl der 21-jährigen Finalistin einfach die Show.
Das war ganz sicher keine Absicht, aber gegen Blunts Stimme kam Heimrath einfach nicht an. Zu kraftlos, zu schlapp wirkte sie im direkten Vergleich. „Anna ist im Laufe der Staffel gewachsen“, sagte Coach Michi Beck. Das stimmt zwar, aber zwischen „gut“ und „sehr gut“ ist eben immer noch ein großer Unterschied.
Sat.1 blies das Finale auf
Was bleibt also von diesem Finale von „The Voice of Germany“? Über weite Strecken wirkte die letzte Sendung erschreckend fad. Da die Zuschauer das letzte Wort hatten, waren die Juroren praktisch abgemeldet. Die Kandidaten zogen ihren Stiefel durch, jeder Finalist durfte drei Mal auf der Bühne performen – einmal allein, einmal mit seinem Coach und einmal im Star-Duett. Das alles war nett anzuschauen, aber für über drei Stunden Sendezeit doch etwas mager.
Das dachte sich wohl auch Sat.1 und so wurde das Finale noch zusätzlich aufgeblasen. Star-Auftritte wie etwa der von Ed Sheeran hatten keine Funktion, außer eben, Zeit zu überbrücken. Auch die ständigen Rückblenden auf den ach so steinigen Weg der Kandidaten waren inhaltlich eher mau. Und für ein Finale – also den eigentlichen Höhepunkt einer Sendung – machten Coaches und Moderatoren etwas zu viel Werbung für kommende The Voice-Projekte.
Auf der Suche nach vernünftigen Fragen
Noch ärgerlicher aber war der Auftritt der Moderatoren, die im Finale deutlich mehr Raum bekamen als im bisherigen Verlauf der Staffel. Was Lena Gerke und Thore Schölermann so von sich gaben, war im besten Fall vorhersehbar, manchmal auch einfach nur peinlich. Mit Sprüchen wie „Bei so viel Stars waren wir heute kurz davor, von unseren Coaches Eintritt zu nehmen“, versuchte Schölermann lustig zu sein.
Hat leider nicht geklappt. Die meisten Zuschauer dürften schon kurz nach der Sendung vergessen haben, was die Moderatoren die Kandidaten überhaupt gefragt haben – zu belanglos waren die Einwürfe.
Spannende Duelle und interessante Kandidaten
Schade, dass ausgerechnet das Finale einen solchen Beigeschmack hinterlässt. Denn „The Voice“ ist eine gute Sendung, eigentlich. Mit spannenden Duellen, interessanten Kandidaten und Coaches, denen es – im Gegensatz zu DSDS – nicht darum geht, Menschen vorzuführen.
Das „The Voice“-Konzept ging auch diesmal wieder auf – eben bis auf das Finale. Das Gute ist immerhin, dass Sat.1 nun genug Zeit hat, darüber nachzudenken, was beim nächsten Mal anders gemacht werden kann.