Berlin. Die TV-Serie mit David Hasselhoff war Kult, nun kommt „Baywatch“ ins Kino. Der Film kann es aber mit dem Original nicht aufnehmen.
Am besten kommt man diesem Film wohl mit einem Vergleich aus dem Schwimmbad bei: Man nimmt Anlauf, setzt zu einem Kopfsprung an, kommt aber zu flach weg und schlägt mit dem Bauch auf. Das kennt jeder, nennt sich Bauchplatscher und tut höllisch weh.
So ergeht es auch „Baywatch“. Man hat reichlich Anlauf genommen, um den Fernsehkult zu reanimieren, hat auch zwei veritable Stars dafür gewonnen. Doch der Film bleibt in jeder Hinsicht zu flach. Und erleidet eine schmerzliche Bauchlandung.
Trash pur
Und das konsequent von Anfang an. Dwayne Johnson, der die berühmte Rolle des Mitch Buchannon von David Hesselhoff übernommen hat, stürzt sich gleich zu Beginn in die Fluten. Rettet ein Menschenleben. Taucht in Großaufnahme wieder auf. Hinter ihm steigt zu anschwellender Musik der Filmtitel aus den Wellen auf. Und drei Delphine springen dabei in die Höhe. Das ist Trash pur. Und wird es auch bleiben.
„Baywatch“, die TV-Serie, war Kult. Elf Staffeln lang. David Hasselhoff durfte dabei mal nicht nur mit einem Auto reden. Er führte ein wechselndes Team stets junger Menschen an, die vermeintlich über das Leben von Strandsportlern wachten, tatsächlich aber vor allem leicht bekleidet, mit perfekt trainierten Bodys das Auge der Fans ergötzten, der weiblichen wie der männlichen.
Tiefe gab es nur, wenn jemand tauchte
An keinem anderen Strand waren so viele weibliche Life Guards am Wirken, und so schöne obendrein. Tiefe gab es in der Serie, seien wir ehrlich, auch nur, wenn jemand tauchte. Aber die Serie nahm sich schon ernst. Es gab sogar so etwas wie einen Generationenkonflikt zwischen Oberretter Mitch und seinem Sohn. Und natürlich all das Herzeleid zwischen Strandfahrzeug und Wiederbeatmung.
„Baywatch“, der Film, ist nur eine Parodie darauf. Dwayne Johnson als neuer Mitch bringt zwar als ehemaliger Wrestler einiges auf die Waage, für einen Schwimmer hat er aber deutlich zu viel Muskeln auf den Rippen. Und Zac Efron glänzt nicht mit darstellerischem Profil, sondern mit dem seines Sixpacks.
Zac Efron übernimmt den Part von Pamela Anderson
Als Matt Brody ist er der Neue im Team, den Mitch erst mal ablehnt, weil er mehr auf seine Eitelkeit achtet als auf den Strand. Zum Großteil ist der Film nichts anderes als ein Testosteronduell zwischen Schwergewicht Johnson und Mittelgewicht Efron, auch was ihre Starqualität betrifft. Das immerhin hat Unterhaltungswert.
Zac Efron übernimmt dabei den Part von Pamela Anderson und muss seinen Körper am häufigsten zur Schau stellen. Die Frauen bleiben nämlich eher Nebensache. Dafür kommt mit Ronnie (Jon Bass), noch ein ziemliches Übergewicht ins Team, bei dem man sich schon fragen muss, wie der sich beim Bewerbungstraining gegen all die durchtrainierten Rivalen durchsetzen konnte.
David Hasselhoff hat einen traurigen Gastauftritt
Ronnie verliebt sich ausgerechnet in die engelhafte CJ (Kelly Rohrbach) und stellt sich dabei so tölpelhaft an, als wäre dies eine Neuauflage von „Eis am Stiel“. Pennälerwitz in Badeshorts. Mit diesem Part sollen wohl alle voyeuristischen Erwartungshaltungen ironisch gebrochen werden.
Die kleinen Badeunfälle zwischendrin reichen auch nicht für die große Leinwand, da müssen noch fiese Drogenschmuggler her, die die Strandidylle stören, und ständig Schiffe explodieren. Aber all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film nur im seichten Gewässer dümpelt. Ach ja: Der alte Mitch, also David Hasselhoff, hat einen Gastauftritt, Pamela Anderson auch. Es sind die traurigsten Cameos der letzten Jahre.
Katastrophaler Kinostart in den USA
Die Berliner Premiere wurde auf eine bloße Vorführung des Films reduziert, ohne die angesagte Beachparty. Angeblich aus Respekt vor den Attentat-Opfern in Manchester. Der wahre Grund dürfte wohl eher der katastrophale Kinostart in den USA sein. „Baywatch“ verprellt die Fans der alten Serie. Und lässt die Jüngeren kalt, die sie nie gesehen haben. Reanimation zwecklos.