Berlin. „Deutschland ist Porno-Weltmeister“, heißt es im „Tatort – Hardcore“. Doch stimmt das? Wir haben die Fakten des ARD-Krimis überprüft.
Der „Tatort – Hardcore“ führt die Ermittler Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in die Porno-Branche. Sie treffen auf professioneller Darsteller und Produzenten, aber auch auf Amateure. Doch während die Ermittlungen im Vordergrund stehen, bleiben viele Fragen zur Branche offen.
So wir beispielsweise die Behauptung aufgestellt, Deutschland sei Porno-Weltmeister. Doch stimmt es wirklich, dass Deutsche mehr Pornos gucken, als andere Nationen? Wir haben die Fakten überprüft und beantworten die wichtigsten Fragen zur deutschen Erotik- und Porno-Industrie:
Gucken Deutsche mehr Pornos als andere Nationen?
Im „Tatort“ stellen die Ermittler die Behauptung auf, Deutschland sei Porno-Weltmeister. Doch stimmt es wirklich, dass Deutschland nicht nur im Fußball und bei Exporten in der Weltspitze mitspielt, sondern auch bei Sexfilmen im Internet eine Sonderrolle einnimmt? Im Jahr 2016 hatte die Agentur Netzsieger berichtet, dass in Deutschland der Anteil an pornografischen Inhalten am gesamten Datenverkehr im Internet weltweit am höchsten sei. Doch die Agentur bezog ihre Daten aus anderen Medienquellen, die wiederum nicht immer wissenschaftlichen Standards entsprachen.
„Hardcore“ im Münchner „Tatort“
Seriöser scheinen die Zahlen von Similarweb aus dem Jahr 2016 zu sein. Das Unternehmen ist eines der größten, wenn es um Datenanalysen im Internet geht. Laut Similarweb landen jedoch beim Traffic-Vergleich andere Länder auf den vorderen Plätzen: Irak (Platz 1, zehn Prozent), Ägypten (2) und Serbien (3). Deutschland landet mit einem Anteil von etwa sechs Prozent auf dem fünften Platz.
Und wie viel Pornos werden insgesamt in Deutschland pro Jahr geguckt?
Verlässliche Zahlen zum absoluten Konsum gibt es nicht. Zwar geben einzelne Videoportale Daten zu den Besuchen auf eigenen Seiten heraus, doch ein Gesamtbild ergibt sich dadurch nicht. Zudem vernachlässigen diese Statistiken, dass ein – wenn auch kleiner Teil – an Pornos noch immer über DVDs und andere physische Medien konsumiert wird. Zudem ließe sich nur über Befragungen ermitteln, wie oft ein einmal gekaufter oder heruntergeladener Film angeschaut wurde.
Wie groß ist die Porno-Branche in Deutschland?
Das ist schwer zu sagen. Zahlen zu den Umsätzen der Branche sind weder beim Bundesverband Erotik Handel noch bei den Veranstaltern der Erotikmesse Venus zu bekommen. Durch den Trend zu immer mehr Amateurfilmen und den besseren technischen Möglichkeiten für Hobbyfilmer, ist kaum zu sagen, wie viele Pornos in Deutschland produziert werden und den Weg ins Netz finden.
Die Erotik-Messe Venus, die seit 1997 in Berlin stattfindet, hingegen ist nach eigenen Angaben die größte ihrer Art. „Über 250 Aussteller aus 40 Ländern“ werden in diesem Jahr erwartet. Über 30.000 Besucher werden bei Produktpräsentationen, Live-Shows und Branchentreffen erwartet.
Gibt es in Deutschland große Porno-Produzenten?
Einer der zeitweise wohl größten Pornoproduzenten und Betreiber von Internetplattformen stammt aus Deutschland: Fabian Thylmann. Der aus Aachen stammende Web-Entwickler und Unternehmer galt für mehrere Jahre als König der Pornobranche. Anders als Branchenriesen der Vergangenheit war Thylmann jedoch nicht als Regisseur oder prominentes Gesicht, sondern als Techniker und Investor im Hintergrund gestartet.
Thylmann kaufte Erotikwebsites, baute diese um und verkaufte sie oder baute sie zu einem Netzwerk aus. In den vergangenen zehn Jahren brachte Thylmann so Seiten wie Youporn, Pornhub oder Mydirtyhobby unter dem Dach von Manwin zusammen.
Doch nicht nur Videostreaming-Plattformen, auch Produktionsfirmen gehörten zu dem Netzwerk. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, verkaufte Thylmann seine Anteile an Manwin (heute Mindgeeks) im Jahr 2013.
Wie groß Thylmanns Einfluss auf die Branche gewesen war, lassen die Zugriffszahlen seiner Seiten erahnen. Laut „SZ“ hat alleine Pornhub im vergangenen Jahr 92 Milliarden Videos abgespielt. Zum Vergleich: YouTube verzeichnet etwa eine Milliarde Abrufe am Tag und damit gut 365 Milliarden im Jahr. Pornhub alleine käme also auf Viertel der Abrufe der weltbekannten Videoplattform des Google-Mutter-Konzerns Alphabet.